Insgesamt gehört rund 45 Prozent der Beschäftigten in Deutschland zu den Berufspendlern. Eine neue Studie zeigt die Auswirkungen auf die Psyche.
Viele Menschen verlassen eine gerade eingefahrene S-Bahn im unteren Teil des Hauptbahnhofs in Frankfurt am Main (D).
Viele Menschen verlassen eine gerade eingefahrene S-Bahn im unteren Teil des Hauptbahnhofs in Frankfurt am Main (D). - dpa
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei Berufspendlern liegen die psychisch bedingten Fehltage fast elf Prozent höher.
  • Das sind durchschnittlich 13,7 Fehltage pro Pendler für das Jahr 2017.

Das Pendeln zwischen Wohnort und Arbeit macht insgesamt nicht kränker – belastet aber die Psyche. Das geht aus der Studie «Mobilität in der Arbeitswelt» hervor, die die Techniker Krankenkasse (TK) heute Dienstag in Hamburg veröffentlichte. Bei Berufspendlern liegen die psychisch bedingten Fehltage fast elf Prozent höher als bei Beschäftigten, die nur eine kurze Anfahrt zu Arbeitsstelle haben.

Insgesamt gehört fast die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland (45 Prozent) zu den Berufspendlern. Ihr Arbeitsplatz liegt in einem anderen Kreis als ihr Zuhause.

13,7 Fehltage

Statistisch gesehen waren Pendler der Studie zufolge mit durchschnittlich 13,7 Fehltagen im vergangenen Jahr insgesamt einen halben Tag weniger krankgeschrieben als Berufstätige mit kurzem Arbeitsweg (14,2). Von denjenigen mit einer wohnortnahen Arbeitsstelle waren 52,3 Prozent mindestens einmal krankgeschrieben – bei den Pendlern betraf dies 49,4 Prozent. Dieses Ergebnis deckt sich mit einer ähnlichen Untersuchung der TK von 2012.

Allerdings gehen lange Arbeitswege auf die Nerven. Der Studie zufolge entfielen 2017 auf 100 Pendler 242 Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen. Bei den Beschäftigten mit kurzem Arbeitsweg waren es nur 219 Tage je 100 Arbeitnehmer. Die psychisch bedingten Fehltage liegen damit bei Pendlern fast elf Prozent höher, Bei den Frauen liegt die Differenz sogar bei rund 15 Prozent.

Agrar- und Ernährungsberufe mit wenig Pendlern

Wie die Studie weiter zeigt, variiert der Anteil der Pendler deutlich zwischen den Berufsgruppen. Den höchsten Anteil haben erwartungsgemäss Beschäftigte im Luftverkehr wie Piloten und Servicefachkräfte sowie Vertriebsmitarbeiter. Auch in vielen IT-Berufen nehmen die Angestellten weite Wege auf sich. Die wenigsten Pendler gibt es in Agrar- und Ernährungsberufen sowie bei Angestellten in privaten Haushalten wie Hauswirtschaftern und Reinigungskräften.

Zudem ist der Pendleranteil umso grösser, je höher der Ausbildungsabschluss ist. Beschäftigte ohne oder in Ausbildung arbeiten seltener ausserhalb ihres Wohnkreises (38 Prozent Pendler). Besonders weite Strecken pendeln Beschäftigte mit Promotion und anderen Hochschulabschlüssen. Von ihnen pendelt fast jeder Zweite. 7,5 Prozent der Männer und 5,4 Prozent der Frauen legen dabei sogar 200 Kilometer und mehr je Strecke zurück.

Die Daten stammen aus dem TK-Gesundheitsreport, für den die Kasse jährlich die Krankschreibungen und Arzneimittelverordnungen der Versicherten analysiert. Für die Studie wurden Daten von Versicherten aus den Jahren 2011 bis 2017 untersucht.

Ad
Ad