Postfinance finanziert Fantasy-Gamer auf Kosten der Arbeiter
Das Wichtigste in Kürze
- Die Postfinance will zum «Digital Powerhouse» werden.
- Ein MOBA und fünf Gamer sollen dabei helfen.
- Brisant: Nebenbei plant das Unternehmen 500 Stellen zu kürzen.
Zum «Digital Powerhouse» will man werden, betont Chef Hansruedi Köng (51) stets. Dafür ist die Postfinance bereit, einige Opfer einzugehen. Um den Schritt an die digitale Spitze zu schaffen, sollen fünf Gamer ran. Ein Jahr lang finanziert Köng ihnen ein Haus plus Gehalt. Das Ziel: Die fünf jungen Erwachsenen sollen «unter professioneller Leitung» im Computerspiel «League of Legends» zu Europas besten Zockern werden.
Auf Kriegspfad mit Angestellten, Gewerkschaften und Politikern
Im Kriegs-Spiel liefern die sich epische Schlachten mit Fantasie-Figuren. Daneben begibt sich die Postfinance mit dieser Taktik mit hunderten Mitarbeitern, der Gewerkschaft Syndicom und Politikern auf Kriegsfuss .
Streitpunkt: Im Zuge der Digitalisierung kündigte die Postfinance im Juni an, bis übernächstes Jahr 500 Vollzeitstellen abzubauen. «Ein Schlag ins Gesicht für die Angestellten», bewertet Christian Capacoel von Syndicom gegenüber «Blick» die neueste Massnahme der Postfinance-Digital-Abteilung. «Die Postfinance hat die Digitalisierung verpennt, jetzt muss die Führung solchen Mist durchboxen», erzürnt sich ein anonymer Mitarbeiter gegenüber dem Blatt.
Teures Investment in die Gamer
Er ist einer von fast tausend Arbeitern, die um ihren Job bangen müssen. Da kommen Digital-Experimente ungelegen, die alleine für Infrastruktur, Betreuung und Salär mindestens 400'000 Franken kosten werden.
Auch die Politik beschäftigt sich mit dem Fall. SVP-Nationalrat Jean-Luca Addor plant, in der Herbstsession eine Interpellation einzureichen. Sein Interesse: Gehören solche Experimente zum Kerngeschäft der Postfinance?
Die Postfinance selber verrät soviel: Für die Massnahme würden keine zusätzlichen Mittel benützt werden. Man habe das Sponsoring-Budget zuletzt sogar beträchtlich gekürzt.