Bei sexuellen Übergriffen gibt es noch viel aufzuarbeiten

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Stadt St. Gallen,

Das Bistum St. Gallen hat 2002 als erstes in der Schweiz ein Fachgremium gegen sexuelle Übergriffe eingesetzt.

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Ansprechperson für Opfer war während 16 Jahren der Pfarrer Georg Schmucki. Nun gibt er die Aufgabe altershalber ab. Seine Bilanz: Es gibt noch viel aufzuarbeiten.

In der Karwoche 2002 hatte der damalige Bischof Ivo Fürer Schmucki mit der Gründung eines Fachgremiums gegen sexuelle Übergriffe beauftragt. Auslöser war die Verhaftung eines Pfarrers, der später wegen pädophiler Handlungen verurteilt wurde. Georg Schmucki zog für das Fachgremium kircheninterne und externe Fachleute bei.

Als Ansprechperson führte der Pfarrer Gespräche mit Opfern und Tätern. Diese wurden jeweils protokolliert, von den Betroffenen korrigiert und unterschrieben. Dies habe Vertrauen geschaffen, wird Schmucki in einer Mitteilung des Bistums zitiert: «Endlich nimmt mich jemand ernst und hört mir zu.«

Wie tief die körperlich-seelischen Verletzungen durch sexuellen Missbrauch bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen seien, habe ihn «immer wieder tief betroffen gemacht, schockiert und traurig gestimmt». Hinzu kamen die Verletzungen im Glauben, weil die Täter religiöse Vertrauenspersonen waren.

Sensibilisierung

"In der Zwischenzeit sind Präventionskonzepte ausgearbeitet worden, und in Kirche und Gesellschaft ist eine Sensibilisierung geschehen», sagt der Pfarrer, der sich inzwischen im Ruhestand befindet. «Aber noch viel zu wenig» würden die Zusammenhänge zwischen verdrängter Sexualität, Beziehungsunfähigkeit und klerikalem Machtverständnis vertieft studiert und aufgearbeitet.

Nun ist Schmucki aus dem Fachgremium zurückgetreten. Neue Ansprechperson ist Sepp Koller (49), Seelsorger am Kantonsspital St. Gallen. Zweite Ansprechperson bleibt Dolores Walser Balmer von der Caritas St. Gallen-Appenzell. Präsidentin des Fachgremiums ist Franziska Gschwend, Juristin im Bildungsdepartement.

Zurzeit ist das St. Galler Fachgremium nicht mit akuten Interventionen beschäftigt, wie das Bistum schreibt. Aktuell gibt es aber Gesuche an den Genugtuungsfonds der Schweizer Bischoskonferenz für Menschen, die zum Teil vor Jahrzehnten Opfer von Übegriffen waren und immer noch darunter leiden.

Verschärfte Meldepflicht

Die Schweizer Bischofskonferenz, die von Montag bis Mittwoch in St. Gallen tagt, will ihre Meldepflicht verschärfen. Sexuelle Übergriffe sollen künftig in jedem Fall zu einer Anzeige bei der Justiz führen, wenn es Hinweise auf ein Offizialdelikt gibt. Die Bischofskonferenz will ihre Direktiven entsprechend anpassen.

Sexuelle Übergriffe innerhalb der katholischen Kirche sorgen seit Jahren weltweit für negative Schlagzeilen. Auch in der Schweiz melden sich immer mehr Opfer, die von Kirchenleuten belästigt oder missbraucht worden sind. Im vergangenen Jahr kam es zu 65 neuen Meldungen, was ein markanter Anstieg ist.

Von 2011 bis 2016 waren es jährlich zwischen 11 und 24 Missbrauchsfälle. Höher war die Zahl mit 115 gemeldeten Übergriffen nur 2010, nachdem sich die Bischöfe bei den Opfern entschuldigt und sie dazu aufgerufen hatten, sich zu melden. Ein nochmaliger Aufruf der Bischöfe Ende 2016 führte dazu, dass 2017 erneut mehr Meldungen von Opfern eingingen.

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