Warum Sie mehr Ballaststoffe brauchen, als Sie denken
Nach dem Essen nie richtig satt, ständig müde? Die Antwort könnte überraschend einfach sein: Ballaststoffmangel.

Wer kennt sie nicht, diese Tage, an denen man sich einfach schlapp und ausgelaugt fühlt? Oder die Momente, in denen der Heisshunger uns fest im Griff hat?
Solche Umstände könnten auf einen Mangel an Ballaststoffen hindeuten. Doch keine Sorge! Wir verraten Ihnen, wie Sie das Problem beheben können.
Die unsichtbare Kraft der Ballaststoffe
Ballaststoffe sind weit mehr als nur «Verdauungshilfen» – sie sind wahre Multitalente für Ihre Gesundheit, die in ihrer Wirkung weit über die Darmgesundheit hinausgehen und sogar Gehirn- und Stoffwechselgesundheit beeinflussen.
Der Begriff «Ballaststoffe» ist eigentlich ein Sammelbegriff für viele verschiedene Arten Nahrungsbestandteile, die sich alle unterschiedlich in Ihrem Darm verhalten. Präbiotika und resistente Stärke zum Beispiel fungieren als «Futter» für Ihre Darmbakterien und stimulieren die Produktion gesundheitsfördernder Verbindungen.

Beta-Glucane aus Hafer und Pilzen sind für ihre cholesterinsenkende Wirkung bekannt und helfen Ihrem Körper dabei, seinen Blutzuckerspiegel zu stabilisieren: Sie fangen Gallensäuren ein und verlangsamen die Aufnahme von Zucker.
Eine ballaststoffreiche Ernährung führt zur verstärkten Freisetzung von Peptid YY (PYY), einem Darmhormon, das dem Gehirn signalisiert, dass genug Nahrung aufgenommen wurde.
Wenn der Darm streikt – Verstopfung als Warnsignal
Ballaststoffe unterstützen die normale Darmtransitzeit und sorgen für regelmässige, problemlose Stuhlgänge. Das offensichtlichste Zeichen für Ballaststoffmangel ist denn auch: Verstopfung.
Wenn Sie Probleme beim Toilettengang haben, könnte das also ein deutlicher Hinweis auf zu wenig Ballaststoffe sein. Auch Hämorrhoiden können eine direkte Folge von chronischer Verstopfung und damit von Ballaststoffmangel sein.
Ihr Darm ist wie ein fein abgestimmtes System – ohne ausreichend Ballaststoffe gerät es aus dem Gleichgewicht. Die gute Nachricht: Mit der richtigen Ernährung lässt sich das Problem meist innerhalb weniger Wochen beheben.
Der Hunger, der nie verschwindet
Sie haben gerade eine vollständige Mahlzeit zu sich genommen und sind trotzdem schon nach kurzer Zeit wieder hungrig? Auch das ist ein Zeichen dafür, dass Sie mehr Ballaststoffe brauchen.

Wenn fermentierbare Ballaststoffe von Darmbakterien abgebaut werden, entstehen Verbindungen, die Hormone wie GLP-1 freisetzen. Diese Hormone sind wie natürliche Appetitzügler – fehlen die Ballaststoffe, bleibt auch dieses wichtige Signal aus.
Das Ergebnis: Sie essen mehr, als Ihr Körper braucht, und fühlen sich trotzdem nie richtig zufrieden.
Cholesterin ausser Kontrolle
Hohe Cholesterinwerte sind oft ein stiller Hinweis darauf, dass Ihre Ernährung zu wenig von den richtigen Ballaststoffen enthält. Denn bestimmte Ballaststoffarten, insbesondere Beta-Glucane, haben cholesterinsenkende Eigenschaften, wie die Wissenschaft nachweisen konnte.
Diese Nahrungsmittelelemente wirken wie kleine Schwämme in Ihrem Verdauungssystem und fangen Gallensäuren ab. Wenn diese Gallensäuren gebunden und ausgeschieden werden, muss Ihr Körper neue produzieren und verbraucht dabei das bereits vorhandene Cholesterin.

Wenn Ihre letzten Blutuntersuchungen erhöhte Cholesterinwerte gezeigt haben, könnte eine ballaststoffreiche Ernährung ein natürlicher Weg zur Verbesserung sein. Studien zeigen, dass bereits eine moderate Erhöhung der Ballaststoffzufuhr messbare Verbesserungen bewirken kann.
Wenn das Immunsystem schwächelt
Ständig erkältet oder anfällig für Infekte? Ihr Darmmikrobiom spielt eine entscheidende Rolle dabei, wie Ihr Immunsystem funktioniert. Etwa 40 Billionen Mikroben leben in Ihrem Darm, und 70-80 Prozent Ihres Immunsystems sind dort angesiedelt.
Diese Darmbakterien helfen dabei, Ihr Immunsystem zu trainieren, damit es angemessen auf Bedrohungen reagiert. Sie stehen in ständiger Kommunikation mit Ihren Immunzellen und lehren sie, zwischen harmlosen und gefährlichen Substanzen zu unterscheiden.
Wenn die Mikroben nicht genügend Ballaststoffe als Nahrung bekommen, müssen sie auf alternative Quellen zurückgreifen. Ballaststoffe sind eine der Hauptnahrungsquellen für Ihr Darmmikrobiom – fehlen sie, kann das Ihr Immunsystem schwächen.
Müdigkeit als stiller Hilferuf
Fühlen Sie sich trotz ausreichend Schlaf oft erschöpft und energielos? Ballaststoffe helfen dabei, den Blutzuckerspiegel zu regulieren und können der Schlüssel zu mehr Energie sein. Lösliche Ballaststoffe verbessern die Kontrolle des Blutzuckerspiegels, indem sie die Zuckeraufnahme verlangsamen.
Studien haben einen direkten Zusammenhang zwischen höherer Ballaststoffzufuhr und niedrigeren Müdigkeitswerten nachgewiesen. Wenn Ihr Blutzucker ständig Achterbahn fährt, fühlen Sie sich müde und haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren.

Stabile Blutzuckerwerte bedeuten stabile Energie über den ganzen Tag hinweg. Ihr Körper dankt es Ihnen mit mehr Vitalität und besserer Leistungsfähigkeit im Alltag.
Der richtige Weg zu mehr Ballaststoffen
96 Prozent der Erwachsenen erreichen nicht die empfohlene Ballaststoffzufuhr – Sie sind also nicht allein mit diesem Problem. Die gute Nachricht: Es ist einfacher zu beheben, als Sie denken.
Wichtig ist, die Ballaststoffzufuhr schrittweise über zwei bis vier Wochen zu erhöhen, damit sich Ihr Darm darauf einstellen kann. Darmbakterien passen sich sehr schnell an Ernährungsveränderungen an – bereits nach 24 Stunden sind erste Veränderungen messbar.
Achten Sie darauf, gleichzeitig mehr Flüssigkeit zu sich zu nehmen, da Ballaststoffe ausreichend Wasser brauchen. Wenn Sie Symptome wie Blähungen bemerken, reduzieren Sie die Menge an Ballaststoffen leicht und steigern Sie diese anschliessend erneut, jedoch langsamer.