Der Mitläufereffekt kann dazu führen, dass jemand eine Überzeugung annimmt, nur weil andere sie vertreten. Dies beeinflusst unsere Informationskompetenz.
Informationskompetenz
Informationskompetenz: Der Mitläufereffekt kann auch die politischen Entscheidungen der Menschen beeinflussen. - zVg
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Mitläufereffekt kommt im Alltag oft zum Tragen.
  • Menschen neigen dazu, der Masse zu folgen.
  • Mitläufereffekte können zwar problematisch sein, aber nicht unbedingt falsch.

Der Mitläufereffekt kommt im Alltag oft zum Tragen. So steigt die Wahrscheinlichkeit, einen Kommentar in den sozialen Medien zu liken, je mehr Likes er bereits erhalten hat. Spekulationsblasen an der Börse sind ebenfalls auf den Mitläufereffekt zurückzuführen. Die Börse kennt den Begriff Hausfrauenrally, wenn wenig informierte Kleinanleger nachkaufen, was andere ihnen sagen oder sie online lesen.

Der Mitläufereffekt kann auch die politischen Entscheidungen der Menschen beeinflussen. Zum Beispiel unterstützen Wählerinnen und Wähler politische Partei stärker, nur weil diese Partei in den letzten Umfragen gut abschneidet. Sie wollen auf der Gewinnerseite sein.

Wir werden unbewusst von den Einstellungen und Verhaltensweisen der Menschen um uns herum beeinflusst. Gruppenhaltungen und -normen sind «ansteckend».

Informationskompetenz: Warum neigen die Menschen dazu, der Masse zu folgen?

Der Mitläufereffekt kann auf mehrere psychologische Ursachen zurückgeführt werden. Eine dieser Ursachen ist der normative soziale Einfluss. Man passt sich der Masse an, weil man die Anerkennung anderer gewinnen will.

Eine weitere Ursache ist der informatorische soziale Einfluss. Man passt sich den anderen an, weil man Recht haben will.

Darüber hinaus kann das Vertrauen auf die Meinung und das Handeln anderer oft als nützliche Heuristik dienen. Damit hofft man trotz unvollständigen Informationen und Zeitmangel dennoch, sich ein Urteil bilden und Entscheidungen treffen zu können. Diese Entscheidungsstrategie wird oft intuitiv gewählt.

Man kann sich aber auch bewusst dafür entscheiden. Das Bewusstsein der Nutzung des Mitläufereffekts erhöht die Informationskompetenz.

Wie entschärft man Mitläufereffekte?

Der Mitläufereffekt ist eine kognitive Voreingenommenheit. Indem du geeignete Entschärfungstechniken anwendest, kannst du die Auswirkungen verringern und dadurch die Informationskompetenz erhöhen.

Abstand schaffen: Abstand reduziert den Gruppendruck. Bevor man eine Entscheidung trifft, sollte man räumlich und zeitlichen Abstand schaffen.

Optimale Bedingungen schaffen: Indem man einen ruhigen Ort aufsucht, kann man sich richtig konzentrieren und über die Situation nachdenken.

Denkprozess verlangsamen: Anstatt sich auf Intuition oder übereilte Überlegungen zu verlassen, sollte man sich Zeit nehmen und die Situation durchdenken.

Denkprozess explizit machen: Es hilft, die Vor- und Nachteile einer Vorgehensweise explizit aufzulisten. Dann kann klar und deutlich formuliert werden, welche Entscheidung getroffen wurde und warum.

Verantwortlichkeit der Entscheidung: Letztendlich ist jeder für seine Entscheidungen verantwortlich. Auch dann, wenn diese durch den Mitläufereffekt oder andere Arten von sozialem Einfluss ausgelöst wurde.

Vergleichbare Situationen: An ähnliche Situationen zu denken, in denen der Mitläufereffekt eine Rolle gespielt hat, kann helfen, den aktuellen Einfluss einzuschätzen.

Alternative Optionen: Versuche alternative Handlungsweise zu der von den Mitläufern vorgeschlagenen zu identifizieren und betrachte ihre potenziellen Vorteile.

Psychologische Selbstdistanz: Die psychologische Distanz hilft uns, abstrakter zu denken und uns auf das grosse Ganze zu konzentrieren. Damit kann man Nutzen und Kosten eines Mitläufereffekts besser einschätzen.

Visualisierung der Konsequenzen: Es ist hilfreich, sich der Folgen bewusst zu sein, die die vom Mitläufereffekt vorgeschlagene Vorgehensweise hätte.

Externes Feedback: Suche das Gespräch mit einer vertrauenswürdigen Person, die wahrscheinlich nicht vom Mitläufereffekt beeinflusst ist.

Bewusstmachung des Mitläufereffekts

Bei der Reduzierung des Mitläufereffekt ist es oft von Vorteil, zunächst mithilfe der genannten Entschärfungstechniken die Ursachen dafür zu ermitteln. Es wichtig, sich daran zu erinnern, dass Mitläufereffekte zwar problematisch sein können, aber nicht unbedingt falsch sind.

Für die Informationskompetenz ist es förderlich, die Mitläufereffekte korrekt einzuschätzen. Ob sie nützlich sind oder nicht, gilt es zu erkennen. Man sollte sie nicht einfach à priori abtun.

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