«Wir bieten der Formel E gerne Asyl»
Trotz hoher Zuschauerzahlen hat die Formel E in der Schweiz eine ungewisse Zukunft

Nachdem am letzten Wochenende der zweite Schweizer E-Prix in Bern 130‘000 Zuschauer angezogen hat, hat der Zürcher Stadtrat das Gesuch für ein nächstjähriges Formel-E-Rennen auf dem Hönggerberg abgelehnt. Schweizer Formel-E-Fans dürfen 2020 dennoch auf ein heimisches Rennen hoffen: St. Moritz möchte in die Bresche springen.
«Wir bieten der Formel E gerne Asyl», so der St. Moritzer Gemeindepräsident Christian Jott Jenny. So hat der St. Moritzer Gemeindevorstand jüngst beschlossen, eine Absichtserklärung für ein Formel-E-Rennen 2020 in St. Moritz zu geben. Die Gemeinde ist auch bereit, den Organisator in der Planung und Umsetzung eines möglichen Formel-E-Rennens in St. Moritz zu unterstützen. Mit guten Gründen: Als Energiestadt ist es im Sinne von St. Moritz, das Thema Elektromobilität aufzugreifen. Hier brannte das erste elektrische Licht der Schweiz, das erste elektrische Tram der Alpen verkehrte schon 1896 zwischen St. Moritz Dorf und den Heilbädern von St. Moritz Bad. Zudem hat der Ort eine hohe Affinität zum Motorsport und organisiert pro Jahr über ein Dutzend Automobil-Events. Last but not least würde ein E-Prix im Juni 2020 die St. Moritzer Sommersaison perfekt lancieren – dies zu einer Zeit, in der «noch nicht viel los ist», sagt Jenny.
Bei den Schweizer Formel-E-Verantwortlichen zeigt man sich sehr erfreut über die Interessensbekundung aus St. Moritz. Pascal Derron, Chef der Swiss E-Prix Operations AG, die die Rechte für die Schweizer Formel-E-Rennen besitzt: «Ein Formel-E-Rennen in St. Moritz wäre einzigartig – es gibt kein anderes Bergerennen im Kalender. Darüber hinaus würden die Kulisse und die herausragende Hospitality-Infrastruktur von St. Moritz einen fantastischen Rahmen bieten.» Sollte sich das Interesse aus St. Moritz konkretisieren, sieht Derron einen St. Moritzer E-Prix nicht als Eintagsfliege: «Wir streben eine längerfristige Partnerschaft an, die auch Symposien und Festivals zum Thema Mobilität ins Zentrum stellt.»