Fabian Schär: «Die beste und schönste Saison meiner Karriere»

Fabian Schär hat die beste Saison seiner internationalen Laufbahn hinter sich. Der Newcastle-Star schwärmt von seinem Jahr mit Newcastle United.

Fabian Schär blickt auf eine erfolgreiche Saison bei Newcastle United zurück. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Fabian Schär glänzt in dieser Saison bei Newcastle als Stammkraft.
  • Im Interview schwärmt der Schweizer insbesondere von Trainer Eddie Howe.

Er war der erste Saisontorschütze der «Magpies». Mit seinem zehnten Treffer in gesamthaft 125 Premier-League-Partien lancierte Fabian Schär im August vor einem Jahr eine herausragende Saison.

«Das war der Büchsenöffner unserer Saison», meldet er mit viel Schalk in der Stimme aus dem euphorisierten Nordosten Englands. Im Interview mit Keystone-SDA spricht er auch über den Einzug in die Champions League und seine Pläne.

Fabian Schär hat sich als Stammkraft bei Newcastle United in der Premier League etabliert. - keystone

Seit Oktober 2021 sind saudische Investoren am Ball beim Newcastle United Football Club. Die verhältnismässig unauffälligen Klubchefs agieren smart und haben den studierten Sportmanager Fabian Schär auch in ökonomischer Hinsicht überzeugt: «Sie haben klug investiert.» Es wird nicht geklotzt, hochtrabende Ansprachen hielt keiner der Geldgeber. Von einer Realitätsverzerrung wie andernorts sei nichts spürbar.

Wie heftig sind die Reaktionen auf den ersten Champions-League-Vorstoss seit über zwei Dekaden ausgefallen?

«Wenn man bedenkt, wo wir vor ein paar Jahren standen, hätte uns niemand einen solchen Weg zugetraut. Die Fans schwelgen im siebten Himmel – und wir natürlich auch. Es ist unglaublich, dass wir unsere Pace in dieser starken Liga während einer ganzen Saison durchziehen konnten. Hut ab, Hut ab.»

Sie kennen diverse europäische Schauplätze und haben auf Ihrer Route nach oben ziemlich viel einstecken müssen.

«Für mich war es auch persönlich eine unfassbar gute Saison. Ich war nahezu in jedem Spiel verletzungsfrei.

Seit bald 15 Jahren gab es nur zwei Teams neben den Top 6, welche die Champions League erreicht haben. Leicester und wir. Das zu wissen, tut gut. Sich über 38 Spiele gegen diese Konkurrenten durchgesetzt zu haben, kann man kaum genug hoch einschätzen.»

Welchen Stellenwert hat der Erfolg mit Newcastle für Sie persönlich?

«Für mich war es die beste und schönste Saison meiner ganzen Karriere. Klar, die Zeit in Basel war ebenfalls wichtig. Aber mit Blick auf das ganz grosse Bild passt meine Einstufung. Ich habe mich nie zuvor an einem Ort wohler gefühlt als in Newcastle.

Schär (l.) schwärmt von seiner Zeit bei Newcastle United. - keystone

Die Zusammenarbeit im Team und mit dem Trainerstab ist beispiellos. Ich empfinde ein grosses Glücksgefühl und viel Dankbarkeit dafür, dass ich diese Phase miterleben darf.»

Sie kennen auch die Schattenseiten des Geschäfts – mit körperlichen Rückschlägen und anderen Turbulenzen in den früheren Klubs.

«Ich hatte schon früher immer mal wieder gute Momente. Aber die Konstanz über eine ganze Spielzeit fehlte. Nun kam ich in den berühmten Flow.

Es lief, es ging mir gut, der Coach schenkte mir das Vertrauen – das hängt immer alles zusammen. So gibt es wenig Raum für Probleme. Dazu habe ich viel investiert, hart gearbeitet.»

Ihr Coach Eddie Howe ist eine spannende Figur. Ein verhältnismässig junger Trainer mit einer beeindruckenden Erfahrung. Er führte Bournemouth von der dritten Klasse bis in die Premier League.

«Er ist der beste Trainer meiner Karriere. Es ist schwierig, ihn nur über einen Bereich zu definieren. Er hat so viele gute Facetten.

Seine Trainingslehre ist erstklassig, in keinem Meeting kommt auch nur der Hauch von Langeweile auf. Was er ansagt, hat immer Hand und Fuss. Extrem gut passt mir, wie er mir auf der persönlichen Ebene begegnet. Der Mensch ist ihm wichtig, das ist bei ihm eine überragende Komponente.

Er erkundigt sich auch mal an einem freien Tag bei einem Spieler; man kann mit ihm ganz private Angelegenheiten besprechen. Ich bewege mich bei ihm in einem sehr vertrauten Verhältnis.»

Sie stehen im fünften Jahr. Welchen Status beanspruchen Sie intern?

«Ich bin schon fast am längsten an Bord. Und da ich inzwischen praktisch in jeder Partie auf dem Platz stehe, steigt auch der interne Stellenwert. Ich bringe mich auch gerne ein, weil dieses Team kerngesund ist. Die vielen guten Charaktere vereinfachen das Innenleben auch enorm; der Spassfaktor kommt nicht zu kurz.»

Reicht das Zusammenspiel über den Platz hinaus?

«Es geht mir mehr um die bedingungslose Ehrlichkeit in der Garderobe. Man ist bereit, Dinge anzusprechen, um Veränderungen herbeizuführen. Niemand stellt sich über die Sache. Solche Prozesse, solche Strukturen im Kern einer Mannschaft sind in sportlich herausfordernden Phasen enorm viel wert.»

Im Herbst 2021 gab es in Newcastle eine Zäsur. Neue Geldgeber aus Saudi-Arabien haben den Verein übernommen. Viele Experten rechneten damit, dass die Magpies mit Geld überschwemmt würden und kein Stein auf dem anderen bliebe.

«Die neuen Besitzer haben sehr überlegt investiert und kluge Transfers getätigt. Von einem Kaufrausch war nichts zu spüren. Stattdessen wurden einige Mittel in die Infrastruktur gesteckt. Sie haben richtig gute Arbeit gemacht, der Strategiewechsel war nötig.»

Was wird künftig erwartet? Haben sich die Fans nach schwierigen Dekaden wieder an den guten Fussball gewöhnt?

«Momentan sind die Fans einfach nur dankbar. Sie tragen uns auf Händen. Jeder weiss, woher der Klub gekommen ist. Jahrelang musste Newcastle leiden.»

Auch in der Nati ist der Verteidiger eine feste Grösse. - keystone

Wie schwierig ist die Premier League zu spielen?

«Es ist die schwierigste und beste Liga der Welt, da ist sich jeder einig. Selbst Manchester City darf den Fuss nie vom Gaspedal nehmen. Mit ein, zwei Prozenten weniger reicht es nicht mehr. Es verlangt einem sehr viel ab.»

Wie anspruchsvoll war der Wiedereinstieg nach der WM-Enttäuschung?

«Es ging gut und einfach. Mir machte die Rückkehr Spass. Ich fand den Einstieg sofort wieder.»

Auf welchem Platz der Prioritätenliste steht das Nationalteam?

«Die Premier-League-Saison ist lang und hart. Viele unterschätzen die körperlichen und mentalen Anforderungen. Man muss eine gute Planung betreiben, um alles durchzustehen.

Ab und an wünschte ich mir wohl auch die eine oder andere Pause mehr, um die Batterien wieder aufzuladen. Aber beklagen möchte ich mich natürlich nicht – ich bin dankbar, diese beiden internationalen Optionen zu haben.»

Hat das 1:6 gegen Portugal im WM-Achtelfinal bei Ihnen lange nachgehallt?

«Es war nicht einfach, das alles so hinzunehmen. Es lief einiges nicht wie gewünscht. Mein Fokus verlagerte sich deshalb automatisch in Richtung Newcastle.

In der kommenden Saison spielt Fabian Schär mit Newcastle Champions League. - keystone

Aber klar, ich bin weiterhin stolz, für die Nationalmannschaft zu spielen. Momentan freue ich mich in erster Linie über das tolle Jahr mit meinem Klub.»

Und Sie geben im Herbst Ihr Comeback in der Champions League.

«Darauf freue ich mich riesig. In unserem Stadion wird eine atemberaubende Atmosphäre herrschen. Für mich geht ein nächster Traum in Erfüllung.

Vor einem Jahr hätte ich so etwas nicht einmal ansatzweise für möglich gehalten. Ein Jahr lang haben wir dem Druck der Grossklubs standgehalten.»

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Tabelle

Premier League (23.04.2024) Sp Tore Pkt
1. Manchester City 38 94:33 89
2. Arsenal 38 88:43 84
3. Manchester United 38 58:43 75
4. Newcastle 38 68:33 71
5. Liverpool 38 75:47 67
6. Brighton 38 72:53 62
7. Aston Villa 38 51:46 61
8. Tottenham 38 70:63 60
9. Brentford 38 58:46 59
10. Fulham 38 55:53 52
11. Crystal Palace 38 40:49 45
12. Chelsea 38 38:47 44
13. Wolves 38 31:58 41
14. West Ham 38 42:55 40
15. Bournemouth 38 37:71 39
16. Nottingham Forest 38 38:68 38
17. Everton 38 34:57 36
18. Leicester 38 51:68 34
19. Leeds 38 48:78 31
20. Southampton 38 36:73 25