Lobster Club im «Dolder Grand»: Ein kulinarisches Geheimnis
Streetart trifft Belle Époque, Graffiti begegnen Gourmetküche: Im Lobster Club des «Dolder Grand» verschmelzen Welten, die eigentlich nicht zusammenpassen.

Das «Dolder Grand» in Zürich hat einen Namen in der Schweiz, doch hatten wohl die wenigsten jemals die Gelegenheit, dem historischen Grand Hotel tatsächlich einen Besuch abzustatten. Wenn das Dolder also Nau.ch zum Abendessen einlädt, sollte man sich das auf keinen Fall entgehen lassen.
Bei Liebhabern der Meeresküche könnte das aktuelle Pop-up-Konzept im Dolder auf Interesse stossen.
Bereits zum dritten Mal in Folge führt das Hotel dieses Jahr «The Lobster Club» durch – ein Format, das erstklassige Küche mit Streetart vereint. Und was sich im ersten Moment vielleicht wie ein Widerspruch liest, fügt sich in der Realität zu einem überraschend stimmigen Gesamterlebnis.
Geheimnisvolle Atmosphäre zwischen Belle Époque und Moderne
Beim Betreten der imposanten Eingangshalle erlebt man erstmals die faszinierende Symbiose, die das Dolder Grand seit der Wiedereröffnung 2008 auszeichnet.
Während das historische Hauptgebäude mit den drei charakteristischen Türmen den Belle-Époque-Charme der Gründerjahre bewahrt, verschmelzen die modernen Foster-Flügel meisterhaft Tradition und Innovation. Art-Deco-Fans werden sich ebenso gerne hier aufhalten wie Liebhaber zeitgenössischer Architektur.

The Lobster Club jedoch befindet sich in einem der moderneren Bereiche des Hotels. Von der Rezeption aus wird man über eine breite Rundtreppe in einen fensterlosen, stilvoll-düsteren Saal mit lediglich acht Tischen geführt.
Sofort hat man das Gefühl, Teil eines exklusiven Geheimclubs geworden zu sein. Die Wände schmückt maritime Streetart im Graffiti-Stil, dezent ausgeleuchtet von Hunderten schwebenden, kerzenähnlichen Lampen.
Service auf höchstem Niveau
Das Servicepersonal fällt durchwegs positiv auf und sorgt dafür, dass man sich vom ersten Moment an bestens aufgehoben fühlt. Die beiden jungen Mitarbeitenden begleiteten den Abend im Lobster Club mit einer gelungenen Mischung aus Professionalität und Lockerheit, ehrlichen Empfehlungen und dem perfekten Verhältnis von Aufmerksamkeit und Zurückhaltung.

Dabei ist die Kundschaft durchmischter als erwartet. Neben zwei Paaren lassen es sich auch eine Familie mit Teenagern und Hund sowie vereinzelte Hotelgäste im Lobster Club gut gehen.
Die Atmosphäre ist ruhig und respektvoll, intuitiv senkt man die Stimme etwas, was zur Dunkelheit des Raumes passt.
Fokus auf das Wesentliche: Maine-Lobster
Besonders Gäste, die nicht täglich Hummer essen, werden sich an der kleinen, aber feinen Speisekarte erfreuen. Als Hauptgang gibt es nur eins: Maine-Lobster. Es bleibt lediglich die Wahl der Sauce und die Entscheidung zwischen einem ganzen oder halben Krustentier.
Auch hier kann man sich auf die Expertise des Servicepersonals verlassen, sodass alle Gäste am Ende gut genährt, aber nicht übersättigt aus dem Dolder spazieren.

Die Auswahl bei den Vorspeisen gestaltet sich schwieriger, da jede Option verlockend klingt. Für Unentschlossene empfiehlt sich die «Chef's Choice» – eine Zusammenstellung verschiedener Häppchen nach Empfehlung der Küche, die es erlaubt, von allem zu kosten.
Der einzige Wermutstropfen: Nach jedem mundgrossen Bissen möchte man eigentlich mehr davon. Die Vorfreude auf die nächste Geschmacksexplosion überwiegt jedoch, während man sich durch Austern, salzig-scharfen Tintenfisch und Tamago mit Avocado und Wasabi probiert.
Kulinarische Höhenflüge
Beim Hauptgang fällt die Wahl auf den klassischen Hummer mit Zitronenbutter, Kapern und Estragon sowie eine gewagtere Variante mit Blumenkohl, Sauce Hollandaise, Dill und Kaviar – beide überzeugen durch ihre raffinierten Geschmackskompositionen. Culinary Director Heiko Nieder und sein Team verstehen ihr Handwerk, so viel steht fest.
Wer im Umgang mit Krustentieren ungeübt ist, braucht keine Bedenken zu haben. Anstelle unbekannter Werkzeuge und planlosem Herumstochern wird der Hummer im Lobster Club bereits fachgerecht aufgeschnitten serviert und lässt sich ganz einfach mit Messer und Gabel geniessen.

Die Begleitung kann man zwar nicht mit feinmotorischen Künsten beeindrucken, blamiert sich aber auch nicht mit unkoordinierten «chirurgischen» Manövern.
Getränketechnisch gäbe es viel Raum für Kreativität, will man denn die Getränkekarte studieren. Die Faulen oder Unentschlossenen können sich auch einfach einen Champagner empfehlen lassen und es den Abend durch dabei belassen. Er passt zu allen Gängen und schmeckt wunderbar.
Nur noch bis zum 5. Oktober
Will man dem Lobster Club einen Besuch abstatten, muss man sich beeilen. Das Pop-up ist nur noch bis zum 5. Oktober 2025 jeweils von Donnerstag bis Sonntag ab 19 Uhr oder Sonntagmittag zwischen 12 und 14 Uhr geöffnet.
Eine Reservation empfiehlt sich – bei schönem Wetter sogar auf der Terrasse.