Samt und Seide im Boutique-Hotel
Das 110-jährige Hotel Seidenhof erinnert mit seinem Namen, aber auch seinem neuen Interieur daran, dass Zürich einst die Hauptstadt des Seidengewerbes war.

Das Wichtigste in Kürze
- Das Boutique-Hotel Seidenhof liegt mitten im Zürcher Finanz- und Shopping-Quartier.
- Nach langer Umbauzeit empfängt das 110-jährige Hotel der Sorrel-Gruppe nun wieder Gäste.
- Vieles in den 74 Zimmern erinnert an die einst blühende Seidenindustrie in Zürichs.
Die Geschichte und die Gegenwart treffen sich hier auf eindrückliche Weise: Die Bahnhofstrasse ist sowohl der Finanz- als auch der Einkaufsdistrikt der Stadt Zürich.
Banken, Mode-, Uhren- und Schmuckgeschäfte und dazu die bekannten Kaufhäuser wie Globus, Jelmoli und Coop City beleben das Quartier.
Mittendrin steht das 110 Jahre alte Hotel Seidenhof mit seiner markanten, denkmalgeschützten Fassade im Jugendstil. Soeben wurde es während fast zwei Jahren mit grossem Aufwand umgebaut.
Es erinnert daran, dass Zürich in früherer Zeit ein Zentrum der Seidenproduktion und des Seidenhandels war.
Einst wichtiger Wirschatzszweig
Die Seidenhöfe in Zürich wurden weltberühmt, und noch um 1900 war die Seidenindustrie ein wichtiger Wirtschaftszweig. Dessen Glanz verblasste erst nach der Weltwirtschaftskrise um 1930.
Das Hotel Seidenhof, das der Sorell-Hotelgruppe gehört, erinnert ganz bewusst an diese Zeit. Und zwar nicht nur mit seinem Namen, sondern auch mit seiner Ausstattung.

Matthias Ramer ist als Cluster General Manager innerhalb der Sorell-Hotelgruppe für den Seidenhof verantwortlich. Und gleichzeitig auch für das 2020 eröffnete Sorell Hotel St. Peter in der Altstadt.
Zwischen den beiden Hotels, sagt er schmunzelnd, pendle er mit einem Elektro-Trotinett. Dazu brauche er mit dem schnellen Verkehrsmittel gerade mal zwei Minuten.
Tapeten aus Seide
Ramer führt uns durch die Räume des aufwendig umgebauten Hotels Seidenhof. Die 74 Zimmer unterschiedlicher Grösse und Ausstattung sind in beruhigenden, gediegenen Farbtönen von dunklem Grün und Milchschokolade gehalten.
Bilder erinnern an die Geschichte des Hauses; viele haben einen Bezug zur Seide.
Auffällig sind aber vor allem die wertvollen, mit floralen Mustern bemalten Seidentapeten über jedem Bett. Die dafür verwendete Seide stamme aus Italien, sagt Matthias Ramer; bemalt worden sei sie von einer Spezialistin aus Hong Kong.
Für Ferien- und Businessreisende
Das Hotel Seidenhof soll Geschäftsreisende und Feriengäste gleichermassen ansprechen. Wer will, kann digital einchecken und erhält dann den elektronischen Zimmerschlüssel auf sein mobiles Endgerät geladen.
Das sei für Businessreisende interessant, meint der General Manager.
Doch ist die Seidenhof-Rezeption trotzdem rund um die Uhr besetzt. «In einem Boutique-Hotel erwarten viele Gäste nach wie vor persönliche Betreuung», weiss Matthias Ramer aus langjähriger Erfahrung.
Minibars und Kaffeemaschinen
Auch andere Annehmlichkeiten sollen die Gäste bei Laune halten: Bis 22 Uhr wird ein Zimmerservice angeboten.
Die Minibars in den Zimmern sind weiterhin mit alkoholischen und nicht-alkoholischen Getränken bestückt. In vielen anderen Hotels ist das nicht mehr der Fall.

Es gibt Kaffeemaschinen mit Gratis-Kaffekapseln in den Zimmern, Teekocher und in einigen Suiten auch komplette Kücheneinrichtungen.
Und alle Toiletten verfügen über einen Closomat. Vor allem arabische Gäste legten grössten Wert auf diese Installation zur Intimpflege, sagt der Hotelier.
Kochen am offenen Feuer
Das in hellen Tönen gehaltene, lichtdurchflutete Restaurant Enja im Erdgeschoss mit seiner breiten Fensterfront ist ebenfalls komplett neu. Früher befand sich hier ein asiatisches Lokal. «Enja» heisst im Keltischen «kleines Feuer», wie Ramer erklärt.
Der Name ist Programm, auch wenn das Feuer, um das es geht, alles andere als klein ist: In der gegen den Gastraum offenen Küche brennt nämlich ganztags ein Holzfeuer.
Darauf bereitet Küchenchefin Jessica Maggetti alle Hauptspeisen zu. Dazu gehören etwa vegetarische Gerichte wie gegrillte Randen, in der Kohle gegarter Sellerie oder gegrillter Rotschmierkäse.
Aber auch Fisch, Stücke vom Schwein, Kalbskotelett oder Rib-Eye, alle von hoher Qualität und ansprechend präsentiert.
Das Hotel sei bereits gut ausgelastet, sagt Matthias Ramer. Und das Restaurant insbesondere am Abend gut besucht. Und neu gibt es im wind- und lärmgeschützten Innenhof die Terrasse mit rund 50 Sitzplätzen. Mitten in einem kleinen Garten des Star-Gartenarchitekten Enzo Enea.