Eine Wahrheits- und Versöhnungskommission in Gambia hat ein internationales Strafverfahren gegen den ehemaligen Diktator Yahya Jammeh empfohlen.
Yahya Jammeh
Yahya Jammeh - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Yahya Jammeh des Mordes und der Folter beschuldigt.

Das Gerichtsverfahren wegen «Mordes, willkürlicher Inhaftierung und Verschwindenlassens» sollte laut dem am Freitag veröffentlichten Bericht in einem anderen westafrikanischen Land unter Aufsicht einer internationalen Organisation aus Afrika stattfinden. Nach Angaben der Kommission starben zwischen 240 und 250 Menschen durch Gräueltaten des Regimes.

Die 2017 eingesetzte Kommission hörte von Anfang 2019 bis Mitte 2021 knapp 400 Zeugen, Opfer und ehemalige Mitglieder der Todesschwadronen des Jammeh-Regimes. In vielen Aussagen wurde der Ex-Diktator direkt beschuldigt. Zu den Vorwürfen gehören Morde, Folter, Vergewaltigungen und Kastrationen, willkürliche Verhaftungen, Jagd auf angebliche Hexer sowie Zwangsbehandlung mit einem Scheinmedikament gegen Aids.

Die Kommission hatte ihren Bericht bereits im November an Präsident Adama Barrow übergeben. Dieser hatte ihn jedoch vor der Wahl Anfang Dezember nicht veröffentlicht. Justizminister Dawdu Jallow bekräftigte bei der Vorstellung des Inhalts am Freitag, dass die gambische Regierung «verpflichtet ist, die Empfehlungen des Berichts umzusetzen». Bis Ende Mai will die Regierung einen ersten Vorschlag dazu veröffentlichen.

Jammeh hatte Gambia seit einem Putsch 1994 mehr als 20 Jahre lang mit harter Hand regiert. Im Januar 2017 floh er nach Äquatorialguinea, nachdem er die Präsidentschaftswahl gegen Barrow verloren hatte. Barrow war Anfang Dezember für eine zweite Amtszeit wiedergewählt worden.

Jammeh hat in Gambia immer noch viele Unterstützer. Vor der Wahl hatte der 56-Jährige aus dem Exil zu Kundgebungen seiner Anhänger aufgerufen. Jammehs Einfluss auf Gambias Politik und seine mögliche Rückkehr aus dem Exil spielten auch im Wahlkampf eine wichtige Rolle.

Gambia ist eines der ärmsten Länder der Welt. Etwa die Hälfte der zwei Millionen Einwohner lebt nach Angaben der Weltbank von weniger als 1,90 Dollar (1,68 Euro) am Tag. Die stark vom Tourismus abhängige Wirtschaft wurde von der Corona-Pandemie schwer getroffen.

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