Eine Wiederauflage von «Carmen», eine Oper über schockierende Gewalt und die kritische Auseinandersetzung mit dem Star-Dirigenten Karl Böhm: Die Bregenzer Festspiele setzen auf die grosse Neugier des Publikums.
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Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen eröffnete am Mittwoch die 73. Bregenzer Festspiele. Vor rund 2000 Gästen erinnerte er an die unbedingte Freiheit der Kunst und die Rolle der Bürger. «Die Gesellschaft schlechthin muss es aushalten, dass Kunst frei ist.« Die liberale, offene Gesellschaft werde daran gemessen, was sie möglich mache, sagte der 74-Jährige. Die Festspiele dauern bis zum 20. August.

sda (vas)

Als erste Vorstellung stand am Abend die Oper «Beatrice Cenci» von Berthold Goldschmidt auf dem Programm. Regie führt der aus Rottweil stammende Johannes Erath. Die 1949 entstandene Oper um schockierende Skrupellosigkeit und Gewalt wurde erstmals 1988 konzertant in London aufgeführt. «Es geht darum, in einer Welt, die korrupt zu sein scheint, Werte wie Menschenwürde, Zivilcourage und Respekt hochzuhalten, um unsere Menschlichkeit nicht zu verlieren. Es geht um Selbstjustiz, wenn man das Gefühl hat, dass keine Gerechtigkeit mehr existiert, und um die Frage, ob Todesstrafe erlaubt ist», sagte Erath.

"Carmen» fast ausverkauft

Ab Donnerstag folgen insgesamt 29 Aufführungen der Bizet-Oper «Carmen» auf der Seebühne. Sie wird nach 2017 zum zweiten Mal gezeigt. 95 Prozent der insgesamt 210'000 Karten für die Seebühne sind bereits verkauft. Für «Beatrice Cenci» waren zum Festspielstart rund drei Viertel der Karten weg. Im kommenden Jahr wird statt «Carmen» die Verdi-Oper «Rigoletto» gezeigt.

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Zur Eröffnung der Festspiele am Bodenseeufer setzte sich Van der Bellen auch mit der Person des Star-Dirigenten Karl Böhm (1894-1981) auseinander. Böhm sei nicht nur «grossartiger Dirigent» und gefeierter Mozart- und Wagner-Interpret gewesen, sondern auch «williger Diener des Nationalsozialismus», meinte Van der Bellen. Bei den Festspielen analysiert Paulus Hochgatterers Stück «Böhm» den Dirigenten. Böhm war wegen seiner Nähe zu den Nazis von den Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg mit einem zweijährigen Auftrittsverbot belegt worden. Von 1954 bis 1956 wirkte er erneut als Direktor der Wiener Staatsoper und war mehrfach am Pult auch bei den Bregenzer Festspielen.

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