Kauen statt Schlemmen: Eine Woche Mayr-Kur im Park Igls
Die Mayr-Kur verspricht mit Fasten und gründlichem Kauen eine umfassende Darmsanierung. Wir haben die Kur im Park Igls Medical Spa Resort getestet.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Mayr-Kur nach dem Arzt F. X. Mayr verspricht eine umfassende Darmsanierung.
- Wir haben die Kur im Park Igls Medical Spa Resort in Igls in Tirol selbst ausprobiert.
- Ein Woche mit vielen Ritualen – schöne und weniger schöne.
Genüsslich schiebt sich der Herr am Nebentisch eine Gabel voll saftiger Salatblätter in den Mund. Ein klein wenig Eifersucht macht sich breit – und das wegen Salat. Was für mich bisher kaum denkbar war, wird im Park Igls Medical Spa Resort in Igls in Tirol Realität.
Vor mir stehen eine Kürbissuppe, ein Brötchen und 50 Gramm Eiweiss in Form von Rindersaftschinken. Das ist natürlich nicht schlecht. Da ich mich aber mitten im Selbstversuch einer Mayr-Kur befinde, kenne ich diese Kombination auch bereits zu gut.
Wobei die Suppen und Eiweisszulagen natürlich variieren. Aber: Bei einer Entgiftungskur und Darmsanierung geht es nun mal nicht ums Schlemmen, sondern ums Fasten.
Die sechs S
Erfinder der Kur ist der österreichische Arzt Franz Xaver Mayr (1875– 1965). Er wusste schon früh, welch wichtige Rolle der Darm bei der Gesundheit spielt. Gezielte Fastenmethoden sollen deshalb den Darm regenerieren.
Schonung, Säuberung, Schulung und Substitution heissen dabei die Zauberwörter im Park Igls. Das Hotel wird von der Schweizerin Andrea Gnägi geführt und befindet sich im Besitz ihrer Familie. Das Resort vereint universitäre Medizin und Diagnostik mit der traditionellen Frühdiagnostik nach Mayr. Und im Park Igls wurden die vier Prinzipien um Sport und Selbstfindung ergänzt.

Oberstes Gebot bleibt jedoch das Kauen. Bereits mein Grossvater bläute mir und meinen Geschwistern ein: «Gut gekaut ist halb verdaut.»
Als ich das Peter R. Gartner, dem medizinischen Leiter im Park Igls, erzähle, beginnt er noch mehr zu strahlen. «Wer zu schnell isst, gaukelt seinem Sättigungsgefühl etwas vor und isst mehr, als dem Darm guttut.»
Deshalb auch kauen, kauen, kauen. Denn: Dank der im Speichel enthaltenen Enzyme beginnt die Verdauung der Kohlenhydrate bereits im Mund.
Während jeder Mahlzeit geistert der Satz meines Grossvaters durch meinen Kopf. Das Kauen sowie das Einspeicheln der Speisen wird zum Ritual.
Schöne und weniger schöne Rituale
Rituale gibt es im Park Igls Medical Spa Resort einige – etwa das tägliche Kneippen. Dabei heisst es zuerst, die Füsse und Waden fünf Minuten lang in angenehm warmem Wasser zu verwöhnen. Danach geht es im Storchenschritt drei Runden durch eiskaltes Wasser.
Alleine ist man dabei eigentlich nie, jeden Tag trifft man andere Kurgäste in den weissen Park-Igls-Bademänteln. Das gemeinsame Kneippen stärkt nicht nur das Immunsystem, sondern bietet auch eine hervorragende Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Dabei fällt auf: Die meisten sind Wiederholungstäter, bleiben in der Regel zwei Wochen hier und schwören auf die positiven Effekte der Mayr-Kur. Die sind ganz schön hart im Nehmen, denke ich mir.
Schliesslich ist ein weiteres Ritual das Trinken von Bitterwasser, also mit Bittersalz versetztes Wasser. Dieses wird morgens auf nüchternen Magen eingenommen. Die überaus flüssigen Folgen, die sich danach mehrfach am Tag zeigen, bedürfen wohl keiner weiteren Erklärung.
Arzt und Gast sind zufrieden
Und dann ist da noch die viel erwähnte Kurkrise. Sie erwischt praktisch alle einmal und zeigt sich unter anderem in Form von Kopfschmerzen und Müdigkeit. Doch auch das gehört dazu.
Denn: «Während der Entgiftung gelangen gelöste Stoffe teilweise ins Blut. Das führt zu Unwohlsein, das jedoch schnell wieder verschwindet», so Gantner.
Recht hat er, denn kaum ist die Kurkrise überstanden, geht es steil bergauf. Pünktlich zum Abschlussgespräch beim Chefarzt bin ich wieder ziemlich fit – und auch etwas leichter.

Alles nur Einbildung? Die Messungen zeigen das Gegenteil: weniger Gewicht, weniger Bauchumfang, weniger Körperfett.
Gantner ist zufrieden. Ich bin es auch – und freue mich gleich noch etwas mehr auf meinen nächsten Salat.












