Allein in der stationären Alterspflege bleiben jährlich knapp 350 Millionen Franken unbezahlt. Grund dafür ist laut den Pflege-Institutionen, dass die Kantone ihrer Zahlungspflicht nicht nachkommen und die Krankenkassen seit sieben Jahren ihre Beiträge nicht mehr erhöht haben.
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Die Spitex betreut Kunden zu Hause. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Pflegeinstitutionen fordern von Staat und Krankenkasse eine einheitliche und faire Kostendeckung der Pflege.
  • Aktuell würden allein im stationären Bereich jährlich Kosten von bis zu 350 Millionen Franken ungedeckt bleiben.
  • Die Kosten werden zu einem Grossteil auf die Patienten und die Gesellschaft abgewälzt.
  • Derweilen haben die Krankenkassen, welche die Pflegekosten zu tragen haben, ihre Beiträge seit 2011 nicht mehr erhöht.
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Wir werden immer älter. Das ist schön, führt aber auch zu höherer Pflegebedürftigkeit. Noch gleicht die Finanzierung der Pflege alter Menschen einem Irrgarten. Das führt unter anderem dazu, dass besonders Menschen mit kleiner Rente allzu früh ins Altersheim müssen – weil sie sich die Pflege zu Hause nicht leisten können.

«Das geht nicht», resümierte SP-Vizepräsidentin Barbara Gysi heute bei Nau. Nun haben Pflege-Anbieter wie Spitex, Curaviva, H+ Die Spitäler der Schweiz oder Senesuisse sich als IG Pflegefinanzierung mit einer gemeinsamen Forderung an die Öffentlichkeit gewandt.

SP Nationalrätin Barbara Gysi
SP-Vizepräsidentin Barbara Gysi setzt sich gegen sexuelle Gewalt und für Gleichberechtigung ein. - Keystone

Offene Kosten in Millionenhöhe

«In Pflegeheimen entstehen gesamtschweizerisch ungedeckte Pflegekosten von schätzungsweise 250 bis 350 Millionen Franken pro Jahr», erklären sie. Dennoch seien die Beiträge der Krankenversicherer seit 2011 gleich geblieben. «Mehrkosten gehen direkt und indirekt zulasten der Patientinnen und Patienten. Diese Situation ist für das Gemeinwohl und die einzelnen Betroffenen nicht haltbar», so die Interessensgemeinschaft (IG) Pflegefinanzierung.

Im Pflegebereich entstehen aktuell ungedeckte Kosten in Millionenhöhe. Unter anderem, weil die Krankenkassen seit 2011 ihre Beiträge nicht angepasst haben.
Im Pflegebereich entstehen aktuell ungedeckte Kosten in Millionenhöhe. Unter anderem, weil die Krankenkassen seit 2011 ihre Beiträge nicht angepasst haben. - Pixabay

Sie fordert, «dass die Kantone ihrer Pflicht nachkommen und die Finanzierung sämtlicher ausgewiesenen Restkosten der Pflegeleistungen übernehmen». Zudem sollen die Beiträge der Krankenkassen den tatsächlichen Kosten angepasst werden. Denn «es muss vermieden werden, dass die Patienten für die Pflege gemäss Krankenversicherungsgesetz (KVG) mehr bezahlen müssen als die vom Gesetz vorgesehene Eigenbeteiligung».

Krank nach Hause geschickt

In einem letzten Punkt fordert die IG, dass Krankenkassen und Kantone auch die Dauer der Akut- und Übergangspflege verlängert. Wenn ein Senior beispielsweise bei einem Sturz die Hüften verletzt, soll er lange genug im Krankenhaus und danach zur vollständigen Genesung in einer betreuten Pflegeinstitution bleiben können, um wieder ganz gesund nach Hause zu kommen.

Weil aktuell maximal zwei Wochen Übergangsbetreuung finanziert werden, gehen viele Senioren nach Hause, ohne sich vollständig erholt zu haben. Die Folge? Meistens ein weiterer Sturz, mehr Schmerzen und noch höhere Kosten.

Senioren Bundesland Deutschland
Jedes Bundesland in Deutschland hat eine andere Lebenserwartung. - Pixabay

Bis im Sommer will der Bundesrat prüfen, wie und wo die Pflegefinanzierung optimiert werden kann. Auf eine Antwort warte man dringend, so die IG.

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