Eine Reportage des ARD bringt erschreckende Zustände auf spanischen Gemüse-Plantagen ans Licht. Die Ware wird teilweise auch in der Schweiz verkauft.
In spanischen Gewächshäusern arbeiten Flüchtlinge zu Hungerlöhnen.
In spanischen Gewächshäusern arbeiten Flüchtlinge zu Hungerlöhnen. - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • Auf einigen Gemüse-Plantagen in Spanien verdienen Angestellte extrem wenig.
  • Oft handelt es sich dabei um Flüchtlinge, die illegal im Land leben.
  • Die Ware wird auch bei Coop und Migros verkauft.

Ob Peperoni, Zucchini oder Gurken: Obst und Gemüse in den Supermärkten kommen häufig aus dem Ausland. Vieles davon aus Italien oder Spanien. Die Ware ist überraschend günstig. Nur: Hier profitiert der Konsument auf Kosten anderer.

Am Preisdruck sind auch die Detailhändler schuld, kritisiert die Hilfsorganisation Oxfam. Denn: Sinken die Preise, müssen die Landwirte Wege finden, Geld zu sparen. Fehlende Schutzkleidung und miese Löhne sind die Konsequenz.

So schuften im spanischen Almería Arbeiter teilweise für 25 Euro pro Tag auf den Feldern. Der Tarifvertrag verlangt mindestens 47 Euro pro Tag. Ein Arbeitsvertrag haben sie oft nicht. In vielen Fällen handelt es sich um Flüchtlinge aus Afrika. Sie leben in Plastik-Baracken, die sich am Rande der Gewächshäuser befinden. Ohne Wasser, ohne Strom, ohne festen Boden.

Sicherheitsvorschriften nicht eingehalten

Sicherheitsvorschriften werden auf den Plantagen nicht immer eingehalten. Mehrere Male zeigt der Film Arbeiter, die ohne Schutzkleidung Pflanzen spritzen. Doch die Erntehelfer wehren sich kaum gegen die schlechten Bedingungen, weil sie illegal im Land sind.

Gleiches Bild auch auf Orange- und Manderinenplantagen in Italien. Auch dort gibt es für die Akkordarbeit gerade mal 25 Euro pro Tag. Vorausgesetzt, dass die Erntehelfer gut arbeiten. Nur: Der Tarifvertrag schreibt 50 Euro vor.

Auf den Plantagen in Südeuropa herrschen teils katastrophale Zustände. Arbeiter werden ausgebeutet, Bauern unter Druck gesetzt. Das zeigt die ARD-Reportage «Europas dreckige Ernte».

Dominiert wird die Branche von wenigen, mächtigen Playern. Bio-Produzent Bio Sabor oder die Genossenschaft Eurosol etwa. Nichtregierungsorganisation kritisieren: Die Firmen drücken die Preise, so dass Kleinbauern kaum überleben können. Eine Abrechnung eines Gewächsaus-Bauern zeigt den ruinösen Preisdruck. Für ein Kilo Zucchini kriegte im schlimmsten Fall nur mickrige 3 Cent.

Die Flüchtlinge wohnen in improvisierten Baracken.
Die Flüchtlinge wohnen in improvisierten Baracken. - Screenshot ARD

Auch in Schweizer Supermärkten

Auch Schweizer Detailhändler kaufen Gemüse und Obst in Italien und Spanien. Zwar legen alle von Nau befragten Detailhändler Wert darauf, dass die Betriebe nach Global-G.A.P zertifiziert sind. Damit soll eine «gute landwirtschaftliche Praxis» gewährleistet sein. Nur: Auch im Film gezeigte Firmen mit Billig-Arbeitern haben teilweise das Branchen-Label gekriegt.

Und diese Unternehmen beliefern auch die Schweiz. Etwa Coop oder Migros. Einzig Denner gibt an, keine Ware bei besagten Firmen zu beziehen. Aldi und Lidl geben keine Auskunft über ihre Lieferanten.

Die zwei grössten Detailhändler der Schweiz wollen jetzt reagieren. «Wegen der Kritik in der Reportage planen wir nun die Durchführung von unangekündigten Audits bei den beiden Lieferanten», sagt Migros-Sprecherin Martin Bosshard. Gleiches plant auch Coop. Sprecherin Andrea Bergmann sagt: «Wir nehmen diese neuen Informationen zum Anlass, die Situation umgehend nochmals intensiv zu prüfen.»

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