Nach 31 Jahren hat Japan den kommerziellen Walfang wieder aufgenommen. Dafür werden Subventionen gestrichen. Für die Branche könnte es eng werden.
Walfang in Japan
Japanische Walfänger. - dpa
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit gestern jagt Japan wieder kommerziell Wale.
  • Damit fallen auch die Subventionen für die Branche weg.
  • Japan wird nicht mehr im Süd- und Nordpazifik die Meeressäuger jagen.

Die Wogen gingen hoch, als Japan letztes Jahr ankündigte, künftig wieder kommerziell Wale fangen zu wollen. Seit Sonntag ist Japan offiziell aus der Internationalen Walfangkommission ausgetreten, gestern wurden bereits zwei Zwergwale erlegt. Zum ersten Mal seit 31 Jahren.

Nicht, dass die Japaner zuvor keine Wale gefangen hätten. Trotz Verbots hat die Inselnation die Meeressäuger gejagt, offiziell zu Forschungszwecken. Unter diesem Deckmantel – so bezeichnete der Internationale Gerichtshof die Jagd – wurden seit 1986 23'000 Tiere erledigt. Nach der «wissenschaftlichen» Auswertung wurde das Fleisch im Handel zum Verkauf angeboten.

Kein Walfang im Süd- und Nordpazifik

Japan hat Ende 2018 angekündigt, mit der Einführung des kommerziellen Walfangs den Fang im Süd- und Nordpazifik einzustellen. Die umstrittene, auf Meerestiere spezialisierte Umweltschutzorganisation Sea Shepherd bezeichnete den Schritt als «grossartiges Weihnachtsgeschenk».

Neu wird nur noch in der Wirtschaftszone Japans gejagt, maximal 360 Kilometer von der japanischen Küste entfernt. Die deutsche Meeresbiologin Antje Boetius sieht das «eher» als Vorteil. «Denn vor Ort ist es einfacher, Quoten zu setzen und dann auch zu überprüfen», erklärt sie der «Zeit».

Walfang
Jahrelang gaben Japaner an, Wale für «wissenschaftliche Zwecke» zu fangen. - Keystone

Das Fischereiministerium hat für dieses Jahr eine Quote von 227 Walen erlassen. Unter dem «wissenschaftlichen» Programm wurden bis 330 Wale erlegt. «Das Ziel der japanischen Regierung ist eine nachhaltige Jagd», kommentiert die Meeresbiologin.

Subventionen fallen weg

Durch die Kommerzialisierung spart sich Japan jährlich 40 Millionen Dollar an Subventionen. Das dürfte es der Branche nicht leichter machen. Denn nur dank staatlicher Unterstützung konnten sich die Walfänger über Wasser halten.

Patrick Ramage, der Direktor des Meeresschutzprogramms der Tierschutzorganisation International Fund for Animal Welfare, sagte kürzlich in Tokio: «Das ist der Anfang vom Ende des Walfangs.» Wirtschaftlich spielt die Industrie für die Inselnation eine untergeordnete Rolle: Nur 300 Personen sind in diesem Sektor tätig.

Das war mal anders: Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Walfleisch für die damals ärmliche Bevölkerung von grosser Bedeutung. Es gehörte im Land, das unter Nahrungsmittelknappheit litt, zu einer wichtigen Proteinquelle. Gerade für ältere Generationen ist Walfleisch darum Teil der Identität.

Walfleisch hat kaum noch Bedeutung

Trotzdem: Wurden 1960 noch 200'000 Tonnen verzehrt, waren es in den letzten Jahren weniger als 5000 Tonnen. Das einspricht nur 0,1 Prozent des Fleischkonsums des Landes.

Walfang Walfleisch
Walfleisch wird in Japan immer unbeliebter. - Keystone

Die Jungen essen heute lieber Sushi. Die Nachfrage dürfte sich nicht ändern. Laufen in drei Jahren die Subventionen aus, wird der Preis für Walfleisch wohl steigen.

In einigen japanischen Küstendörfern hofft man, mit Walfleisch den Tourismus ankurbeln zu können. Merklich mehr Geld mit Touristen verdienen heute allerdings jene, die Wale nicht jagen. 115 Firmen an den Küsten Japans bieten heute Walsafaris an.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

WalfangkommissionHandelJagdRegierungWasserSubventionenDollarSushiWalfangWeihnachtsgeschenkVerkauf