Die kolumbianische Rebellenorganisation Farc hatte nach Angaben ihres früheren Anführers einen Mordanschlag auf Präsident Juan Manuel Santos geplant. Dies legte der ehemalige Guerilla-Chef und heutige Chef der Farc-Partei Comunes, Rodrigo Londoño, am Mittwoch in einer Anhörung in Bogotá offen. Das Attentat sei jedoch nicht ausgeführt worden, weil es «unethisch» gewesen wäre, eine Person anzugreifen, mit der man einen Friedensprozess begonnen habe. Santos bekam für seine Bemühungen später den Friedensnobelpreis.
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Die drei Männer waren Ende März von abtrünnigen Kämpfern der früheren Farc-Rebellen entführt worden. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Friedensverhandlungen in dem südamerikanischen Land liefen offiziell seit 2012.

Zuvor gab es zwischen Rebellen und Regierung aber schon Gespräche hinter den Kulissen. Londoño - auch bekannt als «Timochenko» - sagte in einer Anhörung vor der Sonderjustiz für den Frieden (JEP) aus, die die Vergangenheit aufarbeiten soll. Der damalige Farc-Anführer Alfonso Cano habe seinerzeit informiert, «dass ein Kommando bereit sei, ein Attentat auf den damaligen Präsidenten Juan Manuel Santos zu verüben». Einen genauen Termin nannte er nicht. Londoño übernahm nach Canos Tod 2011 die Führung der Farc.

Kolumbien litt mehr als 50 Jahre unter einem bewaffneten Konflikt zwischen den Streitkräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs. Während des Bürgerkriegs kamen mehr als 200 000 Menschen ums Leben, Millionen wurden innerhalb Kolumbiens vertrieben. Die grösste Rebellen-Organisation Farc, die sich stark über Kokainhandel und Schutzgelderpressung finanziert hatte, schloss 2016 einen Friedensvertrag mit der Regierung von Santos und legte die Waffen nieder.

Darin wurde auch eine besondere Gerichtsbarkeit vereinbart. Für geständige Täter wurden Höchststrafen von maximal acht Jahren festgelegt. Auch wegen der relativ milden Strafen für die einstigen Farc-Grössen ist das Friedensabkommen in Kolumbien, für das Santos den Nobelpreis bekam, äusserst umstritten. «Timochenko» sagte eigentlich aus, um zu dem Mord an dem Konservativenführer Álvaro Gómez Hurtado 1995 Stellung zu nehmen. Frühere Farc-Kommandeure hatten im September die Verantwortung dafür übernommen.

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