Auf dem Weg in die USA nehmen Migranten aus Honduras grosse Gefahren auf sich. Der Conamiredi FC gibt ihnen nun eine sportliche Heimat.
Zentralamerikanische Migranten auf dem Güterzug «La Bestia».
Zentralamerikanische Migranten auf dem Güterzug «La Bestia» – übersetzt «das Biest». - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • «La Bestia» ist ein Güterzug, der oft von Migranten auf dem Weg in die USA genutzt wird.
  • Die Reise darauf ist gefährlich und führt oft zum Verlust von Gliedmassen.
  • Für die Amputierten wurde mit dem Conamiredi FC ein eigener Fussballclub gegündet.

«Spiel den Ball erst und renn dann zur Bande», ruft der Trainer Francisco Gómez zu. Der 37-Jährige trifft den Ball mit dem linken Fuss und setzt zum nächsten Schritt an – mithilfe seiner Krücken. Gómez und seine Teamkollegen kicken für den Conamiredi FC, einem Fussballverein in Honduras für Spieler mit Amputationen. Jeder der Spieler verlor einen Arm oder ein Bein bei der gefährliche Reise auf der sogenannten «La Bestia» in Mexiko. Die Fahrt auf dem berüchtigten Güterzug nehmen pro Jahr Tausende Migranten aus Mittelamerika in Kauf, um schneller an die Grenze zu den USA zu kommen.

Das kostete ihn fast sein Leben, erinnert sich Gómez. Bei seiner Fahrt auf «La Bestia» habe er eine Frau und ihre Tochter vor einer Gruppe Männern schützen wollen. «Ich wollte ein Held sein und habe sie verteidigt. Ich habe verhindert, dass sie die Frau und ihre Tochter vergewaltigen», sagt der Fussballer. «Aber die Männer haben mich auf die Schienen geworfen, und dort verlor ich mein Bein.»

Blick nach vorne

Heute, zurück in seinem Heimatland, fährt er Taxi, um Geld zu verdienen. Der Conamiredi FC ist einer von vier Fussballvereinen, die sich zur Liga für Amputierte zusammengeschlossen haben. Im Februar kommenden Jahres soll die Liga mit ersten Partien beginnen. «Hier versuchen wir, schlechte Erinnerungen durch den Fussball zu löschen», sagt der 37-Jährige. «Es hilft uns dabei, Dinge zu vergessen, die uns täglich verfolgen.» Dass alle Spieler das gleiche Schicksal teilten, sei eine gute Motivation, sagt Gómez.

Hunderte Honduraner machen sich jeden Tag auf, um in den USA ein besseres Leben zu suchen. Sie fliehen vor der bitteren Armut und der Gewalt durch Jugendbanden daheim. Die sogenannten Maras erpressen Schutzgeld, kontrollieren ganze Stadtviertel und zwangsrekrutieren Jugendliche. Ein normales Leben ist dort kaum möglich. Doch viele werden bei der Flucht in Mexiko oder den USA aufgegriffen und abgeschoben. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (OIM) wurden allein in den ersten sechs Monaten des Jahres 2018 rund 23'500 Migranten zurück nach Honduras geschickt.

Wer es von Honduras aus durch Guatemala nach Mexiko schafft, steigt oft auf «La Bestia», um schneller voranzukommen. Das Schienennetz für die Güterzüge durchzieht das lateinamerikanische Land vom Süden bis an die Grenzregion im Norden. Sie steigen in Chiapas, Tabasco oder Oaxaca auf den Zug – und hoffen, damit nach Baja California, Sonora oder Nuevo León an der Grenze zu den USA zu gelangen.

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