Warum Eltern heimlich essen – und was wirklich dahinter steckt

Kiran Iqbal
Kiran Iqbal

Bern,

Du gönnst dir heimlich Snacks ohne deine Kinder – im Auto, im Badezimmer oder auf dem Parkplatz? Damit bist du nicht allein.

Frau isst Burger
Zwischen Alltag und Verpflichtungen gönnen sich Eltern kurze, aber oft verborgene Genussinseln. - Depositphotos

Im Auto, zwischen Kindersitzen und zerknüllten Quittungen, greifst du unter den Sitz und findest einen versteckten Schokoriegel. Kein «richtiges» Essen – eher ein heimlicher Snack, wie der übergrosse Kaffee vor dem Büro oder der doppelte Cheeseburger auf dem Parkplatz.

Während draussen der Alltag weiterläuft, gönnst du dir im Verborgenen eine kurze Auszeit. Das Phänomen ist auch bekannt als «Revenge Meal»: Eltern holen sich damit symbolisch etwas zurück, das sie im Alltag oft vermissen – Zeit, Genuss oder Kontrolle.

Kontrolle zurückgewinnen – ein Akt der Selbstfürsorge

Das geheime Naschen ist mehr als Appetit oder Hunger. Es geht um Kontrolle und ein Stück Selbstbestimmung.

Person isst Pommes im Auto
Viele Mütter und Väter tun es: Sie vernaschen heimlich ihren Lieblingssnack, etwa im Auto. - Depositphotos

Eltern geben im Alltag oft alles für ihre Kinder und stellen deren Bedürfnisse an erste Stelle. Die eigenen Wünsche und das eigene Wohlbefinden geraten dabei schnell in den Hintergrund.

Ein heimlicher Snack wird so zur kleinen Rebellion gegen den ständigen Verzicht. Es ist ein Akt der Selbstfürsorge, auch wenn er nicht immer bewusst als solcher wahrgenommen wird ‒ für viele Eltern ist es auch ein Ventil, um den täglichen Druck abzubauen.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache

Laut aktuellen Umfragen priorisieren acht von zehn Eltern die Ernährung ihrer Kinder deutlich über die eigene. Sie kochen ausgewogen für die Familie, verzichten selbst aber oft auf Mahlzeiten oder essen hastig zwischendurch.

Zwei Drittel berichten, dass sie verschiedene Gerichte für unterschiedliche Familienmitglieder zubereiten. Das kostet Zeit und Energie – und am Ende bleibt für sie selbst nur ein schneller Snack im Versteck.

Die Folge: Viele Eltern greifen zu ungesunden Lebensmitteln, um sich kurzfristig zu belohnen oder Stress abzubauen.

Wege aus dem Kreislauf

Das Verhalten ist kein Zeichen von Schwäche oder mangelnder Disziplin. Doch auf Dauer führt dieses Muster oft zu Schuldgefühlen und belastet das Verhältnis zum Essen.

Mann und Frau auf dem Sofa mit Popcorn
Regelmässige Auszeiten und Genussmomente helfen Eltern dabei, Stress bewusst abzubauen. - Depositphotos

Frag dich ehrlich: Was fehlt dir wirklich – Nahrung, Ruhe oder Wertschätzung? Regelmässige Mahlzeiten und kleine Genussmomente sind zudem auch für Eltern wichtig und dürfen selbstverständlich sein.

Statt heimlich zu essen, gönn dir bewusste Pausen – mit einem guten Snack, Musik oder einem kurzen Spaziergang. Sprich offen mit deinem Partner oder vertrauten Personen über deine Bedürfnisse und hole dir bewusst Unterstützung, wenn der Alltag zu viel wird.

Mehr zum Thema:

Kommentare

User #1358 (nicht angemeldet)

ich weiss, warum ich keine kinder habe. aber auch meine pferde und mein hund missgönnen mir mein essen.

User #1286 (nicht angemeldet)

Ist die Frau auf dem Foto etwa Meghan? Passen würde es. Sogar für einmal mit dem Thema.

Weiterlesen

Kind beim Essen
3 Interaktionen
Familie
Stress Schokolade Lust Zwang
5 Interaktionen
Nau.ch Foodies

MEHR AUS STADT BERN

Farbanschlag
18 Interaktionen
In Bern
Muri bei Bern
Zoë Më ESC 2025
9 Interaktionen
Singer-Songwriterin
Andrea Zryd Fanarbeit
35 Interaktionen
«Richtige Richtung»