Wie ich als gut trainierter Läufer in den Hammer lief...
3 Stunden 59 Minuten 47 Sekunden, hier war ich noch eine Laufmaschine
3 Stunden 59 Minuten 47 Sekunden, hier war ich noch eine Laufmaschine
30 Minuten durch die Hitze und Luftfeuchtigkeit, ich war kurz vor dem Umfallen
30 Minuten durch die Hitze und Luftfeuchtigkeit, ich war kurz vor dem Umfallen
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Das Wichtigste in Kürze

  • Dort wo man aufwächst fühlt sich der Körper wohl.
  • Hitze und Luftfeuchtigkeit können jeden bremsen.
  • Der Körper braucht seine Zeit um sich an das neue Klima zu gewöhnen.

Luzern, 29. Oktober 2017. Zehn Grad, Luftfeuchtigkeit bei 80%. Es ist praktisch windstill. Ich stehe in der Nähe des Verkehrshauses und um mich herum Tausend Läufer und Zehntausende Zuschauer. Ich bin am Luzernmarathon. 3 Stunden 59 Minuten und 47 Sekunden später bin ich meinen ersten Marathon gelaufen. Nach 1500 Trainingskilometern. Ich war eine Maschine.

San Jose, Costa Rica, 2. November 2017. 30 Grad, Luftfeuchtigkeit bei 150%. Es weht ein mittelmässiger Wind. Ich stehe vor unserer ersten Unterkunft auf Weltreise. Ich weiss ich bin den Marathon gerannt. Ich habe 1500 Trainingskilometer absolviert. Ich bin eine Maschine. 31 Minuten und 46 Sekunden später gebe ich meinen Lauf auf. Nicht einmal fünf Kilometer habe ich geschafft. So langsam war ich nicht einmal, als ich letzten Frühling direkt nach der Blutspende rennen ging. Ich bin eine Maschine, eine defekte Maschine.

Komplett andere Bedingungen

Ich renne für mein Leben gerne, das lüftet durch und macht den Kopf frei. Das entspannt. Ich renne gerne, um die Umgebung zu erkunden. Ich renne gerne, weil ich gerne für mich alleine bin. Aber hier auf Weltreise ist alles anders. Zentralamerika ist eine andere Welt. Die äusseren Bedingungen sind komplett anders. Und ich bin mir das Klima hier nicht gewohnt.

Das eine was mich fertig macht, ist die Hitze. Ich liebe es bei zehn Grad und leichtem Regen zu rennen. Das kühlt ab. Ich liebe die frische Luft zum Atmen. In der Hitze atme ich wie ein Walross. Ich hab das Gefühl zu ersticken. Ich kann das Rennen nicht geniessen. Es ist, als müsste ich den Pilatus hochrennen und das kann ich nicht. Ich kann ihn und will ihn höchstens hochwandern.

Das andere ist die Luftfeuchtigkeit. Die klare Luft in der Schweiz vermisse ich. Auch wenn ich sonst nichts auf der Weltreise vermisse. Aber die klare Luft, die fehlt mir. Die Luft hier ist so feucht, dass ich bei jedem Schritt leide. Und was noch viel schlimmer ist, sind die Abgase.

In Costa Rica werden Autos zugelassen, deren Abgase eine Mischung aus dickem Staub und toxischem Blei ist. Auf den Strassen bekommst du den Eindruck, als würden die Costa Ricaner denken: „Ich hasse die Welt, die Natur und meine Mitmenschen.“

Werde ich mich an die Temperatur und an die Luftfeuchtigkeit gewöhnen? Werde ich hier mal eine Laufstrecke länger als zehn Kilometer absolvieren? Und werde ich dabei Spass haben? Ich weiss es nicht. Das einzige, das ich weiss, ist: Eine Maschine bin ich vielleicht doch nicht.

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