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EV Zug: Leonardo Genoni und das Zuger Donnergrollen

Nicola Berger
Nicola Berger

Sieglos verabschiedete sich der als Mitfavorit gehandelte EV Zug aus den Playoffs. Der Torhüter Leonardo Genoni spricht von einer «kräftigen Ohrfeige».

Leonardo Genoni Slapshot
Sieglos verabschiedete sich der als Mitfavorit gehandelte EV Zug aus den Playoffs. Der Torhüter Leonardo Genoni spricht von einer «kräftigen Ohrfeige». Und erhofft sich von dieser einen Weckruf. - KEYSTONE / Gian Ehrenzeller

Im Frühjahr 2012 verliert der HC Davos als Tabellenzweiter den Playoff-Viertelfinal gegen die ZSC Lions mit 0:4. Nach der finalen Niederlage packt Arno Del Curto den ZSC-Assistenten Jacques Cloutier am Kragen – Wildwest im Hallenstadion.

Der ZSC wird unter Bob Hartley kurz darauf Meister – es war das letzte Mal, dass Leonardo Genoni, mit sieben Titeln der erfolgreichste Spieler der Playoff-Ära, einen Playoff-Frühling ohne Sieg erlebte.

Bis jetzt. Mit 0:4 scheiterte der EV Zug an Genonis Ex-Klub Davos, es war ein Scheitern, das in dieser Deutlichkeit kaum jemand erwartet hatte.

Leonardo Genoni Slapshot
Mit 0:4 scheiterte der EV Zug an Genonis Ex-Klub Davos. - IMAGO/justpictures.ch

Auch Genoni nicht. «Sehr enttäuschend» sei das schmerzhafte Out gewesen, sagt der Torhüter ein paar Wochen später. Und fügt an: «Es war alles nicht gut genug, das gibt uns schon zu denken.»

Der EVZ konnte die ganze Saison über kaum jemals in Bestbesetzung antreten. Unvergessen, wie die Zuger am zweitletzten Spieltag der Qualifikation in Kloten mit sechs Nachwuchsverteidigern (Bachmann, Balestra, Mischa Geisser, Johnson, Muggli, Moret) antrat.

Auch in den Playoffs war die Personalsituation nicht optimal, aber Genoni sagt: «Das ist eine Ausrede und kann nicht der entscheidende Grund sein. Wir hatten die Basis nicht. Uns fehlte die Konstanz und wir sind teilweise komplett untergangen.»

Aus zwei Wochen Pause werden deren 13

Auch Genoni selbst fing zu Saisonbeginn lange aus und absolvierte in der Qualifikation nur 22 Spiele. Es war einer der Gründe, weshalb sich der EVZ so lange so schwer tat.

Angesichts der langen Absenz überraschte es, dass der Klub auf dem Transfermarkt nicht aktiv wurde, doch Genoni bringt nun Licht ins Dunkel und sagt: «Eigentlich hätte ich nur zwei Wochen fehlen sollen. Daraus wurden dann sechs und nach einem Rückfall im Aufbautraining sogar 13. Es war eine frustrierende Zeit.»

Leonardo Genoni Slapshot
Leonardo Genoni im Einsatz für die Schweizer Nati. - IMAGO/Vitalii Kliuiev

Seit Genoni 2007 nach Davos wechselte, fehlte er nie mehr so lange; er sagt, es sei das erste Mal seit zwei Jahren gewesen, dass er länger als zwei Wochen habe aussetzen müssen.

Aber er wird im August eben auch 38 und ist nach Reto Berra die älteste Nummer 1 der Liga. Nagt der Zahn der Zeit an ihm? «Ich glaube nicht. Ich fühle mich gut und gesund. Verletzen kann man sich in jedem Alter», sagt Genoni.

Der EVZ wird einen Genoni in Bestform brauchen, wenn er nächstes Jahr unter dem neuen Cheftrainer Michael Liniger wieder angreifen will. Das muss der Anspruch dieser Organisation sein, auch wenn der CEO Patrick Lengwiler in einem Interview von «einem Rebuild, der zwei bis drei Jahre dauern wird» sprach.

Wie es scheint haben die Zuger aber auch Sofortmassnahmen eingeleitet; es heisst, dass die Ausländer Gabriel Carlsson, Niklas Hansson und Fredrik Olofsson den Klub trotz weiterlaufenden Verträgen verlassen müssen.

Bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe war keiner dieser Transfers abgewickelt, aber die Zuger würden damit signalisieren, dass sie nach dieser Schlappe nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.

Es ist ein Wunsch, den auch Genoni äussert. Er sagt: «Vielleicht war es gut, dass die Ohrfeige so kräftig war. Denn so wird auch der hinterste und letzte begriffen haben, dass gute Resultate kein Selbstläufer sind.»

Leonardo Genoni
Leonardo Genoni (l.) gegen PostFinance Topscorer Daniel Vozenilek (r.) von den SCL Tigers im National League-Spiel vom 7. Dezember 2024. - Postfinance/KEYSTONE/Marcel Bieri

Nach den zwei Titeln von 2021 und 2022 machte sich rund um den EVZ ein schleichendes Sättigungsgefühl breit. Der scheidene Coach Dan Tangnes berichtete davon.

Und der Klubchef Lengwiler sagt: «Die Jahre nach dem ultimativen Erfolg, einem Meistertitel, bilden eine riesige Herausforderung für jeden Klub. Die Erwartungen bei sich selbst und im Umfeld steigen ins Unermessliche, gleichwohl der Hunger und die absolute Aufopferung bei manchem eher etwas schwindet.

Man verkennt, dass man als Gejagter noch viel mehr Effort leisten muss, um an der Spitze zu bleiben.»

Neuer Elan in Dänemark?

Genoni hatte das Problem des schwindenden Ehrgeizes bemerkenswerterweise noch nie, auch nach sieben Titeln nicht.

Er sagt: «Wenn Du zuoberst stehst, willst Du doch alles unternehmen, um dieses Gefühl wieder erleben zu können. Bei mir war und ist das immer so.»

Während seine EVZ-Teamkollegen das Sommertraining bereits Ende April wieder aufgenommen haben, versucht Genoni bei seiner elften WM-Teilnahme in Dänemark Schwung zu holen.

Eishockey WM
Auch mit fast 38 Jahren und elf WM-Teilnahmen denkt Leonardo Genoni nicht an einen Rücktritt aus dem Nationalteam. - Keystone

Ein Rücktritt aus dem Nationalteam steht aktuell nicht zur Debatte – der Zürcher sagt, dass er auch einem allfälligen Aufgebot für die Olympischen Spiele in Turin im Februar Folge leisten würde, sofern er sich denn aufdrängen könne.

Das werde allerdings nicht einfach, sagt er, und erklärt das so: «Die Entwicklung bei den Schweizer Goalies macht mir Freude. Stéphane Charlin hat eine unglaubliche Saison gespielt, und er ist nicht der Einzige. Die Konkurrenz um die Plätze ist gross, das ist erfreulich und treibt an.»

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