Köppel ändert Haltung zu «Ehe für alle» wegen Regenbogen

Zuerst dafür, jetzt dagegen: SVP-Nationalrat Roger Köppel sorgt mit seiner Ablehnung der «Ehe für alle» für Empörung.

Roger Köppel unterstützte die «Ehe für alle» – nun wettert er in den sozialen Medien aus allen Rohren dagegen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • SVP-Nationalrat Roger Köppel ist dezidiert gegen die «Ehe für alle».
  • Vor einem Jahr war er noch dafür.
  • Jetzt vergleicht er die Homo-Ehe mit dem Heiraten von Tieren.

Die Vorlage für die «Ehe für alle» hat einen langen Weg hinter sich. 2013 wurde der Vorstoss der Grünliberalen eingereicht, letzten Dezember hat das Parlament Ja gesagt zu den Gesetzesänderungen. Am 26. September hat nun das Stimmvolk das letzte Wort, ob auch gleichgeschlechtliche Paare Ja sagen dürfen – zum Bund fürs Leben.

Zuletzt umstritten waren Punkte wie die Legalisierung der Samenspende und das Adoptionsrecht. SVP-Nationalrat Roger Köppel sorgt nun aber online für heftige Reaktionen, weil er sich schon am Begriff «Ehe» stört. Er setzt sich vehement gegen die «Ehe für alle» ein, obwohl er vor einem Jahr noch dafür war. Der Grund: Ihm wurde es zu bunt.

«Bekenne mich schuldig»

Er habe sich in den letzten Wochen immer wieder geärgert, erklärt Köppel gegenüber Nau.ch. Allianz-Arena in Regenbogenfarben (oder eben nicht), Widerstand der EU-Führung gegen Viktor Orbáns Gesetze bis zur EU-Auschlussdrohung deswegen. Bei solchem «zunehmend tyrannisch werdenden Pseudo-Konsens» will Köppel nicht mitmachen.

SVP-Nationalrat Roger Köppel besinnt sich seiner konservativen Werte. Die Tweets gegen die «Ehe für alle» generieren etwas mehr Aufregung als die Wiederentdeckung eines Stefan-Raab-Clips von - Screenshot Twitter

«Im Zuge der ganzen Regenbogen-Gender-Ideologie kommt eine Druckwelle und man wird fast dazu gezwungen, brav Männchen zu machen.» Damit sieht sich Köppel allerdings mit dem Vorwurf konfrontiert, eine 180-Grad-Kehrtwende vollzogen zu haben. Dass er vor einem Jahr noch dezidiert für die «Ehe für alle» war, streitet Köppel denn auch gar nicht ab. «Ich bekenne mich schuldig, meine Meinung geändert zu haben, aber es ist nicht verboten, klüger zu werden.»

Ehe zwischen Mann und Frau

Nach seinem Verständnis sei die Ehe zwischen Mann und Frau. Jetzt einfach die Bedeutung des Begriffs zu ändern, das lehne er ab. Für die rechtliche Gleichstellung brauche es den Begriff «Ehe» nicht.

Dass er genau diesen Punkt auch schon anders beurteilte, schiebt Köppel auf das Charisma von TV-Moderator Kurt Aeschbacher. Dieser kämpft für die «Ehe für alle» und will seinen Partner Leonardo dereinst heiraten.

Kurt Aeschbacher (l.) und sein Freund Leonardo Reinau wollen heiraten. - Screenshot SRF

Anlässlich eines Interviews im Februar 2020 habe ihn Aeschbacher von der Wichtigkeit des Worts «Ehe» überzeugt. Der Charme von damals scheint verflogen, doch ganz krebst Köppel doch nicht zurück. Auch Erlebnisse von Homosexuellen in seinem Bekanntenkreis haben ihn beeindruckt. So befürwortet er nach wie vor die Samenspende und Adoption bei gleichgeschlechtlichen Partnern.

Tiere und Cousinen heiraten

In den sozialen Medien erntet Köppel für seine Haltung dennoch massive Kritik. Gleichstellung ohne Ehe sei ja eben gerade dies nicht: Gleichstellung. Mit ein Grund für die Empörung der LGBT-Gemeinde dürfte auch sein, dass es Köppel nicht bei Wortklaubereien und Ehe-Definitionen belässt. So twittert der SVP-Nationalrat, in der Befürworter-Logik könne man ebenso gut auch ein Pferd oder einen Wellensittich heiraten.

SVP-Nationalrat Roger Köppel stemmt sich mit gewagten Vergleichen gegen die Ehe für alle. - Keystone / Screenshot Twitter

Die «Ehe für alle» als Sittenzerfall, der noch ganz andere Optionen zuliesse – und Köppel sogar erneut umstimmen könnte. Nämlich dann, wenn er konsequenterweise dann auch seine «superattraktive Cousine» heiraten dürfe. So diese denn existiert: Wir wissen leider nicht, ob Roger Köppel überhaupt Cousinen hat. Aber eine Frau und vier Kinder, die hat er.