Feindbild vieler Rechten in den USA ist George Soros. Selbst in der Schweiz muss der Milliardär für rechte Verschwörungstheorien hinhalten. Ein Porträt.
George Soros, der Gründer der Open Society Foundation, während einem Treffen in Brüssel.
George Soros, der Gründer der Open Society Foundation, während einem Treffen in Brüssel. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Für viele Nationalisten in den USA ist Milliardär George Soros ein Feindbild.
  • Er spendet Millionen den Demokraten und setzt sich für eine offene Gesellschaft ein.

Für viele Rechte in den USA ist klar: Hinter der Flüchtlingskarawane aus Zentralamerika steckt Multimilliardär George Soros (88). Er soll rund 7000 Migranten finanziell unterstützen. Beweise dafür gibt es keine. Was Fox News nicht daran hindert, die These zu verbreiten.

Soros ist schon lange Zielscheibe von Verschwörungstheoretikern. Er arbeite an einer Globalisten-Verschwörung, die den weissen Christen durch Migranten austauschen wolle, heisst es rechts aussen.

Mittlerweile ist es salonfähig geworden, den Multimiliardär als Sündenbock hinzustellen. Selbst der US-Präsident macht mit. Protestierende, die gegen die Wahl von Brett Kavanaugh in den Supreme Court öffentlichkeitswirksam demonstrierten, sollen von Soros bezahlt worden sein, twitterte Trump persönlich. Das stimmte nicht. Einzig stellte sich heraus, dass eine der Protestierenden für eine Gruppe tätig ist, die von Soros’ Stiftung Geld erhalten hat. Von einer direkten Bezahlung ist das weit entfernt.

Der ehemalige US-Präsident George W. Bush spricht am «Stand-To,» in Washington, ein Gipfel des George-W.-Bush-Instituts, dass sich auf Veteranenhilfe konzentriert.
Der ehemalige US-Präsident George W. Bush spricht am «Stand-To,» in Washington, ein Gipfel des George-W.-Bush-Instituts, dass sich auf Veteranenhilfe konzentriert. - keystone

Kampf gegen Kommunismus

Einst war Soros bei den Republikanern beliebt. Der Holocaust-Überlebende unterstützte Gruppen, die den Kommunismus bekämpften.  In Ungarn, Soros’ Herkunfsland, schenkte er Universitäten und Bibliotheken Fotokopierer, um der Zensur der Regierung entgegenheben zu können. Dafür gab es Lob der Republikaner.

Das Blatt wendete sich 2004. Damals spendete Soros 27 Millionen für den demokratischen Präsidentschaftskandidaten John Kerry. Gegen George W. Bush, dessen Regierung Soros heftig kritisierte und der Einmarsch im Irak mit Hitlers Nazi-Regime verglich. Die Millionen haben nichts bewirkt, Bush kriegte eine zweite Amstzeit.

Über die Jahre hat Soros den US-Demokraten 75 Millionen Dollar gespendet. Viel Geld, unbestritten. Allerdings relativiert sich der Betrag, wenn man ihn Spenden konservativer Mäzen gegenüberstellt. Die Industriellen Charles G. und David H. Koch haben alleine im letzten Jahrzehnt den Republikanern rund zwei Milliarden Dollar gespendet.

Von Nazis geflohen

In Ungarn geboren, wuchs Soros in einer jüdischen Familie auf. Er überlebte die Nazi-Besatzung und floh nach dem Krieg nach Grossbritannien, als die Sowjetunion sich nach Ungarn ausbreitete. In England arbeitet er als Kellner, ehe er an der London School of Economie studierte. In den 50er Jahren zog er nach New York und übernahm einen Investmentfonds, die Grundlage seines Vermögens.

flavia kleiner
Flavia Kleiner. - Keystone

Wegen seiner Herkunft wird er immer wieder Opfer von Antisemitismus, obwohl Soros mit Israel nicht nahe verbunden ist. Jüngst kritisierte der Milliardär gar Premierminister Benjamin Netanyahu, weil dieser Migranten in unsichere Länder zurückschicken will.

Weltweit betreibt George Soros Stiftungen, die sich für eine offene Gesellschaft einsetzten. 32 Milliarden Dollar hat Soros dafür bisher aufgeworfen. Das gefällt Nationalisten weltweit nicht. Auch in der Schweiz.

Aktuell geistern Thesen im Netz, dass die Operation Libero von Soros finanziert würde. Denn Flavia Kleiner, Co-Leiterin der Organisation, ist Mitglied des europäischen Council on Foreign Relations. Dieser Think Tank wird von Soros gesponsert. Wie bei vielen Verschwörungstheorien um Soros, ist auch diese unbelegt. Auf Anfrage der «Weltwoche» wies Kleiner den Vorwurf zurück. Auch das konservative Blatt konnte keine Belege für die These finden.

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