Kreml wegen Freilassung der Azovstal-Kämpfer kritisiert
Bei einem Gefangenenaustausch sind die Azovstal-Kommandeure freigelassen worden. Das verärgert das russische Militärpersonal aus vielen Gründen.

Das Wichtigste in Kürze
- Russische Militärblogger kritisieren laut US-Experten erneut Kreml.
- Die Freilassung der Azovstal-Kämpfer habe das russische Militärpersonal verärgert.
- Nach Abmachung sollten die ukrainischen Kämpfer bis Kriegsende in der Türkei bleiben.
Russische Militärblogger haben ihre Kritik am Kreml für dessen Vertrauen in die Türkei laut US-Experten erneuert. Dies nach der dortigen Freilassung mehrerer Azovstal-Kämpfer und deren Rückkehr in die Ukraine. Die Freilassung dieser hochrangigen Offiziere habe das russische Militärpersonal an der Front verärgert und spalte die russische Gesellschaft weiter. Das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) zitierte so einen der Blogger.
Russland hatte die ukrainischen Kämpfer zunächst im Kampf um das Stahlwerk Azovstal gefangen genommen und an die Türkei ausgeliefert. Der ukrainische Präsident Selenskyj hatte die Azovstal-Kommandeure nach einem Besuch in der Türkei am Samstag zurück in die Heimat gebracht. Der Abmachung zwischen Moskau und Ankara zufolge sollten sie eigentlich bis zum Kriegsende in der Türkei bleiben.
Unterschiedliche Kritik-Punkte
Russische Militärblogger hatten solche Gefangenenaustausche, bei denen Azovstal-Kämpfer freigelassen wurden, bereits zuvor kritisiert. Russland hatte am 24. Februar 2022 einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen. Kiew wehrt sich seitdem gegen die Invasoren und erhält dafür militärische sowie finanzielle Hilfe westlicher Staaten.

Ein anderer Blogger schrieb laut ISW, Russland hätte der Türkei nicht vertrauen dürfen, dass diese sich an die Abmachung halte. Denn sie sei ein «historischer Feind». Ein dritter Blogger merkte nach ISW-Angaben an, die Freilassung dieser Azovstal-Kommandeure untergrabe das Ziel Moskaus, die Ukraine zu «entnazifizieren». Moskau hatte die Verteidiger des Stahlwerks während der Kämpfe in Mariupol als «Nazis» bezeichnet.
Zudem schrieb ein Kreml-naher Blogger dem ISW zufolge: Moskau hätte diese Freilassung vermeiden können, indem es gar nicht erst den ursprünglichen Gefangenenaustausch 2022 organisiert hätte. Dabei hätten russische Beamte auf unverantwortliche Weise der Freilassung des früheren ukrainischen Politikers Viktor Medwedtschuk aus ukrainischer Gefangenschaft Vorrang eingeräumt. Er sei der Taufpate eines der Kinder von Russlands Präsidenten Wladimir Putin.