Auferstehung des Geckos: Autobauer Wiesmann

Maia Schmied
Maia Schmied

Bern,

Die Wiesmann GmbH, ein Hersteller von Luxussportwagen, hat eine bemerkenswerte und wechselvolle Geschichte hinter sich. Diesen Roadster müssen Sie kennen.

Wiesmann Thunderball
Wiesmann Thunderball: Vorbestellungen begannen im November 2022. Bereits im Februar 2023 war die gesamte Produktion des ersten Jahres ausverkauft. - Wiesmann Sports Cars GmbH

Wiesmann GmbH wurde 1988 von den Brüdern Friedhelm und Martin Wiesmann gegründet. Ihre ursprüngliche Idee war es, einen eigenen Sportwagen zu bauen, der die Ästhetik eines klassischen Roadsters mit der berühmten deutschen Produktqualität verbinden sollte.

Zunächst konzentrierten sie sich auf die Produktion von abnehmbaren Hardtops für Cabrios, bevor sie sich ihrem eigentlichen Ziel, dem Bau von Sportwagen, zuwandten.

Ein Gecko als Vorbild

Ein unverwechselbares Merkmal war und ist das Gecko-Logo. Geckos besitzen eine bemerkenswerte Haftfähigkeit auf glatten, senkrechten Oberflächen.

GT MF5
Schlüsselmodell der Marke: Der 2008 eingeführte, hochgelobte GT MF5. - Wiesmann Sports Cars GmbH

Die Gebrüder Wiesmann dachten sich, dass diese Eigenschaft eine gutes «Vorbild» für die eigene Markenidentität wäre. Trotz der hohen Wiedererkennung der Fahrzeuge war das Unternehmen selbst global eher unbekannt.

Dies stellte eine grundlegende Herausforderung für die kleine Nischenmarke dar. Zwar waren die Produkte visuell markant, doch die Markenbekanntheit reichte nicht über einen kleinen Kreis hinaus.

Erfolgsfaktor BMW

Ein entscheidender Faktor für Wiesmanns Existenz und Erfolg war die langjährige Partnerschaft mit BMW. Bereits seit 1993 bezog Wiesmann Motoren von BMW, beginnend mit Sechszylindermotoren für seine MF-Modelle.

Diese strategische Allianz war von immenser Bedeutung. Wiesmann hatte so den Zugang zu leistungsstarken Triebwerken, ohne die hohen Kosten für die Entwicklung eigener Antriebe tragen zu müssen.

Dies erlaubte es dem Unternehmen, seine begrenzten Ressourcen auf Design, Fahrwerksentwicklung und die handwerkliche Fertigung zu konzentrieren. Ohne diese Partnerschaft wäre das Geschäftsmodell des Kleinserienherstellers von Anfang an kaum tragfähig gewesen.

Blütezeit von Wiesmann

Nach den Anfängen im Hardtop-Bau verwirklichte Wiesmann seinen Plan, sich als angesehener Hersteller von handgefertigten Sportwagen ins Gespräch zu bringen. Ein Höhepunkt dieser Entwicklung war sich die Eröffnung der neuen, Fabrik in Dülmen (2008), die immerhin über 30.000 Besucher anzog.

Wiesmann produzierte über 25 Jahre hinweg rund 1.600 Sportwagen. Zu den Schlüsselmodellen dieser Ära gehörten der 2008 eingeführte GT MF5 sowie der 2009 vorgestellte Roadster MF4 und MF5.

Insbesondere der Roadster MF5 V10 war ein äusserst exklusives Modell, dessen Produktion auf nur 43 Einheiten limitiert war. Die Fahrzeuge zeichneten sich durch umfassende Individualisierungsmöglichkeiten im Innen- und Aussenbereich aus, verzichteten jedoch bewusst auf moderne Sicherheitsmerkmale wie Airbags.

Leistung aus Bayern

Die BMW-Motoren reichten von Sechszylinder- über V8- bis hin zu V10-Aggregaten. Der MF5 beispielsweise leistete 555 PS und bot ein Drehmoment von 680 Nm.

Die Fahrleistungen waren dementsprechend beeindruckend: Der MF4 beschleunigte in 4.6 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 291 km/h. Der MF5 erledigte den Sprint in 3.9 Sekunden und erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 311 km/h.

Typischerweise waren die Fahrzeuge Luxus-Segment angesiedelt, mit Preisen typischerweise weit über 100'000 Euro.

Konzeptionelle Hürden

Wiesmanns Branding als «Manufaktur» mit Personalisierungsoptionen war ein Kernbestandteil für einen Nischenmarkt, der Exklusivität suchte. Dieser massgeschneiderte Ansatz begrenzte jedoch naturgemäss das Produktionsvolumen – Schätzungen zufolge auf etwa 64 Einheiten pro Jahr.

Dies führte zu hohen Produktionskosten. Es mangelte an diversifizierten Einnahmequellen, wie sie bei grösseren Automobilherstellern üblich sind.

Somit hatte die auf Exklusivität ausgerichtete Manufaktur-Natur gleichzeitig eine erhebliche finanzielle Schwachstelle, die das Unternehmen anfällig für Marktschwankungen machte.

2009 – Katastrophenjahr

2009, wir erinnern uns: Zu dieser Zeit befanden wir uns alle noch in der Krise, ausgelöst durch die Lehman-Pleite. Infolgedessen hatten auch die Autohersteller mit einem Absatzeinbruch zu kämpfen.

Auch Wiesmann als kleiner Luxushersteller konnte sich dem Trend des allgemeinen Wirtschaftsabschwungs – trotz hoher Margen – nicht entziehen. Die Finanzkrise reduzierte das verfügbare Einkommen und das Vertrauen seiner Zielgruppe erheblich.

Ein starker Rückgang der Nachfrage nach nicht-essentiellen Luxusgütern, wie eben Wiesmann-Sportwagen, war die logische Folge.

Finanzieller Niedergang und Insolvenz (2013-2014)

Der Weg in die Insolvenz von Wiesmann war das Ergebnis einer Reihe sich verstärkender Probleme. Im März bzw. August 2012 verliessen die Firmengründer Friedhelm und Martin Wiesmann das Unternehmen.

Knapp ein Jahr später, am 16. August 2013, meldete Wiesmann Insolvenz an. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte das Unternehmen noch rund 110 Mitarbeiter. Die offizielle Begründung für den Insolvenzantrag war die Absicht, das Unternehmen «zukunftsorientiert aufzustellen», und es wurden Gespräche mit potenziellen Investoren geführt.

Doch die Bemühungen um eine Sanierung scheiterten. Am 10. Januar 2014 beschlossen die Gläubiger, hauptsächlich Banken und Zulieferer, das «vorläufige Ende» des Betriebs.

Übernahme und Neuanfang (ab 2016)

Nach der Schliessung im Jahr 2014 erlebte Wiesmann eine bemerkenswerte Wiederbelebung. Das Unternehmen wurde von Contec Global übernommen.

Die offizielle Akquisition der Wiesmann GmbH durch Contec Global erfolgte im Februar 2016. Die neuen Eigentümer kündigten öffentlich eine «achtstellige Summe» an, die in die Entwicklung und Produktion neuer Modelle investiert werden sollte.

Wiesmann Thunderball
Trotz des tiefgreifenden Wandels hin zu elektrischen Antrieben betont Wiesmann weiterhin seine «Made in Germany-Identität und seine handwerkliche Qualität. - Wiesmann Sports Cars GmbH

Dabei sollte die Fertigung weiterhin am ursprünglichen Standort Dülmen erfolgen. Ein entscheidender Aspekt der Wiedereröffnung im Jahr 2016 war die Rückkehr vieler früherer Ingenieure und Handwerker zu Wiesmann.

Neue Ära: «Project Thunderball»

«Project Thunderball» wird als Wiesmanns aussergewöhnliche Antwort auf die Elektrifizierungsrevolution bewertet. Das Fahrzeug wurde Ende April 2022 offiziell enthüllt.

Es verfügt über eine 800-Volt-Architektur mit zwei heckmittig montierten Elektromotoren. Die kombinierte Leistung beträgt 500 kW (680 PS) und liefert ein beeindruckendes Drehmoment von 1100 Nm.

Die Beschleunigung von 0-100 km/h wird mit beeindruckenden 2.9 Sekunden angestrebt. Der flüssigkeitsgekühlte Batteriepack hat eine maximale Kapazität von 92 kWh (83 kWh nutzbar) und wiegt etwa 500 kg.

Kommentare

User #1058 (nicht angemeldet)

Man kauft sich jetzt einen Hybriden und geniesst weiterhin das günstige autofahren denn die Preise an den Tankstellen sind immer noch am fallen, während die Steckdosenfahrer immer tiefer in die Tasche greifen müssen, siehe Preistarife an den Autobahn-Ladesäulen! Und mit der elektronischen Rekuperation hat man praktisch keinen Bremsenverschleiss mehr, die Bremsen halten fast ewig, mit dieser Technologie gewinnt man sogar Energie in Form von Strom zurück! So macht günstiges autofahren sogar noch mehr Spass als vorher.

User #5953 (nicht angemeldet)

⚠️VERBRENNER BEDEUTUNGSLOS⚠️ Norwegen auf Rekordniveau: Fast 97% Marktanteil für E-Autos im Juni. Norwegen bestätigt einmal mehr seine Vorreiterrolle im Bereich Elektromobilität: Im Juni 2025 erreichten rein elektrische Fahrzeuge einen Marktanteil von 96,9 Prozent. Verbrenner werden in dem Land faktisch gar nicht mehr verkauft. Verbrenner nur noch marginal Laut Angaben der norwegischen Straßenverkehrsbehörde OFV wurden im vergangenen Monat insgesamt 18.376 Neuwagen registriert - davon waren 17.799 vollelektrisch. Im Vergleich zum Juni 2024, als der E-Auto-Anteil bei rund 80 Prozent lag, bedeutet das einen Zuwachs von 3790 Elektrofahrzeugen. Fahrzeuge mit konventionellem oder teilelektrischem Antrieb spielen mittlerweile nur noch eine untergeordnete Rolle: Lediglich 577 der im Juni zugelassenen Neuwagen waren keine reinen Stromer - darunter 152 Plug-in-Hybride und 223 weitere Hybridmodelle. Im Jahresvergleich bedeutet das Rückgänge von 83,7 bzw. 89,1 Prozent. Der Marktanteil von Hybriden insgesamt sank innerhalb eines Jahres von 17 auf nur noch 2 Prozent.

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