Neuwahl in Kanada: Premier Trudeau bei TV-Debatte unter Druck

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Kanada,

Wenige Tage vor der Parlamentswahl in Kanada ist Premierminister Justin Trudeau bei der letzten Fernsehdebatte der Spitzenkandidaten unter Druck geraten.

Trudeau
Justin Trudeau ist unter Druck. - Keystone

Wenige Tage vor der vorgezogenen Parlamentswahl in Kanada ist Premierminister Justin Trudeau bei der letzten Fernsehdebatte der Spitzenkandidaten unter Druck geraten. Sein konservativer Kontrahent Erin O'Toole kritisierte den liberalen Regierungschef am Donnerstag (Ortszeit) für dessen Entscheidung, trotz der Krise in Afghanistan und der gegenwärtigen Pandemie eine Neuwahl auszurufen: «Sie haben damit ihre eigenen politischen Interessen über das Wohlergehen von Tausenden von Menschen gestellt. Führung bedeutet, andere an die erste Stelle zu setzen, nicht sich selbst.» Der Vorsitzende der linksliberalen Partei NDP, Jagmeet Singh, stimmte O'Toole zu.

Trudeau verteidigte seine Afghanistan-Politik und lobte die Arbeit der kanadischen Streitkräfte bei der Evakuierung Tausender Menschen aus Kabul. Wie auch in Deutschland und anderen Nato-Staaten wurde der Abzug ausländischer Truppen aus Afghanistan mit seinen desaströsen Folgen in Kanada scharf kritisiert.

Knappes Rennen erwartet

In dem flächenmässig zweitgrössten Land der Erde mit knapp 38 Millionen Bewohnerinnen und Bewohnern wird am 20. September über eine neue Regierung abgestimmt. Trudeau, der das Land seit 2015 regiert und seit 2019 einer Minderheitsregierung vorsteht, hatte die vorgezogene Abstimmung vor wenigen Wochen ausgerufen - Kritiker werfen ihm vor, damit inmitten der Corona-Krise unnötigerweise Menschen an die Urnen zu bringen, weil er nach einer absoluten Mehrheit im Parlament strebt.

Zwischen Trudeau und seinem Hauptkontrahenten O'Toole zeichnet sich ein knappes Rennen ab. Obwohl O'Toole in einigen Umfragen bei den absoluten Stimmen vorne liegt, sehen die meisten Demoskopen Trudeaus Liberale bei den Sitzen im Parlament vorne. Grund dafür sind die 338 Wahlbezirke, deren Mandate nach dem Prinzip der absoluten Mehrheit verteilt werden. Entscheidend sind deshalb lediglich einige Dutzend umkämpfte Bezirke - ein wenig vergleichbar mit den «Swing States» in den USA.

Gut zehn Tage vor der Wahl sieht es nicht danach aus, dass eine der Parteien eine absolute Mehrheit von 170 Mandaten im Parlament erringen kann. Traditionell gibt es in diesem Fall in Kanada keine Koalitionen, sondern Minderheitsregierungen mit durchschnittlich zweijähriger Halbwertszeit. Die letzte Abstimmung auf Bundesebene im Herbst 2019 brachte Trudeaus Liberalen 157 Sitze, die Konservativen errangen 121.

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