Für viele Mädchen und Frauen sind Bildung, Selbstbestimmung und Gewaltfreiheit nicht selbstverständlich. Umso wichtiger sind Menschen, die sich dafür engagieren.
Mädchen für Gleichstellung
Die «Hena Girls Power Groups» in Indien setzen sich für die Rechte junger Mädchen ein, unter anderem dafür, dass die Minderjährigen nicht verheiratet werden. - World Vision
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Das Wichtigste in Kürze

  • Weltweit leiden Mädchen und Frauen an der Ungleichheit der Geschlechter.
  • Der Zugang zu Bildung ist erschwert, und sie erleiden häufig Gewalt und Diskriminierung.
  • Wir stellen Männer und Frauen vor, die sich für mehr Geschlechter-Gerechtigkeit einsetzen.

Noch immer sind Bildung, Arbeit, Selbstbestimmung und Gewaltfreiheit für viele Frauen und Mädchen keine Selbstverständlichkeit. Mit schwerwiegenden Folgen: Denn wer als Mädchen nicht in die Schule darf oder zwangsverheiratet wird, bleibt auch als Frau arm und unfrei.

Deshalb setzen sich Frauen und Männer weltweit für die Gleichstellung der Geschlechter ein.

Diese Helden und Heldinnen des Alltags kämpfen gegen Gewalt und Unterdrückung. Und sie setzen all ihren Mut und ihre Kraft dafür ein, eine gerechte und bessere Welt zu schaffen.

Was diese Menschen leisten, findet kaum Eingang in die Nachrichten. Wir geben deshalb Einblick in den Kampf für die Gleichstellung der Geschlechter in Indien, Afghanistan und Brasilien.

Power Girls setzen sich für Kinderrechte ein

Kinderheiraten nehmen in Indien seit Ausbruch der Coronapandemie kontinuierlich zu. Die Auswirkungen des Lockdowns treffen arme Familien besonders hart. Manche Familien fehlt sogar das Geld, um die Kinder zu ernähren.

Obwohl nicht geplant, scheint es für manche Familien in der Krise der einzige Ausweg zu sein, die minderjährige Tochter zu verheiraten. Denn so muss ein Kind weniger zu Hause versorgt werden.

Hena Power Girls
Die Hena Power Girls klären in ihrer Gemeinschaft über Kinderrechte und Kinderhochzeiten auf. - World Vision

Hier kommen die «Hena Girls Power Groups» ins Spiel. Diese Mädchengruppen werden vom internationalen Kinderhilfswerk World Vision koordiniert. Die Teilnehmerinnen lernen, was Kinderrechte sind, und erfahren, was zu tun ist, wenn diese verletzt werden – zum Beispiel im Falle einer Kinderhochzeit.

Die Hena Girls sind fest in ihren Gemeinschaften verankert und zählen oft zu den ersten, die von einer geplanten Kinderhochzeit erfahren. Sie können die richtigen Stellen informieren, damit die Kinder geschützt und die Eltern in ihrer Not beraten und unterstützt werden.

Während der ersten zwei Monate im Lockdown konnten so allein im indischen Bundesstaat Westbengalen 13 Kinderhochzeiten rechtzeitig gestoppt werden.

Eine Lehrerin in Afghanistan kämpft für ihre Schülerinnen

Auch die Lehrerin Fariba Sedigi aus Herat in Afghanistan setzt sich gegen Kinderhochzeiten ein.

Die Mittdreissigerin achtet in ihrer Mädchenschule streng darauf, wer anwesend ist. Nicht etwa, weil sie vermeiden möchte, dass eines der Mädchen den Schulunterricht verpasst. Sie ist besorgt, dass die Mädchen als Minderjährige plötzlich verheiratet werden.

In Afghanistan wird ein Drittel der Mädchen noch vor dem Erreichen des 18. Lebensjahres verheiratet. Nur 14 Prozent haben die Möglichkeit, die Schule abzuschliessen. Dies schränkt ihre Zukunftschancen erheblich ein.

Fariba setzt sich gegen die Verheiratung minderjähriger Mädchen ein.

Fariba Sedigi möchte diesen Teufelskreis aus Kinderheirat, mangelnder Schulbildung und Armut durchbrechen. Sie spricht in ihrem Unterricht über die Gründe und Auswirkungen der Kinderhochzeiten.

Regelmässig trifft sie sich auch mit den Eltern, um sie davon zu überzeugen, die Mädchen ihre Ausbildung abschliessen zu lassen.

Die engagierte Frau hat im Laufe der Jahre dazu beigetragen, mehrere Kinderheiraten zu verhindern.

Frieden in den Slums von Brasilien

Eine ausgeprägte Machokultur und traditionelle Konzepte von Männlichkeit und Weiblichkeit prägen die Geschlechterrollen in Brasilien. Die fünfzehnjährige Samila aus Fortaleza in Brasilien braucht viel Mut für ihr Engagement.

Sie setzt sich in ihrer Nachbarschaft für Frieden und sichere Orte für Jugendliche ein.

Gewalt und Armut beherrschen das Leben in den Slums in Brasilien. Sogar der Weg von Zuhause in ein Jugendzentrum kann gefährlich werden. Aber gerade dort finden die Jugendlichen – und insbesondere Mädchen – einen sicheren Ort, um zu musizieren, zu tanzen oder sich einfach zu unterhalten.

Deshalb verteilen Samila und ihre Mitstreiter speziell gekennzeichnete Westen: Ein Zeichen an die lokalen Gangs, dass die Jugendlichen unbehelligt zum Zentrum kommen können.

Samila an einer Konferenz
Gewalt und Armut beherrschen das Leben in den Slums in Brasilien. Samila (links) setzt sich deshalb für Frieden und sichere Orte für Jugendliche in Brasilien ein. - World Vision

Samila hat sich die Unterstützung der Gemeinschaft erarbeitet, um mehr geschützte Räume für Mädchen und Jungen zu schaffen.

Dafür führte sie mit neun anderen Jugendlichen eine Untersuchung zu Gewalt, Diskriminierung, Rassismus, Gleichberechtigung der Geschlechter und Homophobie in der Gesellschaft durch. Die Resultate konnte sie sogar an den «European Development Days» 2019 vor 5'000 Menschen präsentieren.

Auch die Männer sind gefordert

Um die Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen, müssen auch Männer miteinbezogen werden. Das internationale Kinderhilfswerk World Vision hat deshalb sogenannte Männergruppen in mehr als 50 Ländern ins Leben gerufen.

In diesen Gruppen sprechen die Männer über ihre Beziehungen, Sorgen und Probleme. Zugleich können sie ihre Hoffnungen und Wünsche äussern.

In traditionellen Gesellschaften wie zum Beispiel in Indien herrschen starke Geschlechterrollen. Diese aufzubrechen ist schwierig. Oft müssen sich die Männer als Väter und Partner neu definieren, damit die Mädchen und Frauen als gleichberechtigt wahrgenommen werden.

Vater und Tochter
Mangay Lal und seine Tochter Mahima auf dem Schulweg. - World Vision

Dem Vater liegt die Bildung seiner Tochter heute sehr am Herzen. Er unterstützt sie auf ihrem Weg und ermutigt sie, sich nicht von gesellschaftlichen Grenzen behindern zu lassen.

Er motiviert auch andere Väter, die Mädchen ebenso ernst und wichtig zu nehmen wie die Jungen.

«Kinder haben Wünsche», sagt er. Seitdem ich bei dieser Gruppe bin, habe ich gelernt, dass wir diese kleinen Wünsche erfüllen und nicht einfach ignorieren sollten. Wir müssen Kindern und vor allem Mädchen zeigen, dass sie besonders sind, und dass wir sie schätzen.»

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