Wenn die Partnerschaft mehr Schmerz als Freude bereitet, wird heute von einer «toxischen Beziehung» gesprochen. Die Erkenntnis ist meist der schwerste Schritt.
Ein Paar
Aufgrund des Coronavirus sitzen Paare im gleichen Haushalt beinahe non-stop aufeinander. - Depositphotos
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Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Paare bleiben zusammen, obwohl sie einander nicht guttun.
  • Zahlreiche Kleinigkeiten ergeben zusammen eine toxische Beziehung.
  • Sich daraus zu befreien ist schwer, aber möglich.

Früher hiess es im Volksmund spöttisch «sie liebten und sie schlugen sich». Mittlerweile ist die Gesellschaft zum Glück weiter: Immer häufiger setzt sich die Erkenntnis durch, dass ein Zusammenbleiben auf Gedeih und Verderb nur für Unglück sorgt. Doch ab wann ist eine Beziehung toxisch und welche Anzeichen gibt es?

Wenn die Liebe krank macht

Das Wort «toxisch» bedeutet eigentlich giftig. Der englische Ausdruck «toxic relationship» lässt sich also gut mit «vergiftete Beziehung» übersetzen. Das Gift kann verschiedene Formen annehmen: Eifersucht, Untreue, verbale oder sogar körperliche Gewalt und Manipulationsversuche. Die Beziehung raubt die Kräfte, frustriert und macht unglücklich. Meist wird der Ausdruck «toxische Beziehung» für Partnerschaften verwendet. Doch auch eine Freundschaft oder das Verhältnis zu einer Person in der engen Verwandtschaft kann toxisch sein.

Ein streitendes Paar
Damit das Kind nicht zu stark unter der Trennung leidet, ist der Umgang mit dem Kind und dem Ex-Partner entscheidend. (Symbolbild) - Depositphotos

Betroffene spüren zwar, dass ihnen die andere Person nicht gut tut, doch sie kommen nicht von ihr los. Oft steckt die Angst vor der Einsamkeit dahinter. Dauert die toxische Beziehung schon länger an, fällt es schwer, sich ein Leben ohne die Person vorzustellen. Sei es der Partner, mit dem Sie seit Jahren zusammenleben, oder die Freundin aus Schulzeiten.

Wenn eine Person toxisch ist

Meist sind es bestimmte Verhaltensweisen, die die Beziehung vergiften. Ein Klassiker ist beispielsweise Eifersucht und damit verbundenes Kontrollverhalten. Verlangt der Partner, dass Sie auf Unternehmungen mit anderen Menschen verzichten und alles nur zu zweit machen, entsteht schnell ein Gefühl des Eingesperrtseins. Viele treiben es so weit, dass sie Freunde oder sogar die Familie schlechtreden, um einen Keil zwischen Sie und andere zu treiben. Sie sollen ganz für den Partner da sein und alles soll sich um ihn drehen.

Ähnlich weit verbreitet ist die Gabe, den Partner immer wieder bewusst klein zu machen, um das eigene Ego zu stärken. Sie erfahren kein Lob von Ihrem Partner und Ihre Erfolge werden kleingeredet. Dahinter steckt meist ein miserables Selbstwertgefühl. Der Partner hat Angst, dass Sie sich weiter entwickeln, besser sind und ihn möglicherweise irgendwann zurücklassen. Dabei ist es gerade dieses Verhalten, wodurch Sie die Flucht ergreifen.

Nur wenige Menschen ändern sich

Eine toxische Beziehung kann einen Menschen auf Dauer zerstören. Wer beispielsweise immer nur vom Partner kleingemacht wird, fühlt sich irgendwann nichts mehr wert. Es ist darum wichtig, manipulatives Verhalten möglichst früh zu erkennen und sich aus der Beziehung zu befreien. Nach einigen Monaten Dating gelingt dies wesentlich leichter, als nach mehreren Jahren des Zusammenlebens oder wenn Kinder im Spiel sind.

Streitendes Paar
Wie kann man einem Streit im Homeoffice aus dem Weg gehen? - Depositphotos

In manchen Fällen ist sich der toxische Partner gar nicht bewusst, was sein Verhalten auslöst. Dies kann bei starker Eifersucht der Fall sein oder bei enorm ausgeprägtem Egoismus. Viele Erwachsene wurden von ihren Eltern zum «kleinen Prinzen» oder zur «Prinzessin» erzogen, um die sich alles kreiste. Sie erwarten, dass ihnen alles rechtgemacht wird. Dann kann ein offenes Gespräch möglicherweise helfen. Ist der Partner an einer Rettung der Beziehung interessiert, wird er in eine Therapie einwilligen, um sich zu kontrollieren.

Wenn nur ein Neuanfang hilft

Allerdings ist dies eher die Ausnahme als die Regel. Die meisten toxischen Menschen sind nicht in der Lage, ihr eigenes Fehlverhalten zu erkennen. Dies ist vor allem bei Persönlichkeitsstörungen wie dem Narzissmus der Fall. Dann hilft letztendlich, um die eigene mentale Gesundheit zu retten, nur eins: eine Trennung. Doch dies kann schwer sein, denn der toxische Partner weiss zu manipulieren und zu betteln.

Am besten ist es, sich selbst Hilfe zu suchen. Dies können gute Freunde sein, eine nahestehende Person in der Verwandtschaft oder auch ein professioneller Therapeut. Dieser hilft, die toxische Beziehung zu erkennen und sich daraus zu befreien. Ganz wichtig ist dabei das Bewusstsein dafür, dass das Scheitern der Beziehung nicht IHRE Schuld ist. Dies werden toxische Partner nämlich bevorzugt als Druckmittel einsetzen. Dabei liegt die Schuld ganz alleine bei ihnen.

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