Bald können die ersten Samen in die Erde. Die Gartenbuch-Autorin und Bloggerin Carolon Engwert verrät ihre Tricks für die Gemüseaussaat. Ungewöhnlich und gut!
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Carolin Engwert ist Bloggerin und Gartenbuch-Autorin aus Berlin. - Carolin Engwert/hauptstadtgarten/dpa-tmn
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Das Wichtigste in Kürze

  • Wenn der Boden nicht mehr gefroren ist, kann die Frühlings-Aussaat beginnen.
  • Wer Samen vorquillt, erhöht die Keimrate – und damit die potenzielle Ernte.
  • Frischer Kompost dazu macht die Erde nährstoffreicher.

Ein Loch in die Erde bohren, Samen rein – fertig? Kräuter, Gemüse und Blumen direkt im Beet auszusäen, klingt einfach, hat aber seine Tücken.

Gartenbuch-Autorin und Bloggerin Carolin Engwert aus Berlin verrät, wie die Freiland-Aussaat gelingt.

Hand auf Herz: Halten Sie sich an die Empfehlungen, die für die Aussaat auf den Samenpäckchen stehen?

Carolin Engwert: Die Angaben auf den Verpackungen bieten eine gute Orientierung, gerade wenn man noch nicht so viel Erfahrung hat oder eine neue Kultur ausprobieren will.

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Carolin Engwert: Abenteuer Garten. Mein erstes Jahr im Schrebergarten. 160 Seiten. Kosmos, 2020. ISBN: 9783440164129. - Kosmos Verlag/dpa-tmn

Ich selbst lese die Empfehlungen, halte mich aber nicht stur daran. Wenn die Temperaturen stimmen, säe ich auch mal früher aus – das fühlt sich an wie eine kleine Rebellion.

Kaufen Sie jedes Jahr neues Saatgut?

Carolin Engwert: Ich bestelle jedes Jahr Saatgut, allein schon um neue Sorten auszuprobieren. Aber ich kaufe nicht immer alles neu.

Von einigen Pflanzen wie Tomaten, Bohnen oder Salaten gewinne ich selbst Saatgut, wenn die Sorten samenfest sind.

Liegt das Saatgut schon ein paar Jahre herum, mache ich eine Keimprobe, um die Keimfähigkeit zu prüfen. Das ist gerade bei der Aussaat im Freiland sinnvoll.

Warum?

Carolin Engwert: Weil ich viel Gartenzeit verliere, wenn die Samen nicht aufgehen. Bei Karotten kann ich zum Beispiel erst nach vier Wochen sehen, wie viele Samen tatsächlich gekeimt sind.

Sind das von 100 Samen nur drei, ist das sehr ärgerlich.

Welche Pflanzen ziehen Sie in der Wohnung vor, was säen Sie direkt aus?

Carolin Engwert: Ich ziehe Pflanzen vor, die frostempfindlich sind und eine lange Kulturdauer haben: Peperoni, Tomaten, Auberginen und die grossen Kohlsorten.

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Pflanzen, die frostempfindlich sind und eine lange Kulturdauer haben, sollte man im Haus vorziehen. Etwa Peperoni, Tomaten, Auberginen und die großen Kohlsorten. - Carolin Engwert/hauptstadtgarten/dpa-tmn

Direkt ins Beet säe ich Salate, Bohnen, Erbsen und Wurzelgemüse wie Karotten und Radieschen.

Wann kann man mit der Aussaat im Freien beginnen?

Carolin Engwert: Wenn der Boden nicht mehr durchgefroren ist, man also den Finger in die Erde stecken kann und beim Herausziehen noch Erde daran hängen bleibt.

Meine Saison beginnt meist Ende Februar. Dann lege ich Dicke Bohnen. Ab März säe ich Karotten, Radieschen und Spinat ins Frühbeet.

Quellen Sie die Samen vor?

Carolin Engwert: Ich bin ein grosser Fan des Vorquellens, weil es die Keimrate erhöht.

Daher lege ich alle Samen, die grösser als ein Millimeter sind, über Nacht in lauwarmes Wasser. Warmkeimer wie Tomaten und Peperoni giesse ich sogar heiss auf.

Wie bereiten Sie den Boden vor?

Carolin Engwert: Da meine Beete den Winter über mit Laub bedeckt sind, muss ich zunächst die Laubschicht entfernen. Manchmal mache ich eine Bodenprobe.

Meist harke ich aber einfach nur frischen Kompost ein, ziehe eine Reihe – und dann geht es los.

Gerade die ersten Aussaaten brauchen eher wenig Nährstoffe. Erst wenn ich Tomaten und Kürbis setze, gebe ich Langzeitdünger wie Hornspäne und Rinderdungpellets in die Erde.

Säen Sie immer alles in Reihen?

Carolin Engwert: Das kommt darauf an. Wenn ich im Sommer mit Salat, Erbsen, Bohnen und Wurzelgemüse viele verschiedenen Kulturen auf kleiner Fläche unterbringen muss, ziehe ich sie in Reihen.

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Der Expertentipp fürs Aussäen in der Reihe: Am Anfang und am Ende ein Stöckchen in die Erde stecken, dazwischen eine Schnur spannen. - Carolin Engwert/hauptstadtgarten/dpa-tmn

Spinat, Feldsalat und Winterpostelein säe ich im Herbst breitwürfig aus, weil genügend Platz im Beet ist.

Wie ziehen Sie eine gerade Reihe?

Carolin Engwert: Ganz klassisch. Ich stecke am Anfang und am Ende der Reihe jeweils ein Stöckchen in die Erde, zwischen denen eine Schnur gespannt ist.

Daran entlang ziehe ich mit dem Finger eine Furche in die Erde.

Wie halten Sie den richtigen Abstand ein – gerade bei feinen Samen wie Karotten?

Carolin Engwert: Feines Saatgut im richtigen Abstand auszusäen, ist etwas für Disziplinierte. Ganz Fleissige legen die Samen einzeln mit einer Pinzette in die Erde. Ich finde Saatbänder einfacher.

Der Abstand muss aber nicht auf den Zentimeter genau sein. Notfalls kann man hinterher noch ausdünnen.

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Frisches Gemüse aus dem eigenen Garten auf den Teller: Das geht ohne viel Mühe. - Carolin Engwert/hauptstadtgarten/dpa-tmn

Radieschen säe ich sogar absichtlich eng. Die gezupften Pflänzchen gebe ich in den Salat – das ergibt eine schöne erste Mahlzeit!

Beschriften Sie die Aussaaten?

Carolin Engwert: Eine gute Beschriftung ist superwichtig. Das betone ich immer wieder – und halte mich viel zu oft selbst nicht daran.

Dabei kann auch ich mir nicht merken, was ich wohin gesät habe. Und das ist ärgerlich, gerade bei Samen, die Wochen brauchen um zu keimen.

Da habe ich schon oft wieder drüber gesät oder sie einfach umgegraben.

Was verwenden Sie als Beschriftung?

Carolin Engwert: Im Prinzip lässt sich auf vielem ein kleines Schild basteln: auf Glacéstielen zum Beispiel oder kleinen Zweigen, bei denen man die Rinde mit einem Sparschäler abgezogen hat.

Das Schild beschrifte ich mit Kugelschreiber oder wasserfester und lichtechter Farbe, damit sie nicht in der Sonne ausbleicht.

Schick sind auch geprägte Etiketten, die man jedes Jahr wieder verwenden kann.

Wie pflegen Sie die Aussaaten?

Carolin Engwert: Das kommt auf die Jahreszeit an. Bis Mitte April ist wenig zu tun, ich überlasse die Aussaaten weitgehend sich selbst.

In trockenen Phasen giesse ich gelegentlich, lüfte regelmässig das Frühbeet und decke die offenen Beete mit Vlies ab, wenn es noch mal sehr kalt wird.

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