Ab und zu ein Rauschen in den Ohren zu hören, ist normal. Wird es jedoch zum belastenden Dauerzustand, spricht die Medizin von behandlungsbedürftigem Tinnitus.
covid 19 Tinnitus
Von der Misophonie sind etwa fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung betroffen. (Symbolbild) - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei Tinnitus nehmen Betroffene dauerhaft Geräusche in den Ohren wahr.
  • Oft liegt keine eindeutige Ursache für die Störung vor.
  • Eine Therapie kann langwierig sein.
Ad

Die meisten Menschen kennen das Phänomen: Obwohl eigentlich Stille im Raum herrschen sollte, nehmen sie plötzlich ein Rauschen in den Ohren wahr. Dabei hat niemand plötzlich eine vierspurige Strasse neben das Haus gebaut. In der Regel verschwindet das Rauschen nach einer Weile von selbst wieder. Ist es jedoch hartnäckig, kann es sich um einen Tinnitus handeln.

Wenn die Ohren eigene Wege gehen

Der Gehörsinn sollte uns zuverlässig die Geräusche der Umgebung vermitteln: vom Motorenlärm auf den Strassen bis zum Gesang der Vögel. Manchmal teilt er uns jedoch Geräusche mit, die gar nicht vorhanden sind. Solange es sich um eine kurzfristig anhaltende Störung handelt, stellt dies kein Problem dar. Meist verschwindet das Geräusch nach einer Weile von selbst oder lässt sich durch Musikhören vertreiben.

Hält es über Tage oder Wochen an, spricht die Medizin von einem akuten Tinnitus. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Oft ist der Tinnitus Vorbote einer Ohrenerkrankung wie einer Mittelohrentzündung. Ist das Gehör häufig Lärm ausgesetzt, kann der Tinnitus auf eine beginnende Schädigung hindeuten, die im schlimmsten Fall mit Schwerhörigkeit oder sogar Taubheit endet.

Die Diagnosestellung bei Tinnitus

Wer über mehrere Tage ein Rauschen, Pfeifen oder Klingeln in einem Ohr oder beiden Ohren wahrnimmt, sollte einen HNO-Arzt aufsuchen. Dieser wird zunächst die Ohren auf eine organische Erkrankung wie Mittelohrentzündungen oder eine Nasennebenhöhlenentzündung untersuchen. Wird diese mit den entsprechenden Medikamenten behandelt, verschwindet auch der Tinnitus wieder.

HNO-Arzt
Hörprobleme beim HNO-Arzt abklären. - Depositphotos

Lässt sich keine organische äussere Ursache feststellen, wird der Arzt als nächstes prüfen, ob bislang unerkannte körperliche Probleme vorliegen. Dazu gehören zum Beispiel Kieferfehlstellungen, Gefässfehlbildungen oder neurologische Beschwerden.

Führt auch dies nicht zu einer eindeutigen Diagnose, spricht die Medizin vom idiopathischen Tinnitus. Der Tinnitus ist für sich genommen eine eigene Erkrankung. Oft liegen psychische Gründe vor. So erleiden Menschen, die unter starkem Dauerstress stehen oder an Depressionen erkrankt sind, häufiger Hörstürze oder einen Tinnitus. Die genauen Zusammenhänge konnten bislang nicht geklärt werden. Vermutet wird eine Verbindung zwischen den Nervensträngen im Gehirn und in den Ohren.

Die Behandlung von Tinnitus

Liegt eine organische Ursache wie eine Entzündung vor, verschwindet der Tinnitus in der Regel, wenn die Krankheit abgeheilt ist. Handelt es sich dagegen um einen idiopathischen Tinnitus, ist die Behandlung schwer bis unmöglich. Behandlungen wie Kortison-Injektionen bringen höchstens kurzfristige Linderung. Manche Menschen setzen auf alternative Heilmethoden wie Akupunktur.

Der HNO-Arzt wird in diesem Fall meist eine langfristige Therapie (Tinnitus Counseling) empfehlen, bei der auch ein Psychotherapeut einbezogen wird. Ziel dieser Therapie ist es, das Leben mit dem Tinnitus so angenehm wie möglich zu machen. Die Ohrgeräusche sollen mental in den Hintergrund gedrängt werden, damit sie nicht das Alltagsleben dominieren.

Tinnitus verhindern

Einen vollständigen Schutz gibt es nicht. So kann schon plötzlicher unerwarteter Lärm, zum Beispiel ein Knall oder eine Explosion, den Tinnitus auslösen oder eine stressige belastende Situation einen Hörsturz vorausschicken. Es gibt jedoch einige Vorsichtsmassnahmen mit denen das Gehör geschützt werden kann.

Junge Leute setzen sich freiwillig starker Lärmbelastung aus, indem sie regelmässig Orte mit extrem lauter Musik bei Konzerten und in Clubs aufsuchen. Dazu beschallen sich immer mehr Menschen täglich stundenlang mit Musik per Kopfhörer. Zum Schutz des Gehörs ist es sinnvoll, grössere Pausen zwischen Konzertbesuchen einzulegen, damit es sich regenerieren kann. Musik per Kopfhörer sollte stets möglichst leise und nie über einen zu langen Zeitraum hinweg gehört werden.

Wer aus beruflichen Gründen ständig Lärm ausgesetzt ist, sollte das Gehör ebenfalls schützen. Es muss dabei nicht einmal der Arbeitsplatz in der Fabrik oder auf dem Flughafen sein, bei dem Lärmschutzkopfhörer erforderlich sind. Auch die Geräuschkulisse in einem Grossraumbüro macht vielen Menschen zu schaffen.

Hier kann es sinnvoll sein, gemeinsam Massnahmen zur Senkung des Lärms zu treffen, zum Beispiel durch schallschluckende Pflanzen und Schallschutzwände. Als letzte Eigenschutzmassnahme sind schallunterdrückende Kopfhörer (Noise-Cancelling Headphones) eine Lösung zum Schutz des Gehörs – sofern die eigene Musik dann leise gehört wird.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

ArztDepressionenExplosionFlughafen