Erstmals seit dem Schuldspruch wegen sexueller Nötigung im April ist der 81-jährige US-Entertainer Bill Cosby vor Gericht erschienen.
Der US-Entertainer Bill Cosby und sein Assistent Andrew Wyatt in Norristown (USA).
Der US-Entertainer Bill Cosby und sein Assistent Andrew Wyatt in Norristown (USA). - AP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bill Cosby ist am Montag wegen sexueller Nötigung in drei Fällen vor Gericht erschienen.
  • Für jeden der drei Fälle aus dem Jahr 2004 ist eine Höchststrafe von zehn Jahren möglich.
  • Das Strafmass wird noch am Montag oder aber erst am Dienstag erwartet.

Erstmals seit dem Schuldspruch wegen sexueller Nötigung in drei Fällen im April ist der US-Entertainer Bill Cosby vor Gericht erschienen. Der 81-Jährige betrat am Montag in Norristown (Pennsylvania) den Saal, geführt von seinem Assistenten Andrew Wyatt. Seine Familienmitglieder waren nicht im Saal.

Cosby wirkte ausgeruht und tauschte sich mehrfach mit seinen Verteidigern aus. Das Strafmass wird noch am Montag oder aber erst am Dienstag erwartet.

Vor der Entscheidung von Richter Steven O'Neill sollten Zeugen des Prozesses sowie Cosby selbst die Gelegenheit zu abschliessenden Bemerkungen bekommen. Für jeden der drei Vorfälle aus dem Jahr 2004 ist eine Höchststrafe von zehn Jahren möglich, die tatsächliche Strafe könnte deutlich darunter liegen. Cosbys Anwälte wollen zudem Berufung einlegen.

Cosby als «gewaltbereiter Sexualverbrecher»

Cosby lässt sich mittlerweile von einem dritten Team an Verteidigern vertreten, angeführt von Anwalt Joseph Green. Er kann das Urteil unmittelbar nach Verkündung des Strafmasses anfechten. Das Verfahren könnte sich dann bis zum höchsten Gericht Pennsylvanias ziehen. Cosbys Frau Camille lässt bei der Beschwerdekammer des Staates zudem untersuchen, ob O'Neill in dem Prozess möglicherweise befangen war.

Die Anhörung am Montag drehte sich unter anderem um das öffentliche Register für Sexualstraftäter, das in allen 50 Bundesstaaten der USA geführt wird. Green hält die Einstufung Cosbys als «gewaltbereiter Sexualverbrecher» für unzulässig. Staatsanwältin Tracy Piatkowski argumentierte dagegen, das entsprechende Gesetz solle Verurteilte nicht öffentlich an den Pranger stellen, sondern die Bevölkerung schützen.

Unkontrollierbarer Drang zum Missbrauch

Die Psychologin Kristen Dudley beschrieb Cosby in ihrer Aussage als Mann mit einem unkontrollierbaren Drang, junge Frauen zu missbrauchen. Er könne dafür seine «Macht und sein Prestige» einsetzen. Dudley entscheidet in einem Gremium Pennsylvanias mit darüber, mit welcher Bezeichnung Sexualstraftäter in dem Register geführt werden und welchen Beschränkungen sie damit im Alltag unterliegen.

Auf Greens Einwand, dass es seit 2004 keine neuen Anschuldigungen gegen Cosby gegeben habe, antwortete Dudley: «Nur weil es bisher nicht passiert ist, heisst das nicht, dass es nicht passieren wird.» Green hielt später dagegen: «Es gibt keine begründeten Aussichten, dass ein 81-jähriger Blinder rückfällig werden wird.» Cosby ist offiziell als blind eingestuft, was er im April 2017 erstmals öffentlich erklärt hatte.

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