Eine Doula kann als Hebamme für die Seele betrachtet werden. Der Fokus der Geburtsbegleiterinnen liegt auf der seelischen Gesundheit.
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Die Frauenklinik des Berner Inselspitals bietet seit 2006 die hebammengeleitete Klinik-Geburt an: Das ist natürlicher und persönlicher als die arztgeleitete Entbindung. Eine erste Analyse zeigt, dass das Modell sicher ist. In Anspruch genommen wird es aber erst selten (Pressebild). - sda - Insel Gruppe
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Das Wichtigste in Kürze

  • Doulas sind professionelle Geburtsbegleiterinnen.
  • Ihr Schwerpunkt ist nicht der medizinische, sondern der "seelische" Bereich.
  • Sie kümmern sich um die seelische Gesundheit der Mutter vor, bei und nach der Geburt.

Neben einer Hebamme sind bei Geburten auch zunehmend Doulas anzutreffen. Sie beruhigen und beraten. «Doulas sind Hebammen für die Seele», fasst die Doula Denise Wilk ihren Beruf zusammen.

Eine Hebamme sei für die medizinischen Belange rund um die Geburt zuständig. Demgegenüber seien Doulas eine Art professionelle Freundin, die die Frauen bestärkten.

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Doulas unterstützen die Frauen nicht nur unter der Geburt, sondern auch während der Schwangerschaft. Eine Doula gilt als Hebamme für die Seele. - Christin Klose/dpa-tmn

Die Sozialpädagogin hat sechs Kinder zur Welt gebracht und begleitet seit 25 Jahren Frauen vor, bei und nach Geburten. «Als ich damit angefangen habe, gab es den Namen Doula noch gar nicht», erzählt sie.

In den USA habe sie den Beruf kennengelernt und für sich entdeckt.

Das Wort Doula kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie «Dienerin der Frau». Hier ist der Begriff erst seit etwa 15 bis 17 Jahren bekannt.

Durchgehende Betreuung ist für Hebamme nicht immer möglich

«Die Nachfrage ist sehr gross», sagt auch Melanie Schöne aus Stutensee (Baden-Württemberg), die seit 2008 Doulas ausbildet. Begonnen habe sie mit 16 Frauen im Jahr, nun seien es bis zu 220.

Sie hat einen Verein gegründet mit inzwischen rund 600 Mitgliedern. Diese müssen sich unter anderem an einem eigenen Ethik-Code und Doula-Knigge orientieren.

«Doulas sollten alle medizinischen Vorgehensweisen, Risiken und Nebenwirkungen sowie den kompletten Geburtsprozess kennen», sagt Denise Wilk.

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Doula Denise Wilk (links) und Mutter Nina Landes spielen mit den Kindern Vicky (acht Jahre alt) und Maximilian (ein Jahr alt). Wilk hat die Geburten der beiden Kinder begleitet. - Annette Riedl/dpa/dpa-tmn

Eine Doula dürfe dem medizinischen Personal zwar nicht «reingrätschen», könne den Frauen aber beratend zur Seite stehen. Dagegen hat eine Hebamme oft nicht genug Zeit, mögliche Interventionen ausführlich mit den Frauen zu besprechen.

«In Kreisssälen sind Hebammen nicht durchgehend anwesend, weil sie sich um mehrere Frauen gleichzeitig kümmern müssen», so Wilk. Dabei sei eine durchgehende Betreuung förderlich.

Seelische Gesundheit der Mutter

Der Hebammenmangel sei aber nicht unbedingt der Hauptgrund, sich eine Doula zu suchen, sagt Sylvia Fischer vom Doula-Verbund in Deutschland. Schon immer hätten Frauen im Kreis von Frauen geboren.

Nina Landes hat genau so eine Frau gesucht, als sie mit 26 das erste Mal schwanger war. «Ich habe mit dem Thema Geburt damals noch keine Berührung gehabt und hatte ein bisschen Angst davor», erinnert sie sich.

«Ich fand die Idee interessant, eine Frau an der Seite zu haben». Diese würde sich um die seelische Gesundheit der Mutter kümmern. Dies sagt Landes, die bei drei Geburten von Denise Wilk begleitet wurde.

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Doula Denise Wilk (rechts) hat Nina Landes bei insgesamt drei Geburten begleitet. - Annette Riedl/dpa/dpa-tmn

«Sie hat mich immer unterstützt und nie versucht, mich umzustimmen oder ihre Sichtweise aufzudrängen». Dies berichtet die dreifache Mutter, die alle Kinder per Kaiserschnitt bekam.

Die Doula blieb mit ihr auch nach den Geburten mehrere Tage im Krankenhaus und half bei der Versorgung der Babys.

Betreuung privat bezahlen

In der Corona-Pandemie sei das eine besondere Herausforderung: Ihr jüngstes Baby bekam Landes 2020, und ihre Doula durfte nur mitkommen, weil sie als medizinisches Personal gezählt wurde. Doch das sei nicht immer so, erklärt Wilk.

«Die Frauen müssen sich oft für eine Begleitung entscheiden, entweder der Partner oder ich», so Wilk. Zunehmend wählten Mütter mit unproblematischen Schwangerschaften deshalb eine Hausgeburt.

Die kontinuierliche Betreuung durch eine Doula muss privat bezahlt werden. Zu den Paketen zählen in der Regel Vorgespräche, die Rufbereitschaft, die Begleitung während der Geburt und Gespräche nach der Geburt.

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