Joe Biden über Trump: «Was für ein Präsident redet so?»
In seinem ersten Interview seit dem Ausscheiden aus dem Amt rechnet Ex-US-Präsident Joe Biden mit seinem Nachfolger ab.

Das Wichtigste in Kürze
- Ex-US-Präsident Joe Biden hat sein erstes TV-Interview nach Ende seiner Amtszeit gegeben.
- Darin kritisierte er seinen Nachfolger Donald Trump aufs Schärfste.
- Wer annehme, Putin werde seine Aggressionen beenden, sei «einfach dumm».
Der frühere US-Präsident Joe Biden hat mit deutlichen Worten den Führungsstil seines Nachfolgers Donald Trump kritisiert.
Die Szene im Oval Office des Weissen Hauses, als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit Trump und dessen Vize J.D. Vance in Streit geriet, sei «unter Amerikas Würde» gewesen, sagte Biden der BBC.
Es war sein erstes Interview, nachdem er im Januar aus dem Präsidentenamt ausgeschieden war.
Joe Biden: «Das ist nicht, wer wir sind»
Dazu sowie zu den Äusserungen Trumps hinsichtlich einer Übernahme des Panamakanals, Grönlands oder Kanadas durch die USA sagte Biden: «Was für ein Präsident redet so?»
Er fügte hinzu: «Das ist nicht, wer wir sind. Wir stehen für Freiheit, Demokratie, Möglichkeiten, nicht für Beschlagnahmung.»
Kurz vor dem 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs sei die Demokratie in Gefahr wie nie zuvor.
«Einfach dumm»
Trumps Friedens-Versuche, indem er die Ukraine zur Aufgabe von Gebieten dränge, bezeichnete Biden als «modernes Appeasement».
Mit dem Begriff wird die Politik des früheren britischen Premierministers Neville Chamberlain in den 1930er Jahren bezeichnet. Dieser versuchte, einen Krieg abzuwenden, indem er die Annexion des zur Tschechoslowakei gehörenden Sudetenlands durch Nazi-Deutschland absegnete.
Es sei «einfach dumm» zu glauben, dass der russische Präsident Wladimir Putin seine Aggression in der Ukraine beenden werde. Die Verachtung für die Nato und die Verbündeten durch die Trump-Regierung sei nicht nachvollziehbar.
Falls die Nato zerbricht, verändert das die «moderne Geschichte der Welt»
«Ich verstehe einfach nicht, wie sie nicht begreifen können, dass in Allianzen Stärke liegt. Dass sie Vorteile bringen, und die Kosten dafür aufgewogen werden», so Joe Biden.
Nur die USA hätten die Kapazitäten, die Welt anzuführen. Nehme die US-Regierung diese Rolle nicht wahr, könnten China und Russland versuchen, in die Lücke zu stossen. Sollte die Nato zerbrechen, werde das die «moderne Geschichte der Welt verändern», warnte der Ex-US-Präsident.
Er empfinde keine Reue, nicht früher zur Seite getreten zu sein, sagte der Politiker der Demokratischen Partei. «Ich glaube nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte», sagte er.
Er sei bereit gewesen, Platz für die nächste Generation zu machen. Aber: «Die Dinge haben sich so rasch entwickelt, dass es schwierig war, alles liegenzulassen.» Es sei eine schwere Entscheidung gewesen.