Menschen mit Fluchthintergrund lassen die Besucherinnen und Besucher des historischen Museums Bern teilhaben an ihrer Sicht auf ausgestellte Objekte.
Museum (Symbolbild)
Museum (Symbolbild) - Unsplash

Fünf Männer und Frauen aus Syrien, Eritrea, Afghanistan und Iran liessen sich zu Museumsguides ausbilden.

In einem rund 60-minütigen Spaziergang durch die Dauerausstellung regen sie zu Gesprächen über Kultur, Geschichte, geteiltes Kulturerbe, Migration und Flucht an. «Multaka» nennt sich das Projekt, was auf arabisch sinngemäss Treffpunkt heisst.

Das Museum möchte damit zum Ort werden, an dem sich die Wege von Menschen mit unterschiedlichen Lebenswege kreuzen, Vergangenheit und Gegenwart verknüpft werden und Dialoge entstehen. Das schreibt die Institution in einer Mitteilung vom Mittwoch.

Im Herbst 2017 trat der Verein Multaka Bern mit der Idee an das Museum heran. Die Erziehungsdirektion sicherte einen Impulsbeitrag zu und so konnte das Projekt 2018 an die Hand genommen werden.

Deutsch und Mut

Die fünf angehenden Museumsguides wurden sechs Monate lang ausgebildet. «Mit Multaka wollen wir Empowerment leisten, die kulturelle Teilhabe von Geflüchteten stärken und durch die Schaffung von Begegnung mit Museumsgästen zu ihrer Integration beitragen», erklärte Museumsdirektor Jakob Messerli gemäss Mitteilung.

In Berlin existiert seit 2015 das Format «Multaka - Treffpunkt Museum». Es stand Pate für das Vorhaben am historischen Museum Bern. Das Berner Multaka-Projekt ist nach Angaben des historischen Museums das erste dieser Art in der Schweiz.

Als Grundvoraussetzung mussten die Museumsguides gute Deutschkenntnisse und eine grosse Portion Mut mitbringen. Die fünf Guides wählten Objekte des Museums aus, recherchierten Hintergründe, reflektierte ihre eigene Geschichte und jene des Museums. Zudem übten sie Auftrittskompetenz.

Vom antiken Saba an den Bielersee

Die fünf Multaka-Guides haben unterschiedliche Lebenswege. Marzieh Hosseini aus dem Iran ist Kunstmalerin. Sie regt dazu an, bestehende Bilder zu hinterfragen und zeigt auf, dass das vermeintlich «Fremde» vielleicht näher ist als wir meinen.

Farhad Haj ist syrischer Kurde. Als Jugendarbeiter hat er die «IntegrationsBrücke Bern» gegründet. Im Museum durchleuchtet er kritisch die Darstellung orientalischer Kultur und diskutiert über die politische Mitbestimmung in seiner Heimat.

Dania Murad ist Studentin und politische Aktivistin. Sie ist als Palästinenserin in Syrien aufgewachsen. Im Museum deckt sie Parallelen zwischen dem Schicksal und der Geschichte der Ureinwohner Nordamerikas und dem palästinensischen Volk auf.

Thomas Tesfaghiorghios stammt aus Eritrea und ist Archäologe. Früher forschte er zum antiken Reich von Saba, heute untersucht er die Pfahlbauten vom Bielersee. Anhand archäologischer Funde aus dem Kanton Bern verdeutlicht er, dass Migration schon seit jeher zum Menschsein gehörte.

Syam Yousufa stammt aus Afghanistan und ist angehender Hotelfachmann. Er verwebt Kindheitserinnerungen und Familiengeschichten mit den Objekten des Museums und reflektiert seine Geschichte vom Aufbrechen und Ankommen.

Die Spaziergänge mit den Multaka-Guides finden jeweils am Sonntag um 15 Uhr statt. Anlässlich der Lancierung zwischen dem 7. April und dem 5. Mai werden die Führung wöchentlich, später alle zwei Wochen angeboten. Das Angebot kann auch für Gruppen und Schulklassen gebucht werden.

www.bhm.ch/multaka

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