Wer im Job Opfer von Mobbing wird, erlebt oft eine einschneidende Krise – und kann davon sogar krank werden.
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Die ständige Demütigung durch Mobbing ist für Beschäftigte eine einschneidende Krise – mit Folgen für Beruf und Gesundheit. - Christin Klose/dpa-tmn
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mobbing am Arbeitsplatz tritt in sehr unterschiedlichen Formen auf.
  • Von unterschwellig bis direkt kann es pychische und sogar physische Konsequenzen haben.
  • Betroffene sollten umgehend für sich sorgen: Unterstützung suchen, anzeigen oder kündigen.

Anfeinden, schikanieren, diffamieren: Mobbing kann die Gesundheit und den Arbeitsplatz Betroffener gefährden. Treffen kann es theoretisch jeden. Wobei Mobbing sich sehr unterschiedlich äussern kann.

Da gibt es etwa die rassistische oder sexistische Herabwürdigung eines Beschäftigten in einer betrieblichen Chat-Gruppe. Oder Teammitglieder werden vor den anderen herabgesetzt, degradiert und mit Vorwürfen oder Ermahnungen überschüttet.

Feindliches Umfeld für Betroffene

Ob mit Worten, Taten oder Blicken: «Der oder die Betroffene bewegt sich am Arbeitsplatz quasi in einem feindlichen Umfeld und wird angegriffen», sagt Nathalie Oberthür, Fachanwältin für Arbeitsrecht.

Eine Beleidigung mit Worten sei dabei noch eine offensichtliche Attacke. Aber es gibt auch unterschwelliges Mobbing. Etwa, wenn eine Mitarbeiterin ständig das Fenster aufreisst, obwohl sie weiss, dass ihr Kollege permanent fröstelt.

Wer mobbt wen? Von Bossing bis Staffing

Mobbing tritt nicht nur zwischen Mitarbeitern auf. Mobbt der Vorgesetzte, ist vom «Bossing» die Rede.

Ebenso gibt es den umgekehrten Fall. Attackiert das Team die Führungskraft, liegt ein sogenanntes Staffing vor. Auch die Belästigung durch Kundschaft kann Mobbing sein.

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Mobbing am Arbeitsplatz kann viele Gesichter haben: Für Betroffene ist es in keinem Fall leicht, aus eigener Kraft gegen die Schikane vorzugehen. - Christin Klose/dpa-tmn

Die persönlichen Folgen für Betroffene sind oft fatal. Die Opfer empfinden die Angriffe und Schikanen oftmals als einschneidende Krise. Mit jeder Attacke erleben sie erneut Demütigung.

Die Folge können Herzrasen, Schlafstörungen, Nervosität, Konzentrationsschwäche sowie Kopf- und Magenschmerzen sein.

Langfristig treten womöglich Depressionen oder Persönlichkeitsveränderungen auf. Neben den gesundheitlichen Problemen drohen berufliche Nachteile.

Etwa, wenn jemand unzureichend arbeitet, weil das Team ihm wichtige Informationen bewusst vorenthält.

Was können Betroffene von Mobbing tun?

Für Betroffene ist es oft nicht einfach, den «Teufelskreis Mobbing» wieder aus eigener Kraft zu unterbrechen.

Gerade im Anfangsstadium könne man aber mit Selbsthilfe – wie etwa einem klärenden Gespräch – noch am meisten erreichen.

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Bei Mobbing schnell handeln: Gerade im Anfangsstadium kann ein klärendes Gespräch unter Umständen noch Abhilfe schaffen. - Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-tmn

Gert Groppel rät, generell nicht darauf zu vertrauen, dass das Problem sich eines Tages quasi von alleine erledigt. Besser sei es, so schnell wie möglich zu handeln.

Die Vorfälle, in denen man sich gemobbt fühlt, sollte man genau dokumentieren: «Ein Mobbing-Tagebuch kann hier zielführend sein.»

Dritte einschalten: Beschwerde an den Betriebsrat

Im nächsten Schritt kann es hilfreich sein, das direkte Gespräch mit dem Täter zu suchen. Bringt das nichts, rät Groppel, eine Beschwerde an den Betriebsrat sowie an die Personalabteilung oder an die Unternehmensleitung zu richten.

«Der jeweilige Adressat ist gesetzlich verpflichtet, die Beschwerde zu überprüfen und für Abhilfe zu sorgen, wenn er sie für berechtigt hält», sagt Groppel.

Mobbing beobachtet: Ermutigen und Zeuge sein

Kollegen, die sehen, dass am Arbeitsplatz gemobbt wird, sollten dem Betroffenen zur Seite stehen. Etwa, indem sie die Lage weiter beobachten und die Person dazu ermutigen, zum Betriebsrat und zur Personalabteilung zu gehen und sich zu beschweren.

Gleichzeitig könnten sie signalisieren, Zeuge zur Verfügung zu stehen.

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Bei Problemen ist ein erster Schritt zur Hilfe oft, anderen davon zu erzählen. - Pixabay

Ignoriert der Arbeitgeber die Beschwerde eines Beschäftigten offensichtlich, lässt es sich in einem gerichtlichen Verfahren durchsetzen, dass der Arbeitgeber der Mobbing-Beschwerde auf den Grund geht.

Das Mobbing-Opfer sollte sicherstellen, dass der Betriebsrat, die Gewerkschaft oder ein Anwalt beratend und unterstützend zur Seite steht.

Wenn das Mobbing-Opfer unter dem Druck der Belästigung das Arbeitsverhältnis beendet, lassen sich auch Schmerzensgeldansprüche gerichtlich durchsetzen.

Im Zweifel: Gesundheit geht vor

Oftmals gibt es jedoch ein Problem: «Nicht selten lassen sich die Vorwürfe, dass jemand gemobbt wurde, nicht hieb- und stichfest beweisen», sagt Oberthür.

Das Mobbing erfolgt mitunter derart subtil, dass die beschuldigte Seite sich herausreden und die Sache zum eigenen Vorteil darstellen kann.

Lässt sich das Problem nicht im betrieblichen Rahmen lösen, empfiehlt Oberthür allen Opfern von Mobbing, der Firma so schnell wie möglich den Rücken zuzukehren, bevor die eigene Gesundheit leidet.

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