Mal im Ernst: Bei diesen Themen sollten Eltern niemals lügen

Maike Lindberg
Maike Lindberg

Bern,

Ehrlichkeit schafft Vertrauen: Bei Gesundheit, Tod, Herkunft, Sexualität und mehr sollten Eltern niemals lügen – für starke, selbstbewusste Kinder.

lügen eltern
Lügen ist menschlich, doch es gibt Themen, bei denen Eltern immer offen und ehrlich gegenüber ihren Kindern sein sollten. - Depositphotos

Kinder orientieren sich stark an den Worten und Handlungen ihrer Eltern. Ehrlichkeit bildet daher die wichtigste Grundlage für Vertrauen und Sicherheit zwischen den Generationen.

Wenn wir unsere Kinder anlügen, schwächen wir nicht nur ihre Bindung zu uns, sondern auch ihr Urvertrauen in die Welt. Gerade bei sensiblen Themen wirkt eine Lüge oft verletzender als die Wahrheit selbst.

Eltern sollten deshalb bewusst entscheiden, in welchen Bereichen Ehrlichkeit unverzichtbar ist. Denn Kinder können mit Wahrheit wachsen, solange sie liebevoll vermittelt wird.

Gesundheit und Krankheit

Kinder haben ein feines Gespür dafür, wenn etwas nicht stimmt. Werden Sorgen verschwiegen, beginnen sie selbst Vermutungen anzustellen.

Wenn es um ernsthafte Krankheiten in der Familie geht, sind klare, altersgerechte Erklärungen wichtig. Schweigen nährt dagegen Unsicherheit und Misstrauen.

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Eine schwere Erkrankung vor seinen Kindern zu verheimlichen, kann die Beziehung nachhaltig beeinflussen. - Depositphotos

Auch bei eigenen Arztbesuchen der Kinder sollte man ehrlich sein. Ein Termin zum Blutabnehmen ist schlimmer, wenn es unerwartet passiert, als wenn man vorher darüber geredet hat.

Sexualität und Aufklärung

Kinder sollten früh die richtigen Begriffe für ihre Geschlechtsteile lernen. Klare Sprache vermittelt Selbstbewusstsein und fördert ein gesundes Verständnis von sich selbst und seinem Körper.

Altersgerechte Aufklärung über Sexualität verhindert Verwirrung und Schamgefühle. Kinder verstehen so, dass ihr Körper wertvoll und schützenswert ist.

Werden Geschlechtsteile klar benannt, können Kinder sich besser mitteilen. Das erschwert Tätern ihr Vorgehen und beugt sexuellen Übergriffen vor.

Tod und Verlust

Der Tod gehört zum Leben, und Kinder spüren auch hier, wenn etwas nicht stimmt. Lügen erschweren ihre natürliche Trauer.

Begriffe wie «schlafen» oder «weggegangen» führen oft zu Missverständnissen. Besser ist eine klare, einfühlsame Sprache.

Offenheit über Verlust gibt Kindern Halt. So lernen sie, Trauer zu verstehen und selbst gesunde Abschiedsrituale zu entwickeln.

Herkunft und Familie

Die eigene Herkunft prägt ein Kind ein Leben lang. Deshalb sollte über Familiengeschichten niemals eine falsche Version erzählt werden.

Adoption oder Samenspende sind sensible Themen, die frühzeitig und ehrlich angesprochen werden sollten. Heimlichkeiten machen Kinder misstrauisch.

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Das Wissen über die eigene Herkunft ist ein zentraler Pfeiler in Bezug auf die Identitätsbildung eines Kindes – eine Samenspende oder Adoption sollten nicht verheimlicht werden. - Depositphotos

Kinder spüren, wenn Identitätsthemen unausgesprochen bleiben. Ehrliche Gespräche ermöglichen Stolz und Selbstbewusstsein über ihre Herkunft.

Geld und finanzielle Probleme

Auch wenn Geld ein kompliziertes Thema ist, sollten Kinder die Wahrheit kennen.

Eltern können finanzielle Schwierigkeiten altersgerecht erklären. So lernen Kinder, verantwortungsvoll mit Geld und Konsum umzugehen.

Wer Finanzprobleme verschweigt, überfordert Kinder später mit der Realität. Ehrliche Einblicke bereiten sie klug auf ihr eigenes Leben vor.

Trennung und Beziehungsprobleme

Trennen sich Eltern, wollen Kinder die Gründe verstehen. Lügen oder Ausreden machen die Situation für sie oft nur schlimmer.

Altersgerechte Erklärungen beugen Schuldgefühlen bei Kindern vor. Gerade in Krisenzeiten brauchen sie Klarheit und Sicherheit.

Auch Konflikte innerhalb der Partnerschaft sollten nicht verschönert werden. Ehrlichkeit gibt Kindern Orientierung trotz schwieriger Veränderungen.

Weltgeschehen und Gefahren

Kinder nehmen Nachrichten wahr und merken, dass die Welt nicht nur friedlich ist. Falsche Beschönigungen helfen ihnen nicht.

Über Krisen und Gefahren darf man ehrlich sprechen, angepasst an das Alter des Kindes. So lernen sie, die Realität zu verstehen.

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Viele ältere Kinder entwickeln im Hinblick auf das aktuelle Weltgeschehen Ängst und Unsicherheiten – Eltern können Kindern helfen, die Situation richtig einzuordnen. - Depositphotos

Ehrliche Worte geben Kindern Stärke und Vertrauen. Verheimlichung macht sie dagegen ängstlicher und unsicherer im Alltag.

Warum Ehrlichkeit immer zählt

Ehrlichkeit bedeutet nicht Schonungslosigkeit, sondern liebevolle Klarheit. Wahrheit darf und sollte dann kindgerecht vermittelt werden.

Kinder gewinnen durch ehrliche Gespräche innere Stärke. Sie wissen, dass sie ihren Eltern jederzeit vertrauen können.

Wo Eltern die Wahrheit teilen, entsteht ein stabiles Beziehungsfundament. Auf diesem Fundament entwickeln Kinder Mut, Selbstvertrauen und Lebensfreude.

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Kommentare

User #5588 (nicht angemeldet)

Kenne ein Mädchen, dass per Eizellspende in Spanien entstanden ist. Die Eltern erzählen es allen. Nur dem Kind nicht. Viel Spass den Eltern, wenn das Kind es von anderen Leuten erfährt. Mir tut die Kleine jetzt schon leid. Es ist nicht meine Familie / Verwandschaft. Darum halte ich mich da raus.

User #4260 (nicht angemeldet)

Urvertauen - sehr wichtig im späteren leben. Viel spass denen, die es fehlt

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