Harvard publiziert Bericht zu Antisemitismus auf dem Campus

Dina Müller
Dina Müller

USA,

Bereits vor Trumps Amtsübernahme begann Harvard, Antisemitismus auf ihrem Campus aufzuarbeiten. Die Uni hat den Bericht nun veröffentlicht.

Harvard Studierende
Harvard veröffentlicht einen Bericht zu antisemitischen Vorfällen auf Campus. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Trump-Regierung wirft Harvard vor, Antisemitismus nicht genügend zu bekämpfen.
  • Eine Taskforce der Universität veröffentlichte nun einen Bericht dazu.
  • Tatsächlich wurden Fehler auf Seiten Harvards aufgedeckt.
  • Diese würden jedoch Trumps Vorgehen nicht rechtfertigen, so der Co-Chair der Taskforce.

Unter Donald Trump geht die US-Regierung zurzeit knallhart gegen die Harvard Universität vor. Der Elite-Uni wurden Fördergelder in Milliarden-Höhe gestrichen und Ausländern soll das Studieren an Harvard zukünftig untersagt werden.

Das alles passiert unter dem Deckmantel des Kampfes gegen Antisemitismus. Die Harvard Universität gehe nicht genug gegen Diskriminierung auf dem eigenen Campus vor, so der Vorwurf der Trump-Regierung.

Tatsächlich beschäftigt sich die Uni bereits seit einiger Zeit mit genau diesem Thema. So wurde bereits lange vor Trumps Amtsübernahme eine Taskforce zur Aufarbeitung von antisemitischen Vorfällen auf dem Harvard-Campus gebildet.

Das Ergebnis hat Harvard nun veröffentlicht – «im Wissen, dass es untergraben werden könnte», wie die Autoren im Vorwort schreiben. Die Universität hat nämlich durchaus mit Antisemitismus zu kämpfen.

Die Probleme an der Harvard Universität

Derek Penslar, Professor für Jüdische Geschichte an der Harvard Universität und Co-Chair der Taskforce, sagt im Interview mit dem «Tagesanzeiger»: «Wir haben festgestellt, dass Harvard für israelische und jüdische Studierende ein immer weniger angenehmer Ort geworden ist.» In der Universität lasse sich durchaus klassischer Antisemitismus beobachten.

Teilweise werde auch einseitig von den Professoren über den Konflikt unterrichtet. «Das ist nicht in vielen Kursen der Fall, aber in einigen», so Penslar.

Der Konflikt zwischen Israel und Palästinensern habe bereits über Jahre für Differenzen unter den Studierenden gesorgt. Der 7. Oktober, der Tag des Angriffs der Hamas im Gaza-Streifen, habe dann wie ein «Brandbeschleuniger» gewirkt.

Antisemitismus ist nationales Problem

Der Bericht befasst sich mit den Jahren 2023 und 2024. Mittlerweile habe sich der Campus bereits wieder verändert, sagt Penslar. «Es ist jetzt viel ruhiger, und die Universität hat eine Reihe von Richtlinien und Mechanismen eingeführt.»

Der Harvard-Professor ordnet auch ein: «Umfragen zeigen, dass es in Amerika insgesamt deutlich mehr Antisemitismus gibt als an amerikanischen Universitäten.» Ungefähr 24 Prozent der Amerikaner seien antisemitisch eingestellt. «Unter den Studierenden liegt dieser Wert bei etwa 15 Prozent.»

Findest du das Vorgehen von Trump gegen Harvard richtig?

Entsprechend stelle sich die Frage: «Wenn Antisemitismus in den USA allgegenwärtig ist: Warum konzentriert sich die öffentliche Debatte dann so sehr auf die Universitäten und insbesondere auf Harvard?»

Heuchelei von der US-Regierung

Die Elite-Uni sei sich bewusst, dass Trump ihre Untersuchung ausschlachten könnte, bestätigt Penslar dem «Tagesanzeiger». Trotzdem wurde der Bericht publiziert. «Wir haben ihn verfasst, um die Wahrheit zu dokumentieren», so der Co-Chair der Taskforce.

Zum aktuellen Schlagabtausch macht Penslar deutlich: «Das Vorgehen der Trump-Regierung hat nichts mit Antisemitismus zu tun.» Schliesslich gebe es «keinen logischen Zusammenhang zwischen den entdeckten Problemen und der Kürzung von Milliarden Dollar für die wissenschaftliche Forschung.»

Derek Penslar
Derek Penslar ist Professor für Jüdische Geschichte an der Harvard Universität und Co-Chair der Taskforce zur Aufarbeitung von antisemitischen Vorfällen. auf dem Campus. - harvard.edu

Im Gegenteil: Trumps Regierung verhaltet sich wohl eher heuchlerisch. Denn: Viele Studierende könnten jetzt gezwungen sein, Harvard zu verlassen. «Dies gilt auch für viele israelische Studierende», unterstreicht Penslar.

Er sieht hinter dem Angriff ein anderes Motiv: «Die Regierung versucht, an Harvard ein Exempel zu statuieren, um andere Universitäten einzuschüchtern.» Viele Amerikaner und rechte Politiker sähen Harvard als «Brutstätte des politischen Radikalismus» und «den Inbegriff einer linksliberalen Bildungselite».

Wer wird als Sieger hervorgehen?

Letztere Einschätzung sei zwar nicht von Grund auf falsch: «Wir müssen ideologisch vielfältiger werden», gibt Penslar zu. Aber: «Damit kann man doch nicht rechtfertigen, der wissenschaftlichen Forschung Milliarden Dollar an Fördermitteln zu entziehen.»

«Rechte bekommen genauso Krebs wie Linke»

Der Angriff der US-Regierung auf Harvard sei «höchst besorgniserregend». «Sie richten nur Zerstörung an», sagt Penslar.

Wie gross diese sein wird, ist wohl schwierig abzuschätzen. Der Professor ist sich allerdings sicher: «Harvard wird nie wieder so sein, wie es war.»

Der wissenschaftliche Vorsprung der Elite-Uni könnte durch das Trump-Debakel verloren gehen. «Das ist ein Verlust für die Vereinigten Staaten. Und es ist ein Verlust für die Menschheit.»

Die Folgen dürften wohl alle zu spüren bekommen. Penslar stellt nüchtern fest: «Rechte bekommen genauso Krebs wie Linke.»

Kommentare

User #1994 (nicht angemeldet)

Warum ist Miau's feiges Zensen-Hühnchen Luxy nicht dort und setzt sich für den Frieden ein ?

User #5392 (nicht angemeldet)

Ist Gretentotsch schon unterwegs mit dem Ruderboot🛶?

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