Gesundheit Aargau: Früh erkennen, besser behandeln
Radiologische Diagnostik für Frauen ist heute präziser und zugänglicher denn je. So stärkt das KSA mit «Female Imaging» die Früherkennung.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Früherkennung ist auch bei Krankheiten an weiblichen Organen besonders wichtig.
- «Female Imaging»: Bildgebende Verfahren, ausgerichtet auf Diagnostik weiblicher Organe.
- Dabei spielen modernste Technik, Empathie und Erfahrung eine zentrale Rolle.
Jede achte Frau in der Schweiz erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs, jede zehnte an Endometriose. Auch Beckenbodensenkungen oder Tumorerkrankungen im Beckenbereich betreffen viele. Umso wichtiger ist eine präzise, frühzeitige Diagnostik. Genau hier setzt das Kantonsspital Aarau (KSA) mit seinem spezialisierten Angebot im Bereich «Female Imaging» (Bildgebung der Frau) an.
«Female Imaging steht für hochmoderne bildgebende Verfahren, die speziell auf die Diagnostik weiblicher Organe ausgerichtet sind», erklärt Dr. med. Simin Laures, Leitende Ärztin Radiologie und Leiterin gynäkologische Bildgebung. Dabei kommen nicht-invasive Methoden ohne Röntgenstrahlen wie die Magnetresonanztomographie (MRT) oder der Ultraschall zum Einsatz. So lassen sich Veränderungen an Gebärmutter, Eierstöcken, Harnblase und Beckenboden gezielt untersuchen – sei es bei Verdacht auf Endometriose, Myome (gutartige Gewebewucherungen in der Gebärmutter), Beckenbodenschwäche oder Inkontinenz. Auch Schmerzen im Beckenbereich sowie Komplikationen während einer Schwangerschaft oder im Wochenbett können zuverlässig abgeklärt werden.

Die Verfahren ermöglichen eine besonders diskrete, präzise und für die Patientinnen möglichst wenig belastende Abklärung. Durch diese Spezialisierung lassen sich auch komplexe Fälle besser erfassen und gezielt mit den behandelnden Gynäkologinnen und Gynäkologen besprechen. Female Imaging ist damit ein zentraler Bestandteil der heutigen Frauenmedizin – und trägt entscheidend dazu bei, die Lebensqualität betroffener Frauen nachhaltig zu verbessern.
Vom Tabu zur gezielten Diagnose
Viele Frauen leiden jahrelang unter Beschwerden, ohne die Ursache zu kennen. Endometriose zum Beispiel. «Im Durchschnitt dauert es ganze sechs Jahre bis zur Diagnose, weil Schmerzen bei der Menstruation verharmlost werden oder weil die Erkrankung schlicht zu wenig bekannt ist», erklärt Fachärztin Dr. Laures.
Beckenbodensenkungen und damit verbundene Inkontinenz würden hingegen immer noch vielfach tabuisiert – obwohl sie weit verbreitet seien. «Es ist wichtig, über diese Krankheitsbilder zu sprechen, und zwar spätestens während der Jahreskontrolle mit der Gynäkologin», betont ihre Kollegin Dr. med. Daniela Schwegler-Guggemos, Leitende Ärztin Radiologie und Leiterin Mammadiagnostik.
Mit Empathie und interdisziplinärem Denken
Female Imaging bedeutet nicht nur Technik. «Man muss sich auch Zeit nehmen. Fürs Gespräch, für die Fragen, für die Angst vor einer Biopsie», betont Dr. Schwegler-Guggemos. Gerade Brustuntersuchungen seien für viele Frauen emotional belastend. «Da macht es einen grossen Unterschied, ob sich eine Patientin gut aufgehoben fühlt», so Dr. Schwegler-Guggemos weiter.
Das Team arbeitet eng mit der Gynäkologie des KSA zusammen – sowohl in Aarau als auch mit dem Spital Zofingen. «Bilder kann jeder machen. Entscheidend ist, dass wir die Befunde im Austausch mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten einordnen. Das ist unsere Stärke», betont Dr. Schwegler-Guggemos. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit sei essenziell, gerade bei komplexen Befunden. Sie ermögliche eine individuell abgestimmte Diagnostik, die medizinisch präzise und gleichzeitig patientenorientiert ist.

Hinzu kommt ein hoher fachlicher Anspruch: «Ein Endometriose-MRT bei uns dauert bis zu 30 Minuten und folgt genauen internationalen Leitlinien», erklärt Dr. Laures. «Wichtig ist, dass sämtliche relevanten Beckenorgane – auch angrenzende Bereiche bis zum Zwerchfell – vollständig und in hoher Auflösung dargestellt werden. Nur so lassen sich auch kleine Endometriose-Herde erkennen.»
Starke wohnortnahe Versorgung
Female Imaging ist ein vergleichsweise junger Begriff in der Radiologie, aber einer, der sich etabliert. «Wir sehen die Entwicklung europaweit. Es gibt heute Weiterbildungen für Fachärztinnen und Fachärzte, die sich in diesem Bereich spezialisieren wollen und wir fördern dies bei uns aktiv», sagt Dr. Laures. Auch am KSA habe man den Anspruch, medizinische Standards zu setzen und gleichzeitig ein Bewusstsein für frauenspezifische Diagnostik zu schaffen.
Ein Meilenstein in der wohnortnahen Versorgung ist das neue Mammographiegerät mit 3D-Tomosynthese im Spital Zofingen. Seit April dieses Jahres müssen Frauen aus der Region für hochwertige Brustabklärungen nicht mehr nach Aarau reisen – die Versorgung ist nun gleichwertig und deutlich näher. Besonders bei Endometriose konnten so Wartezeiten massiv reduziert werden.
Zudem ist die Eröffnung eines Radiologiezentrums des KSA in Lenzburg im Jahr 2026 vorgesehen. Auch dort wird modernste Bildgebung im Bereich Female Imaging angeboten werden. Ergänzend dazu soll im Kanton Aargau ein kostenloses Brustkrebs-Screening für alle Frauen zwischen 50 und 70 Jahren eingeführt werden. Die Vorbereitungen laufen – und das KSA ist bereit.