Kurzarbeit: Wenn du mit 80% Lohn auskommen musst

«Ich weiss nicht, wie ich nächsten Monat meine Rechnungen bezahlen soll.»

«Wieso?»

«Weil ich nur noch 80% Lohn habe wegen der Kurzarbeit.»

«Dein Problem ist nicht die Kurzarbeit, sondern dein Umgang mit Geld.»

Ein unschönes Gespräch, dass ich diese Woche führen musste. Natürlich ist schwierig, wenn man plötzlich 20% weniger verdient. Wenn du deswegen gleich deine Rechnungen nicht mehr bezahlen kannst nach einem Monat, hast du ein grundsätzliches Problem.

Daran ist nicht die Kurzarbeitsentschädigung schuld.

Natürlich könnte ich heute wieder über die Börse reden, wie günstig Aktien und ETFs gerade sind und wie wir alle reich sein werden, wenn die Krise vorbei ist. Heute möchte ich aber lieber wieder einmal ein wenig über finanzielle Bildung und Geld allgemein sprechen. Weil es wieder einmal nötig zu sein scheint.

Was ist Kurzarbeit überhaupt? Nun wir leben in einem Land, dass seine Bürger sogar absichert, wenn der Arbeitgeber den Lohn nicht mehr bezahlen kann. Dafür haben wir die Kurzarbeit.

In Zeiten von Corona in den die meisten Läden schliessen müssen, haben nicht nur die Selbstständigen ein Problem, sondern auch die Arbeitnehmer, die darauf angewiesen sind, dass ihre Arbeitgeber genug Geld einnehmen, um ihren Lohn zu bezahlen.

Aber was macht dein Chef, wenn die Arbeit weniger wird und weniger Geld reinkommt?

Nun er kann dich natürlich einfach entlassen. Corona ist kein Kündigungsschutz. Oder er verdonnert dich erst einmal dazu, deine Überstunden abzubauen und deine Ferien zu beziehen.

Warum macht er das? Jetzt wo es weniger Arbeit im Betrieb gibt, lässt er dich Überstunden abbauen, weil es eh nichts zu tun gibt und er dich sofort wieder einsetzen kann, wenn die ganze Geschichte vorbei ist.

Blöd wäre natürlich, wenn nach Corona die Angestellten plötzlich alle in den Urlaub wollen und ihre Überstunden einziehen. Dann gilt es nämlich wieder so schnell wie möglich Geld einzunehmen.

Auf Deutsch: Sei froh hat er dich nicht einfach sofort entlassen und kämpft dafür, dass er dir heute und auch in Zukunft überhaupt einen Lohn bezahlen kann. Hör auf zu jammern, dass du deine Ferien einziehen musst.

Die Kurzarbeitsentschädigung beträgt 80% deines wegfallenden Lohnes. Betonung auf wegfallend.

Gehen wir davon aus, dein Chef kann dich nicht mehr voll auslasten und sagt dir, du müsstest nur noch morgens arbeiten kommen. Er bietet dir aber eine Kurzarbeitsentschädigung an. Du arbeitest jetzt also vorübergehend 50%.

Für die 50% die du arbeitest, bekommst du den vollen Lohn dafür. Für die anderen 50%, welche jetzt wegfallen, erhältst du 80% des Lohnes.

In Zahlen bedeutet das:

Normaler Lohn: 6’000 Franken

50% Arbeit: 3’000 Franken

50% Kurzarbeitsentschädigung: 3’000 Franken x 80% = 2’400 Franken

Total Lohn während der 50% Kurzarbeit: 5’400 Franken

Würde er dir kündigen, erhältst du 70%-80% deines Einkommens, je nachdem ob du unterstützungspflichtige Kinder hast oder nicht.

Arbeitslosengeld ohne Kind 70% = 4’200 Franken

Arbeitslosengeld mit Kind 80% = 4’800 Franken

Du siehst, du kommst mit der Kurzarbeitsentschädigung deutlich besser weg.

Speziell da du dich jetzt nicht um neue Stellen bemühen musst, da dir das RAV sonst deine Taggelder kürzt.

Du musst mit der Kurzarbeit einverstanden sein. Sprich, du kannst diese ablehnen. Dein Chef kann dir dann aber auch kündigen. Lohnt sich also, wie du gerade gesehen hast, nicht.

Diese sind von der Kurzarbeit nicht betroffen und erhalten den vollen Lohn. Kündigen kann man sie auch nicht, da ihre Anstellung sowieso befristet ist.

Jap. AHV, IV, EO und ALV bezahlst du und dein Arbeitgeber normal weiter.

Natürlich verstehe ich jeden, den es stört, nur noch 80% seines Lohnes zu erhalten. Ich verstehe aber keinen, der es nicht nur stört, sondern wirklich ein Problem damit hat nach nur einem Monat.

Wer von Monat zu Monat lebt und von seinen Lohn nichts spart, hat ein grundlegendes Problem mit seinen Finanzen. Daran ist Corona nicht schuld und die Kurzarbeitsentschädigung und dein Chef auch nicht.

Das gleiche Phänomen beobachte ich übrigens auch, wenn jemand plötzlich 20% mehr verdient. Lebte er vorher von Monat zu Monat, wird er auch mit 20% mehr Lohn von Monat zu Monat leben und nichts sparen.

Wenn dich diese fehlenden 20% deines Lohnes wirklich so hart treffen, dass du deine Rechnungen nicht mehr bezahlen kannst, dann musst du deine Finanzen grundsätzlich überdenken.

Was ich hier nochmals hervorheben möchte sind die ganz grossen Fixkosten. Sprich deine Wohnung und dein Auto.

Deine Wohnung sollte nicht mehr als ein 1/3 deines Nettolohnes kosten. Wenn du also 6’000 Franken ausbezahlt bekommst und deine Wohnung mehr als 2’000 Franken kostet, ist dein Lebensstandard einfach schlicht zu hoch.

Ein Auto kostet einfach immer Geld. Und wenn du dann noch jeden Monat ein Leasing bezahlen musst, selbst jetzt, wenn du dein Auto nicht mehr jeden Tag brauchst, weil du zu Hause bleiben solltest, dann hast du in Zeiten von Kurzarbeitsentschädigung ein riesen Problem.

Wenn sparen für dich bis jetzt eher zweitrangig war, merkst du jetzt vielleicht warum du sparen solltest. Wenn du jetzt deine Rechnungen nicht mehr von deinem Lohn bezahlen kannst, dann könntest du jetzt wenigstens auf dein Erspartes zugreifen und machst keine Schulden.

Sparen ist einfach. Wichtig ist, dass du zuerst sparst und dann ausgibst, was nach dem Sparen übrig ist und nicht nur das sparst, was nach dem Ausgeben übrig ist. Sonst legst du nämlich genau gar nichts zur Seite.

Mein Tipp: Automatisiere das Sparen. Jeden Monat wenn dein Lohn eintrifft lässt du mittels Dauerauftrag einen Teil davon automatisch auf ein Sparkonto überweisen.

Wenn du bereits Zak benutzt, kannst du es automatisch in einen neuen Topf verschieben. Dafür brauchst du auch nicht ein neues Konto mit einer neuen IBAN-Nummer zu eröffnen.

Sparen hat mich Verzicht zu tun. Du kannst schlicht nicht alles haben. Und das ist voll okay. Wenn du von deinen Freunden angefragt wirst, ob ihr noch was trinken geht oder in die Ferien fliegen wollt, dann prüfe doch zuerst einmal deinen Kontostand.

Wenn es nicht drin liegt, dann bist du halt beim nächsten Mal wieder dabei.

Bis bald,

FinanzFabio

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FinanzFabio will mit finanzieller Bildung auf seinem Blog die Schweiz vor der Altersarmut retten. Er glaubt nicht mehr an die AHV.

www.finanzfabio.ch