Cristiano Ronaldos Drang zur Perfektion
Der Beste will er sein. Der beste Fussballer, der beste Vater. So jedenfalls kommt Cristiano Ronaldo rüber. Sein Geltungsdrang ist offensichtlich.
Das Wichtigste in Kürze
- Cristiano Ronaldo will der Beste sein – im Fussball und Privatleben.
- Der Vater von vier Kindern wurde bereits fünfmal zum Weltfussballer gekührt.
- Jetzt ist er mit dem Vorwurf der Vergewaltigung konfrontiert.
In Cristiano Ronaldos Leben soll alles perfekt sein. Er will so sein, auf dem Platz und eigentlich auch neben dem grünen Rasen. Als bester Fussballer will er in die Geschichte eingehen. Fünfmaliger Weltfussballer ist er schon, Europameister auch. Weltmeister wird er womöglich nicht mehr. Stolzer Vater von mittlerweile vier Kindern ist Cristiano Ronaldo, sieben will er. Sieben ist seine Zahl. CR7 ist Cristiano Ronaldos Markenzeichen.
Ein Leben voller Luxus, das in alles anderem als Reichtum begann. Ein Leben voller Glamour, das er sich auch durch grosse Disziplin ermöglichte. Ein Leben, in dem es auch dunkle Momente gab und in dem er sich nun mit 33 Jahren Vorwürfen ausgesetzt sieht, im Juni 2009 die heute 34 Jahre alte Amerikanerin Kathryn Mayorga vergewaltigt zu haben.
«Untersuchungen in Ruhe abwarten»
Ronaldo weist die Anschuldigungen entschieden zurück. «Mein reines Gewissen wird es mir erlauben, die Ergebnisse aller möglichen Untersuchungen in Ruhe abzuwarten», schrieb er am Mittwoch bei Twitter. «Vergewaltigung ist ein abscheuliches Verbrechen, das sich gegen alles richtet, was ich bin und woran ich glaube.» Er sei so entschlossen wie möglich, seinen Namen zu säubern, betonte der Portugiese.
Der bekam allerdings auch schon vorher Kratzer ab. Kurz vor dem Auftakt der Weltmeisterschaft in Russland, die für Ronaldo nach spektakulärem Beginn schon im Achtelfinale endete, hatte er seine Steuerprobleme mit der spanischen Justiz geklärt. Ronaldo hatte sich bereit erklärt, insgesamt 18,8 Millionen Euro an Nachzahlungen, Geldstrafe und Zinsen an den Fiskus zu leisten und eine Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung zu akzeptieren.
Hinzu kam in diesem Jahr der Abschied von Real Madrid, nachdem er die Königlichen zum historischen Champions-League-Hattrick geführt und seine persönliche Titelsammlung auf allein fünf in der europäischen Meisterklasse erhöht hatte. Wo Ronaldo ist, ist Erfolg meist nicht fern, die Liste seiner Rekorde und Triumphe wirkt endlos. Getrieben wird er von unbändigem Ehrgeiz.
Der Traum des besten Spielers der Welt
«Er hat ein Ziel, seit er ein Kind ist: der beste Spieler der Welt zu werden», sagte einmal Carlos Freitas, ehemaliger Sportdirektor von Sporting Lissabon, in einer Dokumentation des Senders Skysports. «Er ist abends noch allein in den Fitnessraum gegangen. Die Sicherheitskräfte mussten ihm sagen: «Geh' jetzt mal ins Bett»», erinnerte sich Freitas.
«Er ist eine Maschine. Er will nicht aufhören zu trainieren», erzählte während der WM Ronaldos ehemaliger Mitspieler Patrice Evra, beide kickten einst bei Manchester United. Als der Franzose mal von Ronaldo zum Essen eingeladen wurde, liess der Portugiese eher karge Gesundheitskost auftischen. Ein Leben zwischen Askese und Überfluss, Ronaldo fährt die teuersten Sportwagen und gleich mehrere davon stehen in seinem beeindruckenden Fuhrpark.
Dass er sehr gerne zeigt, was er hat, ist sicher keine Übertreibung. Sein durchtrainierter und muskelbepackter Körper zählt auch dazu. Dass ausgerechnet nach dem Bekanntwerden der schweren Vorwürfe aus den USA am Donnerstag in italienischen Zeitungen ganzseitige Werbungsanzeigen zu sehen waren, in denen Ronaldo sich einzig mit Unterhose bekleidet räkelte, erscheint wenig sensibel.
Demonstrative Unterstützung bekommt er in diesen Tagen von seiner Freundin Georgina Rodríguez. Die beiden haben eine gemeinsame Tochter, sie ist das jüngste der vier Kinder, die Ronaldo mit drei verschiedenen Müttern hat. Sein mittlerweile acht Jahre alter Sohn heisst Ronaldo Junior.
Die Inszenierung seines Sohnes
Und Ronaldo Senior inszeniert sich und seinen Sohn auch wie eine grosse und eine kleine Version des übergrossen Papas. Cristiano Ronaldo will für seine Kinder auch ein perfekter Vater sein. Einer, den er selbst so nicht hatte. «Er war nicht der Vater, von dem ich geträumt hatte», sagte Ronaldo einmal. 2005 war sein Vater gestorben, er war alkoholkrank.
Ehrgeiz, es besser zu machen. Stolz, so vieles schon erreicht zu haben - gepaart mit einer kaum abzustreitenden Eitelkeit. Das ist auch Ronaldo. Einer, der den Beleidigten geben kann. Der Preisverleihung zum Weltfussballer blieb er in diesem Jahr fern. Seine ehemaliger Mitspieler bei Real Madrid, Luca Modric, wurde gekürt.
Und Ronaldo leidet auch auf dem Platz. Er weinte bitterlich, als er im EM-Finale 2016 verletzt nach nicht einmal einer halben Stunde raus musste. Er trieb danach seine Mannschaft von der Seitenlinie zum Titel. Da war Ronaldos Welt perfekt.