Während in New York der Prozess um den FIFA-Korruptionsskandal läuft, stellt sich Sepp Blatter den Fragen von TV-Moderator Roger Schawinski. Er habe sich damals nur einer Wiederwahl gestellt, weil kein anderer Kandidat vorhanden war.
«Richtige Freunde sind wenige übrig geblieben», gestand Sepp Blatter gestern im TV.
«Richtige Freunde sind wenige übrig geblieben», gestand Sepp Blatter gestern im TV. - Screenshot SRF
Sepp Blatter stellte sich gestern Abend den Fragen von Roger Schawinski.
Sepp Blatter stellte sich gestern Abend den Fragen von Roger Schawinski. - Screenshot SRF

Sepp Blatter (81) gab am Montagabend bei Roger Schawinski (72) sein erstes grosses TV-Interview seit seinem Sturz. «Mir geht es gut», sagte der ehemalige FIFA-Präsident zu Beginn der Sendung. Als erstes sprachen die beiden über Gianni Infantino (47), der sich nie mehr bei Blatter gemeldet hatte. «Das war ein Schlag», gestand Blatter. «Er war frisch gewählt, kam zurück und wir haben zusammen diskutiert. Ich sagte ihm, wir haben noch ein paar Punkte offen und er sagte mir, er käme darauf zurück.» Als Blatter nach einiger Zeit nachgefragt hatte, seien nur Antworten von Rechtsanwälten gekommen.

Wenn beim Prozess in New York ans Licht kommt, dass Schmiergeldzahlungen gemacht wurden, dann könnte die Fifa vom Zeugen zum Angeklagten werden. Die WM in Katar müsste abgesagt werden, so Schawinski. «Wird das passieren?», wollte der Moderator wissen. «Wer weiss, was die Zukunft bringt. Im jetzigen Moment steht Aussage gegen Aussage. Ich werde mich nie aufs Parkett wagen und sagen, was passieren wird», so der Walliser. «Das Gericht hat noch nicht entschieden, jetzt warten wir mal ab. Wenn das Gericht etwas entscheidet, dann ist es eine neue Situation.»

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Das Wichtigste in Kürze

  • Sepp Blatter spricht bei Schawinski über sein Ende bei der FIFA.
  • Mit seinem Nachfolger, Gianni Infantino, kommuniziert er offenbar nur noch über die Anwälte.

Schawinski sprach daraufhin den ominösen 27. Mai 2015 an. Der Tag, an dem die Handschellen klickten. «Sie haben gewusst, dass die Amerikaner auf die Fifa losgehen», erinnerte sich Blatter. «Das Schlimmste war, dass ich nicht informiert wurde. Auch nicht von den Schweizer Behörden. Man hätte mir sagen können: Achtung, in der FIFA ist was los. Die FIFA ist in Zürich, in der Schweiz, der Präsident ist ein Schweizer», fuhr Blatter fort. «Meine Welt wurde auf den Kopf gestellt.»

Schawinski wollte auch wissen, wieso Blatter kurz vor seinem Sturz abermals zur Wahl antrat. Ob seine Freundin Linda damals einer Rolle spielte? «Absolut falsch! Sie war sogar die erste, die gesagt hatte, mach nicht weiter.» Doch warum denn sonst? «Selbstüberschätzung? Grössenwahn? Dass du entgegen allen rationalen Gründen nochmals angetreten bist?» Blatter schüttelte den Kopf: «Weil kein anderer Kandidat da war.» Michel Platini (62) habe ihm auch nie angeboten, Ehrenpräsident zu werden.

Ob er zur WM 2018 nach Russland reisen wird? «Ja sicher werde ich gehen. Aber ich werde auch in andere Länder gehen, wenn ich eingeladen werde.»

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