Bund soll Velostrassen einführen
Städte sind von Pilotstrecken begeistert.

Velostrassen sind eine gute Sache: Zu diesem Schluss kommen die Stadt Luzern und vier weitere Schweizer Städte, die solche Strecken in einem Pilotprojekt getestet haben. Sie fordern nun, diese definitiv einzuführen. Doch beim Bundesamt für Strassen (Astra) ist man weniger euphorisch.
«Die Resultate aus den Pilotversuchen liefern keine eindeutigen Aussagen zur Zweckmässigkeit von Velostrassen», schreibt das Bundesamt in einem Schlussbericht zum Test. Die Städte Luzern, Basel, Bern, St. Gallen und Zürich hatten von August 2016 bis Oktober 2017 acht Pilotstrecken bewilligt erhalten, das Astra wertete die Testergebnisse aus.
Vortritt für Velos
Die Stadt Luzern gestaltete die Taubenhaus-/Bruchstrasse zur Velostrasse um. Ziel ist eine komfortable und sichere Veloführung abseits der Hauptverkehrsstrassen. Gegenüber den einmündenden Quartierstrassen sind die speziell gekennzeichneten Velostrassen vortrittsberechtigt.
Die Messungen in Luzern hätten gezeigt, dass die Velofahrenden auf der Velostrasse nicht schneller unterwegs seien als vorher, teilte die Umwelt- und Mobilitätsdirektion am Dienstag mit. Auch die Autos seien trotz Aufhebung des Rechtsvortritts nicht schneller gefahren. Die Geschwindigkeit lag meistens bei den erlaubten 30 Kilometern pro Stunde, es kam zu weniger Tempoexzessen.
79 Prozent der Anstösser gaben an, dass ihnen die Idee der Velostrasse zusagt. Auch Fussgänger fühlten sich auf der Velostrasse sicher.
Luzern und auch die vier weiteren Städte ziehen daher eine durchwegs positive Bilanz. Der Veloverkehr werde komfortabler, ohne dass es bei den anderen Verkehrsteilnehmenden zu Qualitätseinschränkungen gekommen wäre. Das Unfallgeschehen auf den Pilotstrecken verlief demnach unauffällig. Die fünf Städte fordern den Bund auf, Velostrassen definitiv einzuführen.
«Astra auf der Bremse»
Die Pilotstädte kämen zu einem positiveren Schluss als das Astra, sagte der Luzerner Mobilitätsdirektor Adrian Borgula auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Man habe den Eindruck, das Bundesamt stehe auf der Bremse. Die Velopolitik sei im Astra wohl weniger gut verankert als in den Städten, die sich täglich mit Herausforderungen auf engstem Raum konfrontiert sähen.
Für eine breite Umsetzung der Velostrassen müsste in der Verordnung über die Tempo-30-Zonen vom Prinzip des Rechtsvortritts abgewichen werden. Dies stelle einen namhaften Eingriff ins bestehende Verkehrsregime dar und müsse insbesondere in Anbetracht der hohen Unfallzahlen beim Veloverkehr sorgfältig abgewogen werden, schreibt das Astra. Man werde die Ergebnisse der Pilotversuche mit den betroffenen Fachgremien und -verbänden umfassend diskutieren und dann über das weitere Vorgehen entscheiden.
Die Pilotstädte hingegen wollen die Velostrassen nun auf Bundesebene verankern, um sie zukünftig entsprechend planen und gestalten zu können. Insbesondere mit Blick auf den «Bundesbeschluss Velo», den die Stimmbürger Ende September 2018 angenommen haben, sei die Veloförderung voranzutreiben.
Bis zum definitiven Entscheid über die Einführung von Velostrassen dürfen die Pilotstrecken in Betrieb bleiben.