Gängige Mythen über Schizophrenie ‒ und was wirklich stimmt
Nicht alles, was über Schizophrenie erzählt wird, entspricht der Wahrheit. Diese Mythen sollten deshalb auch Sie kennen.

Schizophrenie ist eine komplexe psychische Erkrankung, die von zahlreichen Missverständnissen und Stigmata umgeben ist. Populäre Darstellungen in Film und Fernsehen tragen oft zu falschen Vorstellungen bei, die das Leben von Betroffenen zusätzlich erschweren.
Was stimmt und was nicht, lesen Sie hier.
Realitätsverlust, keine Identitätsstörung: Das Kernsymptom
Ein weitverbreitetes Missverständnis geschieht da, wo man Schizophrenie mit der dissoziativen Identitätsstörung (DIS) verwechselt, bei der Betroffene verschiedene Persönlichkeiten annehmen. Schizophrenie ist jedoch durch eine Beeinträchtigung des Denkens und der Wahrnehmung gekennzeichnet.

Halluzinationen und Wahnvorstellungen, wie das Hören von Stimmen oder das Verfolgen falscher Überzeugungen, führen bei den an Schizophrenie erkrankten Menschen zu einem Realitätsverlust.
Die genannten Symptome unterscheiden sich jedoch von denen der DIS. Wer unter Schizophrenie leidet, hat zum Beispiel häufiger ein klareres Krankheitsbewusstsein. Bei der Identitätsstörung können hingegen Erinnerungslücken entstehen.
Vererbung: Ein erhöhtes Risiko, aber keine Garantie
Obwohl genetische Faktoren eine Rolle spielen, bedeutet die Erkrankung eines Elternteils nicht zwangsläufig, dass die Kinder ebenfalls betroffen sein werden. Das Risiko, selbst an Schizophrenie zu erkranken, liegt, wenn ein Elternteil betroffen ist, bei etwa 10 Prozent.
Es gibt weitere Faktoren, die eine Rolle spielen, wie zum Beispiel virale Infektionen in der Schwangerschaft oder Mangelernährung. Und: Die Vorstellung, dass schlechte Erziehung oder Fehlverhalten der Eltern Schizophrenie verursachen, ist längst widerlegt.
Schuldzuweisungen an Eltern sind nicht nur unangebracht, sondern auch kontraproduktiv, da sie unnötigen Druck und Schuldgefühle erzeugen. Stattdessen sollte der Fokus auf eine umfassende Unterstützung der gesamten Familie gerichtet sein.
Gewaltbereitschaft: Ein falsches und gefährliches Vorurteil
In der öffentlichen Wahrnehmung werden Menschen mit Schizophrenie oft als gewalttätig und gefährlich dargestellt. Diese Stigmatisierung entbehrt jedoch jeglicher Grundlage.

Studien zeigen, dass die Mehrheit der Betroffenen nicht gewalttätig ist und das Risiko, Opfer von Gewalt zu werden, sogar höher ist als das, selbst zum Täter zu werden.
Wenn es zu gewalttätigen Handlungen kommt, sind meist andere Faktoren im Spiel. Dazu gehören Substanzmissbrauch oder eine Vorgeschichte mit Verhaltensauffälligkeiten im Kindesalter.
Schizophrenie: Behandlung ist möglich, Heilung nicht
Obwohl Schizophrenie nicht heilbar ist, existieren effektive Behandlungsmethoden, die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern.
Oft ist eine lebenslange Begleitung notwendig, da sich die Erkrankung unbehandelt verschlimmern kann.
Antipsychotische Medikamente stabilisieren den Zustand und reduzieren das Risiko erneuter Krankheitsschübe. Ergänzend dazu helfen Psychotherapie und kognitive Verhaltenstherapie, Stressoren besser zu bewältigen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.