Dem US-Star Bill Cosby wird sexuelle Nötigung vorgeworfen. Am Montag hat die Anhörung zu seinem Strafmass begonnen.
Bill Cosby verlässt nach einer ersten Sitzung zur Verkündung seines Strafmasses das Montgomery County Courthouse in Norristown (USA).
Bill Cosby verlässt nach einer ersten Sitzung zur Verkündung seines Strafmasses das Montgomery County Courthouse in Norristown (USA). - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der amerikanische TV-Star Bill Cosby steht wegen Missbrauch vor Gericht.
  • Sein Verteidiger fordert die Haftstrafe auf zehn Jahr zu reduzieren.

Dem in Ungnade gefallenen ehemaligen Fernsehstar Bill Cosby droht am Dienstag die Verurteilung zu einer Haftstrafe von bis zu zehn Jahren. Im Missbrauchsprozess gegen Cosby begann am Montag die Anhörung zum Strafmass. Richter Steven O'Neill bestätigte, dass Anklage und Verteidigung sich darauf geeinigt hätten, die drei Anklagepunkte wegen sexueller Nötigung zu einem zusammenzufassen, womit sich das Höchststrafmass von 30 auf zehn Jahre Haft reduzierte.

Zunächst ging es bei der Gerichtsverhandlung in Norristown (USA) aber um die Frage, ob Cosby wie von der Staatsanwaltschaft gefordert auf die Liste der gewalttätigen Sexualstraftäter im Bundesstaat Pennsylvania gesetzt werden soll. Cosbys Anwalt Joseph Green argumentierte dagegen, ein solcher Schritt wäre verfassungswidrig und würde seinem 81-jährigen Mandanten die Möglichkeit nehmen, seine Enkel zu treffen.

«Ich will Gerechtigkeit»

Cosby wird von etwa 60 Frauen des sexuellen Missbrauchs beschuldigt, allerdings sind die meisten Fälle verjährt. In dem nun verhandelten Fall geht es um die Vorwürfe von Andrea Constand. Nach ihrer Aussage hatte Cosby sie im Januar 2004 in seinem Haus in Philadelphia (USA) unter Drogen gesetzt und sexuell missbraucht. Ende April wurde er bereits schuldig gesprochen, nun geht es um seine Strafe.

«Alles, was ich will, ist Gerechtigkeit nach Ermessen des Gerichts», sagte Constand am Montag vor Gericht.

Die Anklage forderte die höchstmögliche Haftstrafe in einem staatlichen Gefängnis sowie eine Geldstrafe in Höhe von 25'000 Dollar (24'153 Franken). Die Verteidigung argumentierte, Cosby solle seine Strafe im Hausarrest absitzen dürfen, weil er zu alt und gebrechlich für eine Haftanstalt sei. Cosby ist mittlerweile nach eigenen Angaben blind.

Nach der Weinstein-Affäre

Cosby sass am Montag ruhig im Gerichtssaal, gekleidet in einen dunklen Anzug, weissem Hemd und gemusterter Krawatte. Er schien entspannt, lächelte und plauderte mit seinen Anwälten. Der Komiker war früher in seiner Rolle als gutmütiger Arzt und Familienvater in der «Cosby Show» einer der beliebtesten TV-Stars des Landes.

Bei einer Verurteilung zu einer Haftstrafe wäre Cosby der erste Prominente, der seit der 2017 losgetretenen Welle von Missbrauchsvorwürfen gegen Film- und Medienschaffende wegen eines Sexualverbrechens ins Gefängnis geht. Am Anfang hatten die massenhaften Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Hollywood-Mogul Harvey Weinstein gestanden.

Für heute Dienstag wird die Aussage des Psychologen Timothy Foley erwartet, einer der wichtigsten Zeugen der Verteidigung.

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