Automobilgigant China: Wie alles begann ...

Maia Schmied
Maia Schmied

Der Dongfeng CA71 gilt als Meilenstein der chinesischen Industriegeschichte: Es war das 1. Auto aus der eigenständigen Automobilproduktion des Landes.

Dongfeng CA71
Die Designer integrierten jedoch traditionelle chinesische Motive, wie einen goldenen Drachen als Kühlerfigur und Rückleuchten, die chinesischen Laternen nachempfunden waren. - Chinacarhistory (Screenshot)

Der Dongfeng CA71 wird oft als «1. China Auto» bezeichnet. Er ist ein prägnantes Symbol für Chinas industrielle Ambitionen und den Beginn seiner eigenständigen Automobilproduktion.

Im Jahr 1958, während einer Phase tiefgreifender gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Umwälzungen, rollte dieser Mittelklasse-Luxuswagen aus den Hallen der «First Automotive Works» (FAW) in Changchun.

Dongfeng CA71
Der Dongfeng CA71, obwohl nur in sehr geringer Stückzahl produziert, wurde intensiv für Propagandazwecke eingesetzt. - Chinacarhistory (Screenshot)

Seine Entstehung war ein direktes Ergebnis des «Grossen Sprungs nach vorn». Diese nationale Kampagne sollte China in kürzester Zeit von einer Agrargesellschaft in eine Industrienation überführen.

Chinas ehrgeiziger Aufbruch in die Industrie

Die Produktion eines eigenen Personenkraftwagens war ein prestigeträchtiges Ziel, das die technologische Reife und Unabhängigkeit des Landes demonstrieren sollte. Die FAW, 1953 mit sowjetischer Unterstützung gegründet und ursprünglich auf Nutzfahrzeuge spezialisiert, erhielt den Auftrag, dieses ehrgeizige Projekt zu verwirklichen.

Dongfeng CA71
Der Name «Dongfeng» (Ostwind) soll eine direkte Anspielung auf Maos berühmten Ausspruch «Der Ostwind überwiegt den Westwind sein. - Chinacarhistory (Screenshot)

Der erste Prototyp der Dongfeng CA71 wurde am 12. Mai 1958 fertiggestellt, nur wenige Monate nach Beginn der Kampagne. Dieses Tempo zeigte den damaligen politischen Druck auf, schnelle und sichtbare Erfolge zu erzielen.

Das Fahrzeug sollte nicht nur ein Transportmittel sein, sondern auch ein nationales Symbol für den Fortschritt und das Selbstvertrauen Chinas.

Design, Technik und handwerkliche Fertigung

Das Design und die technische Basis der Dongfeng CA71 waren eine Mischung aus internationaler Inspiration und chinesischer Anpassung. Das Fahrgestell und der 1,9-Liter-Vierzylinder-Reihenmotor wurden durch Reverse Engineering vom deutschen Mercedes-Benz W120 (bekannt als «Ponton») übernommen.

Dongfeng CA71
Dongfeng CA71: Berichten zufolge war der Drachenkörper sogar mit reinem Gold überzogen. - Chinacarhistory (Screenshot)

Die Karosserie wiederum orientierte sich am Stil der französischen Simca Vedette, wies aber auch Ähnlichkeiten mit dem zeitgenössischen Ford Zephyr Mk2 auf. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Integration chinesischer Designelemente gewidmet, die dem Fahrzeug eine unverwechselbare Identität verliehen.

Ein vergoldeter Drache zierte prominent den Kühlergrill, während die Rücklichter in der Form traditioneller chinesischer Laternen gestaltet waren. Der Motor des CA71 leistete 70 PS (52 kW) und ermöglichte eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h. Die Fertigung war grösstenteils handwerklich geprägt. Bleche wurden von Hand gehämmert und geformt, da moderne Presswerke und Fertigungsstrassen noch fehlten.

Begrenzte Produktion und historische Bedeutung

Die Produktion der Dongfeng CA71 war auf eine sehr kleine Stückzahl begrenzt, Schätzungen zufolge wurden nur etwa 20 bis 30 Exemplare gebaut. Diese Fahrzeuge wurden primär für Propagandazwecke eingesetzt und dienten als Repräsentationsfahrzeuge für hochrangige Beamte.

Heckleuchten
Laternen sind in der chinesischen Kultur ein traditionelles Symbol für Glück, Festlichkeit und Wohlstand. - Chinacarhistory (Screenshot)

Es ist bekannt, dass sogar der damalige Staatsführer Mao Zedong in einem dieser Fahrzeuge gefahren ist. Trotz seiner historischen Rolle als erstes vollständig in China produziertes Auto wurde der CA71 bald von der Hongqi CA72 abgelöst.

Heute sind nur noch wenige originale Exemplare des Dongfeng CA71 erhalten geblieben. Eines befindet sich im Hongqi Factory Museum in Changchun, ein weiteres im Luo Wenyou Classic Car Museum in Peking.

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Kommentare

User #5799 (nicht angemeldet)

Die Aussage verweist auf eine interessante Parallele: In den 1970er-Jahren wurden japanische Autos in Europa und den USA als billige Kopien belächelt – ähnlich wie chinesische Fahrzeuge noch vor zehn Jahren. In beiden Fällen unterschätzte man das Potenzial. Heute sind chinesische Hersteller in Schlüsselbereichen wie Elektromobilität und Batterietechnologie führend und setzen zunehmend internationale Standards. Der Vergleich zeigt: Technologischer Vorsprung ist nicht dauerhaft – wer Konkurrenten unterschätzt, riskiert, den Anschluss zu verlieren.

User #4814 (nicht angemeldet)

Haben früher schon alles abgekupfert.

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