6 gefährliche Gesichter von Missbrauch in Beziehungen

Kiran Iqbal
Kiran Iqbal

Bern,

Nicht jede Verletzung hinterlässt blaue Flecken. Einige Wunden bleiben unsichtbar, sind jedoch genauso zerstörerisch.

Nachdenkliche Frau, Mann schreit im Hintergrund
Ein schleichender Wandel kann eine Partnerschaft tief erschüttern, noch bevor es andere bemerken. - Depositphotos

Ein Abendessen wird stiller, ein Blick kälter, ein Wort härter. Langsam verschiebt sich das Gleichgewicht in einer Partnerschaft.

Missbrauch beginnt oft leise, aber mit enormer Wirkung. Wer die Formen von Gewalt kennt, kann Grenzen schneller ziehen und Hilfe suchen.

Emotionale Manipulation

Abwertende Worte, lächerlich machen, Schuldzuweisungen – emotionale Gewalt tritt oft als Erstes auf. Sie untergräbt dein Selbstwertgefühl und macht dich abhängig von der Stimmung des Gegenübers.

Mann und Frau in der Küche, Mann redet eindringlich auf die Frau ein, aufmuntern
Worte und Verhalten legen manchmal unsichtbare Fesseln an und zermürben das Selbstwertgefühl. - Depositphotos

Auch Rückzug, Schweigen oder das systematische Isolieren von Freunden gehören dazu. Hinter all dem steckt Kontrolle über deine Gefühle.

Finanzielle Kontrolle

Geld wird zur Waffe, wenn dir der Zugang zu Konten verweigert oder dein Besitz zerstört wird. Oft beginnt es scheinbar fürsorglich: Jemand «kümmert sich um die Finanzen».

Am Ende hast du keine Unabhängigkeit mehr. Auch mutwillige Schulden oder Beschlagnahmen deines Eigentums zählen dazu. So wird deine Selbstständigkeit gezielt eingeschränkt.

Körperliche Gewalt

Von Schubsen bis zu gefährlichen Angriffen fallen viele Taten hierunter. Auch scheinbar «kleinere» Akte wie Festhalten, Würgen oder riskantes Autofahren gehören dazu, da sie deine körperliche Integrität bedrohen.

Körperliche Gewalt führt oft zu Angst, Depression und sogar posttraumatischen Belastungen. Auch Substanzmissbrauch ist häufig Teil dieses Musters.

Wichtig ist: Jede Handlung, die deine Gesundheit gefährdet, zählt bereits als Missbrauch.

Sexueller Zwang

Druck zu bestimmten Handlungen oder unerwünschte Berührungen sind klare Grenzverletzungen. Dabei geht es nicht nur um physische Gewalt, sondern auch um Manipulation und Abhängigkeit.

Verzweifelte Frau hält sich Hand vor das Gesicht, Mann im Hintergrund im Bett am Smartphone
Grenzenloser Druck, etwa im Schlafzimmer, zerstört Vertrauen und verletzt tief die persönliche Integrität. - Depositphotos

Studien zeigen, dass viele Opfer mindestens einmal in ihrem Leben betroffen sind. Besonders perfide ist es, wenn Schweigen oder Schuldgefühle ausgenutzt werden.

Geistige und kulturelle Unterdrückung

Nicht nur der Körper steht im Fokus von Angriffen, sondern auch Gedanken und Überzeugungen. Manche Partner machen den Glauben oder persönliche Ideen lächerlich und greifen damit direkt die innere Stabilität an.

Andere schneiden dich vom Kontakt zu deiner Gemeinschaft ab oder stellen deine Kultur abwertend dar. Auch in digitalen Räumen greifen Täter Meinungen an und versuchen, dich öffentlich blosszustellen.

Solche Attacken zerstören Identität und schwächen den Selbstwert gezielt.

Diskriminierende Angriffe

Angriffe auf Geschlecht, Alter oder eine Behinderung sind eine besonders verletzende Form von Missbrauch. Täter verweigern aktiv den Zugang zu Hilfsmitteln oder blockieren Unterstützung, die dir zusteht.

Häufig nutzen sie zusätzlich Spott oder beuten Sozialleistungen für eigene Zwecke aus. Diese Übergriffe mindern nicht nur die Autonomie, sondern greifen direkt die Würde einer Person an.

Wer so behandelt wird, erfährt eine doppelte Belastung: Benachteiligung und Demütigung.

Was Betroffene tun können

Auch wenn die Lage aussichtslos wirkt: In der Schweiz gibt es zuverlässige Hilfe. Kantonale Opferhilfestellen beraten vertraulich und kostenlos.

Frau umarmt eine Freundin
Vertraute Menschen und spezialisierte Fachstellen bieten Wege aus der Isolation, wenn man von Missbrauch in der Beziehung betroffen ist. - Depositphotos

Dort unterstützen Juristen, Psychologen und Sozialarbeiter dabei, Missbrauchsmuster zu erkennen und passende Schritte einzuleiten. Ebenso wichtig ist es, Freunde oder vertraute Bekannte ins Vertrauen zu ziehen – sie können stärken, begleiten und im Alltag Sicherheit geben.

Wer Warnsignale ernst nimmt und rechtzeitig Hilfe sucht, gewinnt ein Stück Kontrolle und Stabilität zurück.

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