Das Borderline-Syndrom ist eine Persönlichkeitsstörung, die von emotionaler Instabilität geprägt ist. Ein normales Leben ist für Betroffene herausfordernd.
Mann und Frau
Eine Beziehung mit einer von Borderline betroffenen Person ist sehr herausfordernd. - Pexels
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Borderline-Syndrom ist eine schwere Persönlichkeitsstörung.
  • Das Leben der Betroffenen ist geprägt von Impulsivität und Instabilität.
  • Mittlerweile gibt es effektive Therapieangebote für Betroffene.

Extremes Schwarz-Weiss-Denken, impulsive Handlungen und urplötzliche Wutausbrüche sind kennzeichnend für das sogenannte Borderline-Syndrom. Wie sich Borderline-Betroffene fühlen und was sie über gewisse Dinge denken, kann sich innerhalb kürzester Zeit ändern.

Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung nehmen Dinge und Ereignisse viel stärker wahr. Ein Missverständnis kann so schnell mal in einem intensiven und unkontrollierbaren Wutausbruch enden.

Mit dem Partner bespricht man zum Beispiel die Hochzeit, nach einer kleinen Unstimmigkeit wird später aber die ganze Beziehung in Frage gestellt. Oder das Kind wird mit Liebkosungen überschüttet und im nächsten Augenblick ignoriert. Das Leben der Betroffenen ist gekennzeichnet von unkontrollierbarer Impulsivität und Instabilität.

Viele Patienten richten die heftigen Emotionen auch gegen sich selbst und neigen zur Selbstverletzung.

Unter der Persönlichkeitsstörung leidet zudem auch das direkte Umfeld stark.

Borderline ist nur selten angeboren

Wie das Syndrom entsteht, ist bis heute ungeklärt. Der Störung liegen vermutlich bestimmte Beeinträchtigungen im Gehirn zugrunde. Dadurch werden Emotionen ungefiltert und viel intensiver erlebt als bei normalen Menschen.

Krankheit
Die Krankheit selbst ist nicht vererbbar, wohl aber die Veranlagung des Gehirns. - depositphotos

Hinter der Borderline-Störung verbergen sich oft traumatische Erlebnisse in früher Kindheit. Etwa 1,5 Prozent der Schweizer Bevölkerung leidet an dieser schweren Persönlichkeitsstörung.

Häufig liegen ihm sexueller Missbrauch und körperliche Gewalt zugrunde, aber auch Erfahrungen wie ein hässlicher Scheidungskrieg der Eltern.

Das Borderline wird in der Regel im Erwachsenenalter diagnostiziert. Mit fortschreitendem Alter können sich die Symptome beruhigen.

Borderline
Aktuell wird das Borderline-Syndrom durch die beiden Klassifikationen ICD-10 und DSM IV festgelegt. - depositphotos

Bei Verdacht auf Borderline wird der Hausarzt einen Psychiater hinzuziehen. Die eigentliche Störung kann dann im Rahmen einer Psychotherapie ambulant oder in schweren Fällen auch stationär behandelt werden.

Diese Symptome deuten auf Borderline hin

Nach der Klassifikation ICD-10 der WHO gibt es einige typische Merkmale für Borderliner wie explosive unkontrollierte Wutanfälle und Gewaltausbrüche.

Eine fehlende Impulskontrolle führt zu verschiedenen gefährlichen Handlungen und häufig zu Selbstverletzungen. Mit diesen versuchen Betroffene die eigene innere Anspannung abzubauen.

Borderline
Häufig leiden Betroffene unter Selbstverletzungen. - depositphotos

Impulsive Handlungen können beispielsweise teure Spontankäufe sein, rücksichtsloses Rasen auf den Strassen oder wilde Partynächte mit Alkohol, Drogen und Sex mit Fremden.

Borderliner neigen überdurchschnittlich häufig zu Selbstmordgedanken, da der Suizid als einziger Ausweg aus der ständigen Spannung scheint.

Da das Syndrom meist durch traumatische Kindheitserfahrungen ausgelöst wird, neigen Borderliner zum Klammern. Sie haben panische Angst, verlassen zu werden. Typisch ist auch die Neigung, neue Bekannte zunächst zu idealisieren und später tief enttäuscht fallen zu lassen.

Zwischen diesen schwarz-weissen Extremen gibt es kein Mittelfeld.

Das Borderline-Syndrom kommt selten alleine

Durch das impulsive zügellose Verhalten kommt es oft zu weiteren psychischen Erkrankungen wie Essstörungen, vor allem bulimische Fressattacken. Auch Suchterkrankungen sind häufig, da Alkohol und andere Drogen als hilfreiche Betäubung wahrgenommen werden.

Die Unfähigkeit, mit Stress und Krisen umzugehen, führt zu immer weiteren Krisen.

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Das Borderline-Syndrom kommt selten alleine. - depositphotos

Dazu haben Borderliner ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Nähe, doch das Umfeld ist mit ihrer Persönlichkeit meist überfordert.

Andere Menschen ziehen sich verstört zurück. Darunter leidet wiederum die betroffene Person.

Behandlungsmöglichkeiten für Borderliner

Früher galt das Borderline-Syndrom als hoffnungsloser Fall. Heute kann die moderne Psychiatrie mehrere Auswege bieten.

Meist wird zunächst die dialektisch-behaviorale Therapie (DBT) eingesetzt, die sich aus der kognitiven Verhaltenstherapie ableitet. Dabei lernen Borderliner Akzeptanztechniken und Gelassenheit.

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Früher galt das Borderline-Syndrom als hoffnungsloser Fall. - depositphotos

Bei der psychodynamischen Therapie liegt das Augenmerk darauf, Betroffenen einen realistischeren Umgang mit sich selbst und anderen Personen zu ermöglichen.

Diese zielt vor allem darauf ab, gestörte Beziehungen zu reparieren und dem Borderliner so ein besseres soziales Netz zu schaffen.

Dazu werden die traumatischen Erlebnisse, die das Borderline-Syndrom ausgelöst haben, im Rahmen einer Psychotherapie behandelt und verarbeitet. Alte Denkmuster werden durchbrochen und durch neue ersetzt.

Hilfe für Betroffene und Angehörige

Je nach Schwere der Erkrankung wird das Borderline-Syndrom ambulant oder stationär behandelt. Eine stationäre Aufnahme ist vor allem bei Begleiterscheinungen wie Suchterkrankungen oder schweren Depressionen mit akuter Suizidgefahr sinnvoll.

Angehörige
Hilfe für Betroffene und Angehörige ist wichtig. - depositphotos

Begleitend zur Behandlung besteht die Möglichkeit der Teilnahme an Selbsthilfegruppen für Betroffene und auch für Angehörige. Diese können sich in Gruppen treffen, austauschen und Hilfe suchen.

Erste Anlaufstellen sind das Netzwerk Angehörigenarbeit Psychiatrie und die Stiftung Pro Mente Sana.

Keine Heilung möglich

Das Borderline-Syndrom ist nicht heilbar. Mit zunehmendem Alter werden Wutausbrüche und impulsive unkontrollierte Handlungen meist seltener, dafür steigt das Risiko für Depressionen.

Mit Hilfe von Therapien und Medikamenten wie Antidepressiva und Antipsychiotika ist für Betroffene heute ein weitgehend normales Leben möglich – vorausgesetzt, sie leben in einem stabilen Umfeld mit Menschen, die ihnen trotz allem zur Seite stehen und Halt geben.

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