Donald Trump will sich nicht auf eine virtuelle Wahlkampf-Debatte einlassen. Ein Politologe ordnet die Reaktionen des US-Präsidenten und deren Folgen ein.
US-Präsident Donald Trump (l) und Herausforderer Joe Biden liefern sich einen Schlagabtausch. Foto: Morry Gash/AP Pool/dpa
US-Präsident Donald Trump (l) und Herausforderer Joe Biden liefern sich einen Schlagabtausch. Foto: Morry Gash/AP Pool/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Donald Trump weigert sich, an einer virtuellen Debatte mit Joe Biden teilzunehmen.
  • Dies könne daran liegen, dass er seinem Kontrahenten unterlegen ist, sagt Louis Perron.
  • Der Politologe ordnet die Bedeutung der Weigerung Trumps für den Wahlkampf ein.

Bis zu den US-Wahlen dauert es nur noch knapp vier Wochen, die letzten Vorbereitungen werden getroffen. Darunter auch die berühmt-berüchtigten TV-Debatten zwischen den Präsidentschaftskandidaten.

Doch nachdem sich der amtierende US-Präsident Donald Trump kürzlich mit dem Coronavirus infiziert hatte, kam es zu einigen Änderungen im Programm der Debatte. Denn die Organisatoren forderten, dass sich die Kontrahenten beim nächsten Duell nur virtuell begegnen sollten, nicht im selben Raum.

Trump passte das überhaupt nicht und verkündete, dass er nicht an diesem Duell teilnehmen wolle. Ein solcher Plan sei «inakzeptabel». Der falsche Ausweg aus einer schon brenzligen Situation findet Politologe und Politberater Louis Perron.

Ist das noch «typisch Trump»?

Trump liegt in den meisten Umfragen mit rund zehn Prozent hinter seinem Kontrahenten Joe Biden. «Er braucht jede Möglichkeit, um das Rennen noch zu drehen. Von daher ist die Absage falsch», schätzt Perron die Lage ein.

Seine Wähler verliere er zwar durch diese Absage nicht, denn sie werden für ihn stimmen, «egal was er sagt oder tut.» Nur: «Das genügt nicht.»

Louis Perron
Lous Perron ist Politologe und Politberater. - zVg / Ronny Jau

Für viele scheint das Verhalten des Präsidenten «typisch Trump» zu sein - doch ist das wirklich so? Perron verneint: «Sein Verhalten wirkt auf mich zunehmend erratisch und verzweifelt.» Man müsse bedenken, dass Trump in den vergangenen Wochen einige Schläge in die Magengrube verkraften musste.

«Zudem dürfen wir nicht vergessen, dass er starke Medikamente nimmt. Vielleicht hat auch das einen Einfluss auf seine Entscheide», nennt Perron einen weiteren möglichen Grund.

Trump hat Angst vor Stummschaltung

Die virtuelle Debatte sei «inakzeptabel» und «unwürdig», so die Worte Trumps. Perron vermutet jedoch, dass die Absage wohl auch mit den digitalen Vorteilen der Debatte zu tun haben könnte.

Könnte er sich etwa davor fürchten, stumm geschaltet zu werden? «Es ist gut denkbar, dass auch das ein Faktor ist. In einer virtuellen Debatte kann er seinen Kontrahenten sowie den Moderator nicht einfach niederschreien.»

Debatte
Donald Trump (l.) und Joe Biden beim TV-Duell. - AFP

Trotz der harten Worte sei es nicht unwahrscheinlich, dass Trump einen Rückzieher machen werde. «Es kann gut sein, dass er realisiert, dass die Absage für ihn Nachteile hat und er einen Ausweg aus der Situation sucht.»

Der Präsident krebste schon wenige Stunden nach der Absage wieder ein Stückchen zurück. Anstatt die TV-Debatte ganz abzublasen, solle sie lediglich um eine Woche verschoben werden.

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