Bereits 30 Prozent der Elfjährigen hat Schlafprobleme, 649 Jugendliche landeten 2017 im psychiatrischen Notfall – immer mehr sind überfordert und erschöpft.
Ein Mädchen sitzt gelangweilt vor ihrem Schulbuch. (Symbolbild)
Ein Mädchen sitzt gelangweilt vor ihrem Schulbuch. (Symbolbild) - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • Jeder dritte Elfjährige leidet bereits an Burn-Out-Symptomen.
  • Der Grund sei insbesondere der wachsende Leistungsdruck an der Schule.
  • Um dagegen vorzugehen, seien die Schulen gefordert. Neue Angebote wurden bereits lanciert.

Angstattacken, Atemnot und Schwindel – an Schlaf sei nicht zu denken. Diese Symptome beschreiben nicht das Leben eines Managers, sondern jenes einer 15-jährigen Schülerin. Überforderung und Erschöpfung bei Kindern und Jugendlichen sind längst keine Einzelfälle mehr: Jeder dritte Schüler leidet an Burn-Out-Symptomen. Ein wesentlicher Faktor für die Zunahme sei laut Erfahrungswerten der Universitätsklinik Zürich die Schule und der damit verbundene Leistungsdruck.

Thomas Mattig, Direktor der nationalen Stiftung für Gesundheitsförderung, merkt gegenüber der SonntagsZeitung an, die Belastung habe ein krankhaftes Mass erreicht. Beim Notfalldienst für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Unispitals Zürich steigerten sich die Untersuchungen von 49 Fällen auf 649 pro Jahr. Vor Aufnahmeprüfungen, während Probezeiten und vor den Lehrabschlussprüfungen steigen die Zahlen signifikant. Grund sei nicht nur die Schule, sondern auch Musik- und Sportangebote nach der Schule, wie Reto Wyss (CVP) von der Erziehungsdirektorenkonferenz anmerkt. Mit diesen Angeboten trete auch oft der Druck auf, den Eltern zu genügen. Ausserdem trage auch der steigende Medienkonsum dazu bei.

Von einer Null-Bock-Haltung zum Cannabis-Konsum

Erste Symptome für ein Burn-Out seien eine Null-Bock-Haltung und Klagen, wie langweilig die Schule sei. Bereits 10-Jährige weigern sich in die Schule zu gehen. Mädchen seien vom Leistungsdruck stärker betroffen als Buben, da sie möglichst alle Anforderungen erfüllen wollen. Doch Burn-Out ist ein geschlechterübergreifendes Problem. Vor allem Buben greifen bei Überforderung dann oft zu Cannabis

Insbesondere Schulen seien nun gefordert. In einigen Schulen werden bereits Angebote für Prüfungsangst geschaffen, Gemeinden wie Köniz BE schaffen die Hausaufgaben ab, andere setzen eine Limite für Hausaufgaben: Maximal 45 Minuten pro Woche sollen Schüler bis zu der 6. Klasse an den Ufzgi sitzen.

Die meisten Schulverantwortlichen fühlten sich noch zu wenig verantwortlich für die psychische Gesundheit ihrer Schüler. Darum will Thomas Mattig mit seiner Stiftung eine Kampagne dazu lancieren. Kostenpunkt: Acht Millionen Franken. Dies sei allerdings gut investiertes Geld, denn die Folgen von Burn-Outs seien für die Gesellschaft fatal.

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