Dysthymie: Wenn die Traurigkeit nie ganz verschwindet

Janine Karrasch
Janine Karrasch

Wird eine Depression chronisch, spricht man meist von Dysthymie. Worin sich die Erkrankungen unterscheiden und wie Sie Hilfe finden.

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Dysthymie wird oft spät erkannt, da Betroffene und ihr Umfeld die Symptome als Teil der Persönlichkeit missdeuten. - Depositphotos

Die Dysthymie ist eine hinterlistige Form der Depression, die oft unerkannt bleibt und das Leben von Betroffenen still und leise vergiftet. Der Wecker klingelt und Sie fühlen sich schon beim Aufstehen schwer und antriebslos.

Termine, wie ein Treffen mit Freunden oder Familienfeiern, lösen keine Vorfreude aus – stattdessen scheinen sie kaum zu bewältigen. Kleine Aufgaben im Alltag werden zu unüberwindbaren Hürden für Sie; Ihr Umfeld merkt kaum, wie viel Kraft Sie für einfachste Dinge aufwenden müssen.

Dysthymie hält sie in einer konstanten Niedergeschlagenheit gefangen. Doch wie erkennt man diese heimtückische Krankheit? Und was kann man dagegen tun?

Dysthymie vs. Depression: Ein Duell mit feinen Unterschieden

Viele Menschen verwechseln Dysthymie mit anderen Arten von Depressionen, da sie ähnliche Symptome aufweisen können – darunter Antriebs- oder Hoffnungslosigkeit. Dennoch gibt es zwei entscheidende Unterschiede zwischen diesen beiden Zuständen.

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Dysthymie ist eine chronische, abgeschwächte Form der Depression, bei der die Symptome mindestens zwei Jahre lang andauern. - Depositphotos

Zum einen sind die Symptome der Dysthymie meist nicht so schwerwiegend wie bei anderen Depressionsformen. Sie werden eher als «mild» oder «moderat» eingestuft.

Zum anderen handelt es sich bei Dysthymie um eine chronische Erkrankung. Betroffene erleben ihre Symptome über Jahre hinweg kontinuierlich, während depressive Episoden kommen und gehen können.

Versteckte Signale: Wie Sie Dysthymie erkennen

Typisch ist, dass Ihnen selbst schöne Erlebnisse nur selten Freude bereiten. Sie merken, dass Hobbys, die Ihnen früher wichtig waren, immer mehr in den Hintergrund rücken.

Gespräche mit anderen werden anstrengend, weil Ihnen die Energie oder das Interesse fehlt, sich wirklich darauf einzulassen. Auch im Beruf und Privatleben schleichen sich Schwierigkeiten ein.

Vielleicht sind Sie häufiger gereizt oder ziehen sich zurück, weil alles zu viel wird. Nicht selten kommt es zu Missverständnissen, da Ihr Umfeld Ihr Leiden nicht erkennt.

Ursachen: Warum es manche häufiger trifft

Dysthymie hat wie alle Formen von Depression keine einzelne Ursache. Vielmehr tragen verschiedene Faktoren zur Entstehung bei.

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Tragische Lebensereignisse wie Scheidungen sind als Risikofaktoren für Dysthymie bekannt. - Depositphotos

Dazu zählen schwere körperliche Gesundheitsprobleme, Missbrauch oder Vernachlässigung in der Kindheit sowie belastende Lebensereignisse wie Scheidungen oder Arbeitsplatzverluste. Zudem gibt es bestimmte Risikofaktoren für die Entwicklung einer Dysthymie.

Hierzu gehören sowohl genetische Aspekte (Familien- oder Eigenanamnese von Depression) als auch persönlichkeitsbedingte Merkmale wie ein hohes Mass an Selbstkritik oder Perfektionismus.

Effektive Behandlungsmöglichkeiten gegen Dysthymie

Die wichtigste Anlaufstelle ist die Psychotherapie – meist in Form von Einzelgesprächen, ergänzt durch Gruppentherapien und fachärztliche Betreuung. Dabei kommen spezielle Methoden zum Einsatz, die auf den chronischen Charakter der Dysthymie gezielt eingehen, etwa kognitive Verhaltenstherapie oder tiefenpsychologische Ansätze.

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Der Zugang zu Gefühlen, deren Ausdruck und Verarbeitung werden durch künstlerische Tätigkeiten erleichtert. - Depositphotos

Ergänzend spielen körper- und kreativtherapeutische Massnahmen eine grosse Rolle: von therapeutischem Bogenschiessen bis hin zu Musik- oder Kunsttherapie. Auch Yoga, progressive Muskelentspannung oder Achtsamkeitsübungen helfen Ihnen, Zugang zu Ihrer inneren Gefühlswelt zu finden.

Es kann zudem sinnvoll sein, alternative oder kombinierte Therapiekonzepte mit spezialisierten Fachleuten in Anspruch zu nehmen. Entscheidend ist, dass Sie sich Ihrem Leiden nicht allein ausgesetzt fühlen müssen.

So helfen Medikamente

Die medikamentöse Behandlung einer Dysthymie erfolgt in der Regel mit Antidepressiva. Viele Betroffene haben mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) gute Erfahrungen gemacht.

Sie erhöhen den Serotoninspiegel im Gehirn und beeinflussen dort das gestörte Gleichgewicht der Botenstoffe. Alternativ können auch andere Wirkstoffklassen wie Monoaminoxidasehemmer (MAO-Hemmer) eingesetzt werden.

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Antidepressiva werden meist ergänzend zur Psychotherapie eingesetzt. - Depositphotos

Eventuell müssen Sie verschiedene Medikamente ausprobieren oder kombinieren, bevor eine zufriedenstellende Wirkung erreicht ist. Geduld ist der Schlüssel zum Erfolg; ein eigenmächtiges Absetzen sollte vermieden werden.

Ihr Weg zu mehr Lebensqualität

Wenn Sie sich in diesen Beschreibungen wiedererkennen, ist das Grund für Sie, aktiv zu werden. Lassen Sie sich von professionellem Fachpersonal beraten und nehmen Sie Angebote zum persönlichen Gespräch wahr.

Auch wenn Dysthymie sich anfühlen kann wie ein nie endender Zustand – mit der richtigen Hilfe haben Sie echte Chancen, Lebensfreude und Kraft zurückzugewinnen. Entscheiden Sie sich bewusst dafür, Unterstützung anzunehmen und den ersten Schritt in Richtung Besserung zu wagen – Ihr Leben wird Sie grosszügig belohnen.

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Kommentare

User #3234 (nicht angemeldet)

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