Fair-Trade-Pionierin: Schweizer Schokoladequalität aus Afrika

Anne Stickel
Anne Stickel

Bern,

Die Schweizer Fair-Trade-Pionierin Gebana will künftig direkt in Togo produzieren. In Schweizer Qualität: Technologie und Schweizer Know-how machen das möglich.

Schokolade Tafel Produktion Hand
Die Schweizer Fair-Trade-Pionierin Gebana will künftig direkt in Togo produzieren – in Schweizer Qualität. - Gebana

Die Schweizer Fair-Trade-Pionierin Gebana dreht die Produktion von Schokolade auf den Kopf: Statt Kakao in Afrika einzukaufen und dann Schokolade in der Schweiz herzustellen, will das Unternehmen künftig direkt in Togo produzieren – in Schweizer Qualität. Gebana investiert umgerechnet etwa 1,2 Millionen Franken in dieses Vorhaben, wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung schreibt.

70 Prozent des weltweit gehandelten Kakaos stammen aus Westafrika, aber gerade mal 22 Prozent werden vor Ort zu Kakaomasse verarbeitet. Für vollständig in Afrika hergestellte Schokolade gibt es keine Statistik. Dabei ist es die Schokolade, die Kakao erst zu einer wertvollen und gewinnbringenden Ressource macht.

Weg von Rohstoffexport, hin zu lokaler Wertschöpfung

Die Schweizer Fair-Trade-Pionierin Gebana will die Verarbeitung darum nach Westafrika bringen. Mit einer modernen Produktionsanlage in Togo will das Unternehmen künftig Schokolade in Schweizer Qualität herstellen.

Kakao Frucht Fruchtfleisch Bohnen
Die Bohnen, aus der Kakao gewonnen wird, wachsen bedeckt von saftig-weissem Fruchtfleisch und geschützt in einer dicken Schale heran. - Gebana

Denn eine vor Ort produzierte Tafel schafft mehr Wert als der Export der Rohware: Während vom Endverkaufspreis einer herkömmlichen Tafel durchschnittlich nur rund 10 Prozent im Herkunftsland des Kakaos bleiben, sollen es bei der vor Ort produzierten Schokolade von Gebana bis zu 50 Prozent sein.

Die Pilotphase dieses Vorhabens ist bereits abgeschlossen. In einer kleinen Testmanufaktur produziert die Tochterfirma Gebana Togo in Lomé inzwischen rund zwei Tonnen Schokolade pro Jahr, die im Gebana Onlineshop erhältlich ist.

Ab 2027 soll diese von Handarbeit geprägte Produktion zu einem professionellen Verarbeitungsbetrieb heranwachsen. Die bio-zertifizierte Produktion soll 30 neue Arbeitsplätze sowie Abnahme für 1000 weitere Bauernfamilien schaffen.

Grösste Kakaoverarbeiterin in Togo

Bis 2030 sieht der Plan eine jährliche Kapazität von 74 Tonnen Schokolade und rund 200 Tonnen Kakaomasse sowie je rund 20 Tonnen Kakaobutter und -pulver vor.

Während ein kleinerer Teil der Schokolade online direkt an Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz und Europa verkauft werden soll, sollen der Grossteil des Endprodukts sowie die Halbfabrikate in die europäische Lebensmittelindustrie gehen.

Kakaobohnen Trocknungsprozess Mann Afrika
Bevor sie zu Schokolade verarbeitet werden, müssen Kakaobohnen erstmal trocknen. Das geht in der tropischen Sonne ziemlich gut. - Gebana

Erste Abnehmer hat Gebana bereits gefunden. Mit der Kakaoverarbeitung will Gebana rund 3,7 Millionen Franken Umsatz generieren. Der Export von unverarbeiteten Kakaobohnen wird dennoch ein wichtiges Standbein von Gebana Togo bleiben.

Zudem will Gebana den Handel mit getrockneten Bio-Ananas ausbauen. Mit diesem Produktemix strebt das Unternehmen für 2030 einen Umsatz von rund 11,5 Millionen Franken an und einen Gewinn von knapp einer Million Franken.

Damit wird Gebana Togo die grösste Schokoladeherstellerin in Togo sein.

Schweizer Schokoladequalität aus Afrika, geht das?

Schweizer Schokolade ist weltbekannt für ihre Qualität. Kann man diese Qualität überhaupt ausserhalb der Schweiz produzieren?

«Qualität ist eine Frage der Technologie. Mit der gleichen Technologie und Schweizer Produktions-Know-how kannst du Swiss Quality in Togo herstellen», sagt Markus Lutz, der 30 Jahre lang in der Produktentwicklung und im Qualitätsmanagement beim Schweizer Schokoladehersteller Stella Bernrain tätig war und Gebana in beratender Funktion zur Seite steht.

Weitere Expertinnen und Experten der Schweizer Schokoladebranche unterstützen das Projekt mit ihrem Fachwissen.

Gebana Schokolade Infografik
Beim neuen Schokoladen-Produktionsmodell von Gebana bleiben 50 Prozent der Wertschöpfung im Ursprungsland des Kakaos. - Gebana

Gebana wird rund 1,2 Millionen Franken in die neue Anlage investieren. Einen Teil der Investitionssumme will Gebana via Crowdfunding sammeln. Ein bewährtes Konzept, mit dem das Unternehmen bereits erfolgreich Projekte finanzierte.

Darunter etwa eine neue Fabrik für Cashews und Mangos in Burkina Faso. Der Bau dieser Fabrik, die in Kürze ihren Betrieb aufnehmen wird, hat gezeigt, dass Gebana den Ausbau ihrer Lieferketten im globalen Süden erfolgreich umsetzen kann.

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Kommentare

User #1750 (nicht angemeldet)

Das war einmal, dass die Schweizer Schokolade gut war!

User #1286 (nicht angemeldet)

Darum ist die Schokolade Braun. Sie kommt aus Afrika.

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